Selbstverantwortung: Fluch und Segen…

Seinen inneren Schweinehund überwinden, das Gelernte umsetzen, Muster durchbrechen, sich den Schatten zum Freund machen und gleichwohl "vorsichtig" bleiben...
Seinen inneren Schweinehund überwinden, das Gelernte umsetzen, Muster durchbrechen, sich den Schatten zum Freund machen und gleichwohl „vorsichtig“ bleiben…

Ich brachte die Fasnacht dieses Jahr hinter mich ohne mich von ihr berühren zu lassen oder sie zu berühren. Die „fröhlichen“ Tage an denen alle wie auf Kommando hinter den Masken die Masken fallen lassen, sind nicht mehr so meins, auch wenn ich die ersten 10 Jahre hier vollkommen von dem Anlass begeistert, und nächtelang unterwegs war. Doch zugegeben: ich hätte mich lieber der Fasnacht gestellt, als den emotionalen Herausforderungen die in dieser Zeit auf mich zu kamen.

Nicht nur musste mein Körper die Erkältungs- und Grippeviren in Schach halten die versuchten sich breit zu machen, und die ich dank Naturkraft und Humor letztendlich ganz gut in den Griff bekam, nein, natürlich waren in dieser Zeit auch noch emotionale Themen zu bewältigen.

Manchmal ist die „Ethik der Selbstverantwortung“ die wir im seriösen Wicca sehr ernst nehmen ein gefühlter Fluch, denn wie leicht wäre es – ganz im Trend des Zeitgeistes – für die eigene Befindlichkeit alles und jede(n) andere(n) als sich selbst verantwortlich zu machen. Und auch wenn andere Menschen der Auslöser für eine Unterweltsreise sein können, so liegt es in unserer Lehre immer an einem selbst wie wir damit umgehen und was wir daraus lernen.

Zu sagen „mir geht es schlecht weil es Dir schlecht geht“ spielt es bei „uns“ nicht und so sollte man weder die Gesellschaft, den Zeitgeist, die Partnerschaft, eine unangenehme Situation oder ähnliches für den Zustand des eigenen Gemütes zur Rechenschaft ziehen. Fällt man in ein „Loch“ so liegt es auch an einem selber darauf zu achten warum man es übersehen hat und dann auch wieder die notwendigen Schritte zu unternehmen, um da heraus zu kommen.

Genauso eine Tiefe tat sich vor mir auf und ich konnte es natürlich nicht erwarten, da hinein zu springen… In logischer Konsequenz hatte ich inmitten der, ach so fröhlichen Fasnacht meinen eigenen Themen zu begegnen, durfte meine Sensibilität erforschen und darüber Bilanz ziehen, wo ich selber ein bisschen besser anpacken muss um in ähnlichen Situationen dann etwas gelassener zu reagieren und mich nicht hinunter schubsen zu lassen bzw. nicht hiein zu „gumpen“ wie die Schweizer so nett sagen.

Das hat auch ein wenig damit zu tun das ich ein Mensch bin der immer möchte das es anderen gut geht und dem es schwer fällt zu akzeptieren, das man manchmal einfach nicht helfen kann bzw. darf (auch in der Magie ist dies ein ungeschriebenes Gesetz, nur mit Erlaubnis des anderen Menschen anzupacken). Selber bin ich allerdings auch nicht besser: wenn ich in der Depression stecke (Leser dieses Blogs wissen, das diese eine zeitweilige Begleiterin in meinem Leben darstellt) dann lasse ich auch kaum jemanden an mich heran bis ich mit den Göttern und mir wieder im Reinen bin (metaphorisch gesprochen, denn die Götter sind nie nicht im Reinen mit mir und lieben alle Facetten)…

So hatte ich gerade am Höhepunkt der Fasnacht einen spannenden Aufenthalt in den Tiefen der Unterwelt, so passend in der Phase auf den Leermond hin… Dazu kam eine kleine Erschütterung im Coven die natürlich genau da hinein platzte und so war eine erlebnisreiche Nacht voller Trance- und Meditationsarbeit gesichert um das Gleichgewicht wieder herzustellen.

Runen- und Kartenarbeit bestätigte mir meine Gefühle und die folgenden Ansätze waren durchaus positiv. Die Schlüsselkarte „Kraft/Stärke“ als Lehrkarte, traf den Nagel erwartungsgemäss auf den Kopf und versöhnte mich dann auch wieder mit meinen Gefühlen und der Situation. Kraft kosten solche Momente gleichwohl immer und so machte sich dann doch noch ein bisschen Erschöpfung breit, die darauffolgenden Tage. Ein „Nachglühen“…

Womit wir dann wieder bei der Selbstverantwortung wären, denn in einer Realität in der man weder Götter noch Geister noch Mitmenschen für seine Emotionen verantwortlich macht und für seine Reaktionen in Bezug auf andere Dinge/Menschen einsteht, sie gar als Lehrmeister sieht, muss man eben selber anpacken um das wieder zurecht zu rücken, das man selber zurecht rücken kann: Körper, Geist und Seele. Bei niemand anderem als bei sich selbst…

Und so bleibt die Verantwortung dafür ob man anpackt und welchen Weg man wählt, oder nicht, auch bei einem selbst. Alles andere wäre ja zu einfach und würde einen letztlich nicht in der Eigenentwicklung weiter bringen. Aber so gelegentlich wäre es eben auch so schön leicht… Selbstverantwortung: gefühlter Fluch und Segen gleichzeitig. Und nicht umsonst einer der wichtigsten Gefährten auf jedem magischen und heilendem Pfad…

 

 

 

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