„Modern Wicca“ – die Geschichte des „Alten Pfades“ (Buch in englisch)

Zwar wurde es bereits 2009 veröffentlicht, es hat aber bis heute nichts an Aktualität verloren, das Buch „Modern Wicca“ von Michael Howard (1948-2015). Der Wicca-Insider und zu Lebzeiten Herausgeber des „Cauldron“ Magazins verrät hier viel über die Anfänge von Wicca bis in die (fast) Gegenwart. Ein bisschen zu viel?

Die Geschichte eines Pfades

Und mit diesem „zu viel“ meine ich nicht die Geschichte und den Inhalt, aber die etwas mühsame Angelegenheit, das Howard fast mit zu vielen Namen und Verknüpfungen auftrumpft die zwar interessant sein mögen, die aber „Uneingeweihte“ mit der Zeit etwas gähnen lassen. Auch chronologisch wird etwas zu oft hin- und her gehüpft.

Aber damit hat sich das „Negative“ auch schon.

Denn Michael Howard schafft es die Geschichte der Tradition von den dogmatischen und teils sehr wirren Anfängen, über die grossen Umwälzungen in den 70er und 80er Jahren, bis zu dem Wicca das wir heute kennen hervorragend vorzustellen.

Durch seine Insider Kenntnisse erhalten einige Überlieferungen eine authentische Note und ebenso erfährt man einiges das einem im ersten Moment sauer aufstösst. Zum Beispiel die extrem homophoben Anfänge innerhalb der Tradition die erst in den 70ern aufbrachen (allerdings nicht bei allen Traditionalisten, wie man weiss).

Oder die Tatsache, dass man bei den Initiationen oft sehr flott vorging, wenn es den eigenen Interessen entsprach. So konnte ein Hohepriester oder eine Hohepriesterin durchaus jemanden innert eines Wochenendes initiieren, wenn man die Person als „geeignet“ einstufte. Und nein, nicht immer waren diese Schnell-Initianten auch schon vorab mit Wicca oder dem Hexentum in Berührung gekommen.

Man bekommt beim lesen des ersten Drittels fast ein wenig das Gefühl, als handle es sich bei den Anfängen um einen Herrenclub der es nicht einmal mit der – jetzt weit verbreiteten – Gleichberechtigung der Frau so ernst nahm auch wenn Hohepriesterinnen einen wichtigen Teil der Tradition darstellten.

Vieles wusste ich bereits, durch Kontakte und Gespräche oder über die Materialien die zur Verfügung standen. So ist mir durchaus bewusst, dass Wicca nicht als Naturreligion startete, sondern als stark von zeremonieller Magie und anderen Quellen geprägte Mysterien-Tradition ihrer Anfänge währte. Als Naturreligion startete sie erst in den 70ern dank innovativer und inspirierter Geister.

Ein durchaus eklektisches Sammelsurium präsentierte sich einem die ersten Jahrzehnte, das sich ebenso bei den Werken Aleister Crowleys bediente wie bei jedem Einfluss von dem Gardner Wind bekam und den er als passend erachtete. Man verdankt es vor allem Doreen Valiente und ihrer Zusammenarbeit mit Gardner und anderen Hexen, dass sich Wicca nicht festfuhr.

Auch die Reibereien und Machtspielchen unter „traditionellen“ und anderen Hexen die Titel für sich beanspruchten und Wicca wohl auch nutzten um ihr Ego aufzupolstern werden nicht ausgelassen. Und darum könnte man – wenn Howard es richtig darstellt – fast eine nostalgische Seifenoper aufbauen.

Es wird wunderbar aufgezeigt wie Wicca die Kurve bekam und zu dem wurde das wir heute kennen (viel davon ist Vivianne Crowley und Starhawk zu verdanken, aber auch der Arbeit der Pagan Federation und der zunehmenden Offenheit auch unter den „Älteren“).

Das die Frauenbewegung der 70er ebenso einen grossen Einfluss hatte kommt auch gut zur Geltung. Und der – jetzt noch viel intensivere – Impakt des Internets und seinen Einfluss auf die pagane Szene und somit auch Wicca wird ebenso reflektiert.

Fazit:

Ein spannendes und umfangreiches Buch über die Geschichte einer wunderbaren Religion die eine zeitlang sogar als grosse Hoffnung für das New Age galt. Etwas mühsam in seinen Details, vor allem in der ersten Hälfte, aber sehr klärend und Einblicke schenkend, die von jemandem kommen, der zu diesen Zeiten dabei war und der somit auf lückenfüllende Informationen zugreifen kann, die sich den Wiccas der jüngeren Generationen wohl ansonsten nicht eröffnen würden.

Auch wenn mir persönlich die Geschichte sowie die Entwicklung der Wicca-Religion bekannt war und ist, so haben mich einige dieser Details doch überrascht. Und das nicht immer positiv. Ich bin froh, das aus der Wurzel so ein wunderschöner Baum mit vielen Ästen geworden ist und der alte Pfad heutzutage immer noch als zeitgemäss gelten darf und soll, der mehr denn je dazu geeignet wäre Brücken von der Vergangenheit in die Zukunft zu schlagen.

Inspirierend und klärend. Leider nur in englisch erhältlich.

 

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