Der spirituelle Mensch ist doch ein eigenartig Wesen. Ständig spricht er über seine Spiritualität, spürt wie er sich verändern will, sinniert hier, denkt dort, meditiert sich den Ast ab und plaudert ständig darüber. Darüber vergisst er nur all zu oft das eigentlich Spirituellste und damit wichtigste: das Leben selbst!
Sicher, man mag sagen das auch dies Teil des Lebens ist und recht hat Mensch. Aber ist es nicht vielmehr so, dass man vor lauter Kopfarbeit oft total vergisst Freude an den Dingen zu haben? Gut, so ein erleuchtungsähnlicher Flash belichtet von Zeit zu Zeit auch das von seiner Spritualität gemartete Hirn und verschafft kurzfristige Erleichterung. Aber ist das der Sinn der Sache?
Es gibt sehr spirituelle Menschen die sich nicht einmal als solche bezeichnen würden. Sie leben! Und das mit Haut und Haar, mit Herz, Hirn und Verstand wobei das Hirn selbst sich anderen Dingen widmet als der Frage nach der eigenen Spritualität. Das mag die Frage sein, welche Flasche Wein heute abend fällig ist oder ob man sich einen Film nochmal ansieht. Warum heute wieder mal nichts im Fernsehen läuft oder weshalb man einfach so verdammt zufrieden mit dem Leben ist. Doch halt: wer sich über die letzte Frage den Gedanken zerbricht mag bereits auf dem besten Weg zum „spirituellen Menschen“ sein und das Vertrauen in den Lauf der Dinge, die Richtigkeit des Universums und ins eigene Ich zu torpedieren.Und der Teufelskreis beginnt.Herzlich willkommen in der Runde.
Seien wir doch einmal ehrlich: wer von den Lesern hier kennt nicht einige Menschen im Umfeld die nur über Spiritualität reden, über ihre Fortschritte, die dauernden Rückschläge, wie weit sie gekommen sind und welches Buch sie wieder einmal endgültig von der Wahrheit überzeugt hat. Und wenn man diese Menschen besser kennt hat man oft das Gefühl, als hätten sie ihr Leben lang von nichts anderem geredet. Dabei distanzieren sie sich oft noch von materiellen Dingen, begehren sie aber. Über die Erde wird geredet aber ein Schlammspritzer auf nackter Haut? Wenns nicht grad in einem schamanischen Workshop passiert ist, dann „oh graus“…Schweisstreibender Sex? Nur im Rahmen eines Tantra Workshops, denn da hat man unter Kontrolle ob und wann Schweiss fliesst. Und man eilt von einem Satsang zum nächsten oder trommelt sich von einem Ritual zum anderen und dazwischen nutzt man die Zeit um darüber zu reden.
Doch Gaias Herzschlag pulsiert gerade dann besonders laut: dazwischen. Und ihre Göttlichkeit erreicht uns meist in jenen Momenten klar und direkt in denen wir eigentlich gar nichts spirituelles Tun als mitten im Leben zu stehen und mit ihm zu fliessen. Spass zu haben, Freude zu leben und auch mal wütend auf den Tisch zu hauen oder so richtig hässig zu sein. Beim kopflosen und wilden Sex genauso wie der an sich hirnlosen Party an der man sich einfach gut fühlt und tanzt bis die Schweissperlen fliessen. Ohne Erleuchtung im Kopf aber mit Geilheit und Lust am Leben.
Natürlich soll ein Artikel wie dieser zum Nachdenken anregen und so verzeihe man die Übertreibungen, falls es denn solche sind. Doch auch hier mag ein herzhaftes Lachen mehr spirituelle Energie freisetzen als der Versuch diese Zeilen nun im Detail zu analysieren und auseinanderzunehmen. So mag man vielleicht in den Spiegel schauen und sich fragen ob man selbst vielleicht nur über das Leben nachdenkt oder ob man es denn auch wirklich lebt? Und dann ist das einzig Wichtige zum Schluss zu kommen, dass man aus dem Herzen heraus glücklich ist so wie man es lebt. Aber dies dann mit jener Ehrlichkeit die man sich oft erst hart erarbeitet hat. Mit spiritueller Gedankenarbeit, versteht sich. Zwinker…..
(c) Dreamdancer 01/2007