In dieser Schublade stecke ich gerne…

Es ist nicht leicht so ein intensives und facettenreiches Thema in einen Beitrag zu stecken und ich werde dies sicher öfter aufgreifen und von verschiedenen Seiten aus betrachten. Aber da mich gerade kürzlich jemand fragte ob es nicht ein Widerspruch sei den Wicca Pfad zu beschreiten und gleichzeitig so etwas wie ein „Freiflieger“ zu sein, wollte ich darauf einmal ein bisschen eingehen… Und das wurde jetzt doch persönlicher und länger als gedacht und sollte wohl überarbeitet werden. Aber ich nehme mir jetzt die Freiheit das nicht zu tun *g* … Wohlan. Here we go 🙂

Freiheit. Ein Wort. Ein Wert. Ein Gefühl. Und viel mehr…
Ich lebe eine Tradition. Und ich bin frei.
Geht das?
Und wie…

Ich war nie der Mensch der sich gerne in Schubladen quetschen liess und wenn ich in einer steckte, dann war das eine die ich freiwillig bezogen hatte. Letztlich fühlte ich mich in jeder nicht so wirklich wohl aber das Bedürfnis „dazugehören zu wollen“ steckte mir als Kind und als jemandem der in mehreren Belangen „anders“ war oder fühlte als der so genannte Mainstream, zutiefst in den Knochen.

Und ich hatte ein Problem mit Autoritäten das ich aber wohlweislich immer unterdrückte bzw. nicht ausdrückte um ja nicht ganz ausgestossen oder „bestraft“ zu werden von der Gesellschaft von der ich ja ein Teil sein wollte . Vor allem im konservativen Wien wo sich in meiner Kindheit und Jugend so viele Menschen so wichtig nahmen und so viele aufgrund eines doofen Titels zu Autoritäten wurden, ohne jede Tiefe oder gar Kompetenz, aber mit einem grossen Ego das sich in Wichtigkeit suhlte und badete. Ganz schlimm dann in meiner Militärzeit in der ich auch nicht nachvollziehen konnte wie Menschen mit dem IQ einer Banane über andere Menschen befehlen können und man sich das auch noch gefallen lassen muss.

Und ich verbog mich und kam nach aussen hin recht unbeschadet durch diese Zeiten, viel zu schüchtern um aufzubegehren aber innerlich völlig kaputt von diesem Widerspruch den ich nicht verstand und den ich nicht nachvollziehen konnte und wollte. Warum haben Menschen mit so wenig Herz, Wissen und Verstand (wenige Ausnahmen bestätigten die Regel) so viel zu sagen, können über andere bestimmen und viel schlimmer noch: warum nahmen das so viele hin ohne sich zu wehren? Und gleichwohl hielt ich auch meine Klappe und versuchte mich so gut als möglich anzupassen. Diese Anpassungsfähigkeit soll ja eine grosse Eigenschaft unserer Spezies sein. Ich bin gleichwohl sehr froh, wuchs ich da irgendwann mal raus 😉

Es blieb und bleibt aber bis heute das Gefühl das ich irgendwie nicht wirklich „dazu gehöre“ zu diesem gesellschaftlichen Strom und auch wenn das älter werden mich viel verstehen lässt, so begleitet mich dieses Feeling  und es ist durchaus gut so. Ich war so nie in Gefahr mich einer Sekte anzuschliessen, das Denken an der Türklinke abzugeben oder irgend jemandem blind zu folgen. Das Gen fehlt mir einfach. In dem Moment in dem mir jemand sagte was ich tun muss oder was nur so richtig ist, gingen in mir (und das tun sie bis heute) die Alarmglocken los. Ausser diese Person, dieser Lehrer, Mensch, regte mich zum nachdenken an, setzte mich nicht unter Druck und liess mir auch die Freiheit meine eigenen Fehler zu machen. Dann war das keine Sache. Einigen Lehrern (auch in der Schule) danke ich bis heute dafür..

Natürlich nahm mir damit auch niemand die Verantwortung ab selber zu denken und Verantwortung musste ich in meinem Leben generell schon sehr früh übernehmen. Zu früh, vermutlich… So früh, das es sich als Muster lange Zeit in mein Wesen eingebrannt hatte…

Warum diese lange Einleitung?

Weil es mir wichtig ist das man die Grundlagen versteht wenn ich nun erzähle warum ich den Pfad der Wicca gerne einschlug und ihn – trotz Freigeist – bis heute gehe und mich in dieser „Schublade“ wohl fühle und in keiner Weise eingeengt.

Magie

Abgesehen davon, das mir diese Tradition eigentlich erst meine Freiheit so richtig bewusst machte, ich in meiner „Lehre“ erst so richtig zu mir selbst fand und ein Fundament aufbaute auf dem ich mich entwickelte, so fühlte ich mich nie eingeengt. Meine Lehrer, die physischen und jene der anderen Realitäten, drängten mich nie. Dies übernahm ich – wie vom Leben gewohnt – selbst. Nie sagte mir jemand als Gebot was ich zu tun habe und was nicht, aber ich wurde und werde permanent zum denken und in Frage stellen angeregt. In guter Weise.

Das mein Herz in dieser Tradition und in den Armen von StargoDdess, Göttin und Gott sich so richtig entfalten konnte, ich mich ja auch nicht von ungefähr auf diesen Pfad berufen fühlte und es – Achtung Klischee – wie ein „Heimkommen“ war, als ich diesen Weg entdeckte und dort meine ersten Schritte machte, steht ausser Zweifel. Und diese Wärme und Liebe berührt mich heute noch, auch in Zeiten des Zweifels und der Herausforderungen. Ich weiss wo ich hin gehöre ohne gebunden zu sein. Das Herz findet was das Herz sucht.

Meine Lehre auf dem Pfad gibt mir Boden, Kraft, animiert und inspiriert mich bis heute dazu mich mit dem Leben in seiner Vielfalt auseinanderzusetzen. Zu wachsen, zu lernen, verschiedene Philosophien zu erforschen,… Und auch die damit verbundene Selbstdisziplin tut mir gut, denn mein innerer Schweinehund ist gut gefüttert.

Wäre ich in einem sehr dogmatischen Zirkel gelandet, wer weiss. Ich treffe (vor allem im Netz) auch heute immer noch Menschen die sich als Priesterinnen und Priester bezeichnen und bei denen ich mir denke „WTF“. Aber ich hatte Glück und alles war so wie es sein sollte ohne in mir Widerstände hervorzurufen die jene Menschen die sich zu wichtig nehmen bei mir automatisch aktivieren. Und ich unterscheide sehr wohl zwischen Selbst Bewusst Sein und Selbst Wichtignahme.

Die grösste Herausforderung bestand und besteht für mich in erster Linie darin, mit anderen Menschen in einem Kreis oder an einer Sache zusammenzuarbeiten. Verantwortung zu übernehmen oder gar abzugeben (Coven) und mich wirklich als Teil von etwas anderem als dem Leben an sich in allen Welten zu fühlen. Denn der Freigeist in mir möchte sich eigentlich weiterhin an nichts binden. Ist ja auch einfacher…

In der heutigen Zeit und auch in der spirituellen Szene werden Freiheit und Freigeist bzw. Freiflug manchmal zum Synonym für Beliebigkeit, und als Ausrede dafür genutzt sich zu nichts verpflichten zu müssen. Wobei auch meine einzige „Verpflichtung“ die ich verspüre letztlich die mir selbst und meinen Verbündeten in der Anderswelt gegenüber ist.

Denn die Grenzen lege ich fest. Nicht mein Pfad. Und Wicca schon gar nicht. Meinen Eid während der Initiation nehme ich allerdings durchaus sehr ernst, denn damit ging ich ein Bündnis und Versprechen an mich selbst in einem Kreis ein. Ich habe mir sozusagen aus freien Stücken die Freiheit genommen einer höheren Sache und der Heilung zu dienen und an mir selbst zu arbeiten und dies zusammen mit anderen Menschen die mir ans Herz gewachsen sind.

Ich arbeite in der Praxis letztlich schamanisch, druidisch, hexisch, traditionell, ja sogar sehr modern und das alles unter dem liebevollen Schirm eines Pfades (Wicca) der mir die Energie und „Sicherheit“ des Kollektivs und jener die mit ähnlichen Zielen voranschreiten zur Verfügung stellt. Ich kann auf die Kraft, Weisheit und das Wissen der Tradition zurück greifen und gebe ihr etwas zurück, indem ich zu ihrer Lebendigkeit beitrage.  Die Erfahrung selbst erwächst aus der eigenen Praxis.

Ich finde Freigeist absolut in Ordnung. Ich bin auch einer. Aber ich ehre die Schublade der Tradition die mir das Fundament gab mich so frei und unabhängig zu entwickeln wie ich das darf. Und mich gut dabei zu fühlen.

Und ich fühle mich wohl und geborgen in dieser Schublade.

Das mir die damit einhergehenden Herausforderungen viel beibringen und sensationelle Lehrer auch im Bereich des Sozialen sind (denn schliesslich ist nur ein Bein in der Anderswelt, so lange mein Körper sich hier auf Erden bewegt), erachte ich als wichtig. Denn ansonsten würde ich mich vermutlich oft in Bequemlichkeit wälzen und gewissen Dingen sowie Erfahrungen aus dem Weg gehen, die wichtig sind. Vor allem für mich als potentiellem Einzelgänger eine wichtige, bereichernde Lehre.

Ein Coven zum Beispiel ist mehr als nur ein Kreis von Menschen die zusammenarbeiten. Es ist eine Gemeinschaft unterschiedlichster Menschen mit individuellen Geschichten und Erfahrungen aber dem gleichen Ziel: zu lernen, zu heilen, zu wachsen. Wenn man es im Coven nicht hinbekommt zusammen  konstruktiv zu wirken und sich zwischenmenschlichen Herausforderungen zu stellen, wie soll man dann im Alltag tiefgehend mit anderen, noch viel unbekannteren Menschen zusammen an einem Strick ziehen?

In einer Zeit in der Menschen in unserem Kulturkreis auf ihrem Entwicklungsweg so leicht allem aus dem Weg gehen können das ihnen nicht angenehm ist (und dabei aber alles darüber „wissen“), auch sich selbst, ist scheint der Coven ein Auslaufmodell zu sein. Denn – und das können viele bestätigen – viele wollen eben auch hier die Rosinen picken (kollektive Energie, Rituale in der Gemeinschaft, Erfahrungen durch andere,…) aber keine Verantwortung übernehmen. Oder man ist vom Alltag schon so überfordert, das man alles was zusätzlich zu Verpflichtungen führen könnte als Belastung und nicht als Bereicherung empfindet…

Zeitgeist.

Man kann es sich heutzutage eben viel zu leicht machen. Und sich sogar in seiner Freigeistigkeit gegenseitig auf die Schulter klopfen, dabei über Traditionalisten und jene die sich einem Lehrpfad „verschreiben“ herziehen. Somit verbindet auch dieser „Geist“ und schafft ein Feld…

Wie „tiefgehend“ und ehrlich dieses ist, muss jeder für sich selber wahrnehmen und bewerten. Letztlich hatte nämlich jede „echte“ und konstruktiv orientierte magische Tradition die Entwicklung der persönlichen Freiheit zum Ziel bevor der Faktor Mensch ein „Machtspiel“ daraus machte…

Ich muss im übrigen nicht bemerken, das sowohl unter Traditionellen oder Freifliegern alle Varianten menschlichen Verhaltens zu finden sind. Die Wunderbaren und die Schrecklichen. Und alle Töne dazwischen.

Es ist ja sogar der Atheismus inzwischen für mache zur Religion geworden 🙂

Ich bin Wicca aus ganzem Herzen und gleichwohl Freiflieger. Und ja, das geht. Egal wie andere das sehen ;). Ist es manchmal herausfordernd? Auf innerer Ebene (für mich) ganz bestimmt. Aber bis jetzt auch jeden Schritt und jede Erfahrung wert.

 

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