Das Orakel als Spiegel der Eigenverantwortlichkeit

Die Frage des Menschen nach der Zukunft ist eine die ihn schon seit Urzeiten bewegt. Doch auch wenn diese alles andere als in Stein gemeisselt ist, so will man dies oft nicht wahrhaben und hält sich an den Prognosen akribisch fest. Ist ja auch eine praktische Sache, denn somit hat man auch die Verantwortung für sein Leben an eine „höhere“ (oder vielleicht niedrigere?) Instanz abgegeben. In vielen Bereichen des Hexentums wird oft mit Karten und anderen Divinationsmethoden gearbeitet, doch nicht jede Hexe bietet ihre Dienste zum „Wahrsagen“ an, denn sehr oft führt die Reise mit den Karten oder dem Orakel eigener Wahl nach Innen, dorthin wo denn auch tatsächlich der Schlüssel zur Zukunft liegt…

„Energie folgt der Aufmerksamkeit“, heisst es so schön im hawaiianischen Huna, welches in seinen doch sehr modernen „Gesetzen“ die Essenz der Magie – oder wie man modern so gerne sagt „Reality Creation“ – beinhaltet. Viele Klienten die Rat von Karten und Orakeln suchen sind sich dessen auch bewusst, und so nutzt man den Blick ins Innen um zu schauen wo man ansetzen kann im Bereich der „Aufmerksamkeitslenkung“ bzw. Handlung, um das bestmögliche Ergebnis auf dem Weg innerhalb einer „Sache“ zu erzielen. Oder man klärt ab, ob das angepeilte Ziel tatsächlich die eigenen Erwartungen oder gar Ängste erfüllen könnte. Man erforscht Tendenzen um sich zu positionieren oder nach Bedarf die Handlungsebene anzupassen.

Das klingt erst einmal sehr interessant und hilfreich. Dennoch sind sich Klienten und Leger manchmal nicht bewusst, dass die beste Prognose nicht automatisch bedeuten muss, dass man nun das Vertrauen gefasst hat um dann auch in der Thematik/Problematik tatsächlich die notwendigen Schritte einzuleiten. Wer Angst vor Veränderungen hat, Angst die wirklich tief sitzt, wird trotz einer durch und durch optimistischen Zukunftsaussicht vor der “zum Glück führenden” notwendigen Handlung zurückschrecken. Und wer dazu neigt die Verantwortung für das eigene Leben abzugeben und sich vor seiner eigenen Kraft scheut, der muss durch ein diesbezügliches Kartenbild und die oft damit einhergehenden Ratschläge des höheren Bewusstseins nicht gleich aktiv werden. Gelegentlich ist gar das Gegenteil der Fall: der Klient oder der Leger selbst (auch im Falle einer Selbstlegung) fühlt sich – auch durch Karten die das wahre Potential offenbaren – unter Druck gesetzt. Vom Leger ist hier Fingerspitzengefühl gefragt und er muss vom Klienten oder sich selbst diesen Druck nehmen, denn die Kartenlegung schränkt den freien Willen ja keineswegs ein. Dies ist auch etwas das man immer vor Augen haben sollte: wenn wirklich tiefe Muster aktiviert werden besteht immer die Gefahr, dass die Karten aufgrund der Muster und nicht aus dem „höheren Bewusstsein“ heraus gedeutet, und somit fehlinterpretiert werden.

So ist beim Kartenlegen ebenso ein magischer Grundsatz sehr wichtig der nicht oft genug zitiert wird: „Kenne Dich Selbst“! Und um diesen Prozess zu unterstützten sind Karten und andere Orakel natürlich eine gute Wahl, solange man die Bereitschaft hat, es wirklich wissen zu wollen und das Spiegelbild anzunehmen. Somit sei auch dem Ratsuchenden auf den Weg gegeben, das er/sie viel erfahren kann. Auch über eine mögliche Zukunft. Dass die Karten oder der Leger aber Entscheidungen und Handlungen, ja selbst notwendige Veränderungen hinsichtlich einer Frage oder einer Herausforderung nicht für einen umsetzen können. Und man sollte sich vorher sicher sein wirklich wissen zu wollen was angezeigt wäre oder wie sehr man für eine Situation bzw. deren Änderung mit verantwortlich ist. In jedem Falle gibt es kein Richtig oder Falsch. Es gibt nur die Erfahrung und ob man sich auf diese einlassen will, mit allen Konsequenzen, ist selbst bestimmbar. Doch so hart es auch manchmal scheint: letztlich ist jeder Weg von Erfolg gekrönt wenn wir etwas auf ihm lernen konnten und weiterhin das Wichtigste im Auge behalten: das Leben und seine Dynamik. Und ein konstruktives und für uns erfüllendes Ziel. Mit der bewussten Verantwortung für das was wir tun, aber auch das was wir nicht tun.

(c) Dreamdancer 01/2007