Stimmen aus der Vergangenheit

Ich bin meinem Körper ja eigentlich sehr dankbar, denn Jahr für Jahr ziehen Grippe- und Erkältungswellen meist an mir vorüber. Das verdanke ich auch einer guten Vorbeugung mit Uncaria Tomentosa und/oder Echinacea, sowie viel Ingwer „wenn was rumgeht“. Letztes Jahr hatte ich dann das erste mal seit ewig wieder einmal eine Influenza die mich dann auch so richtig daran erinnerte wie es sich anfühlt an Grippe zu leiden. Diese Saison hielt ich mich ganz wacker. Das sogar, obwohl ich nahezu täglich mit erkälteten Menschen und sogar „vergrippten“ zu tun hatte.

Letzte Woche jedoch war es dann vermutlich das „einmal zuviel“ denn nach zwei Wochen Laden, Kurse und Beratungen brauchte es dann das letzte Tröpfchen (vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes), dass dann das Fass zum überlaufen brachte und meine Gesundheit einknicken liess. Schon während dem Freitag-Kurs wurde meine Stimme immer rauher und erotischer *hüstel* und Samstag funktionierte ich gerade noch um dann am Sonntag/Montag endgültig die „Männergrippe“ zu zelebrieren.

Aus Diskretionsgründen gibt es mein Göttikind und die Mama hier nur als Umriss 🙂

Da ich am Montag bereits abgemacht hatte, mit meiner Hexenschwester und ihrem bezaubernden Sohnemann, dessen Götti ich bin und den ich schon lange nicht gesehen habe, und ich als alter Sturkopf das Treffen nicht absagen wollte (wir gingen ins Verkehrshaus) durfte ich dann am Dienstag ein wenig „leiden“ und musste den Laden geschlossen halten um mich auszukurieren.

Das klappte allerdings nicht so gut wie ich es mir vorgestellt hatte was dazu führte das ich gestern und heute mehrmals pro Tag duschen könnte, weil ich so am Schwitzen bin. Fieber hatte ich zwar nie (dafür Untertemperatur), aber es ist auch so nicht das Angenehmste und ich lerne daraus wieder einmal etwas über mich. Das ist der Grund warum dies überhaupt einen Blogbeitrag wert ist.

Mir wurde nämlich bewusst, dass ich es nicht gut schaffe „nichts“ zu tun und mich auch ein schlechtes Gewissen plagt. Einerseits habe ich das Gefühl ich hätte nicht krank werden dürfen/sollen und andererseits fühle ich mich dem Laden und den Kunden gegenüber so verpflichtet, das mir ein Loslassen des Pflichtgefühls und Annehmen des Krank seins extrem schwer fällt. Vor allem annehmen ist so ein Thema, denn das lag mir noch nie sonderlich.

Als Kind musste ich schon extrem früh sehr selbstständig sein (die Gründe mag ich hier gerade nicht erläutern) und ich fuhr schon in sehr jungen Jahren durch die Grosstadt (Wien) um meine Oma zu besuchen. Alleine und ohne Begleitung. Ich habe es mir selbst beigebracht mit Herausforderungen umzugehen, für andere da zu sein und auch wenn meine Kontakte in der Anderswelt mir zur Seite standen, so war ich (fühlte ich mich) unter den  Menschen letztlich sehr alleine, auch wenn meine Oma alles für mich/uns getan hat (darunter aber auch sich extrem sorgen und übervorsichtig zu sein als wäre alles gefährlich —–> hatte sicher mit dem Krieg zu tun durch den sie hindurch mussten).

Das hinterliess Spuren und auch heute noch ein unangenehmes Gefühl, wenn ich etwas nicht im Griff habe oder wenn jemand mir seine Hilfe anbietet. Schliesslich war ja ich immer derjenige der Verantwortung übernahm, der zum frühen „erwachsen sein“ gezwungen war und der sich auch für das Wohlergehen der Mutter verantwortlich fühlte, als die Familie durch herausfordernde Zeiten ging.

Rückblickend muss ich so einiges korrigieren in meiner Sicht dieser Zeit und Beurteilung der Situation, aber damals wusste ich es nicht besser und das kennen sicher auch einige unter Euch Mitleserinnen und Mitlesern. Das bringen eben auch das älter werden und die damit verbundene Lebenserfahrung mit sich, das man gewisse Sachen plötzlich einfach etwas besser versteht. Ist ja normal und Teil des Prozesses, sofern man sich darauf einlässt.

Lange Jahre waren Beziehungen für mich herausfordernd weil ich als Mann wie eine „Mutterhenne“ unterwegs war, natürlich immer in bester Absicht aber oft zum Leidwesen der Partner. Und es brauchte einige Zeit um das zu erkennen und in den Griff zu bekommen. Mission erfüllt, auch dank guter Freundinnen und Freunde sowie eines verständnisvollen Partners, die es mich lehrten auch mal loszulassen und anzunehmen. Und durch meine Beschäftigung mit Tarot, Archetypen und Beobachtung (die „Herrin/Kaiserin“ ist da eine wunderbare Lehrkarte in ihrem Schattenaspekt)

Nur eben: krank sein ist etwas das ich mir normal nicht erlaube(n) kann; als Selbstständiger sowieso noch weniger. Und da durfte ich dieser Tage die Erfahrung machen, dass ich dieses Muster immer noch nicht im Griff habe. Schon als ich Dienstag wieder nach Hause ging war da immer diese eklige Stimme die meinte: „Du kannst, Du sollst, sei nicht so eine Memme“ … Stimmen aus der Vergangenheit, wie so viele Stimmen unter denen Menschen heute leiden weil sie in ihrer Kindheit nicht viel Zuspruch bekamen.

Der Witz dabei ist: man weiss es und gleichwohl ist man gerade in sensiblen Situationen für sie wieder hellhöriger und dann muss man das tun was man auch seinen Schülern empfiehlt: sie zur Kenntnis nehmen aber sich nicht mit ihnen identifizieren. Von ihnen lernen, das eben so manche Dinge noch zu vertiefen sind. Die Stimmen aus der Vergangenheit können gute Lehrer sein, wenn man sich ihnen stellt. Ihnen nicht hart begegnet sondern sie akzeptiert und einen gesunden Dialog mit ihnen führt. Aber sie können sehr laut werden.

Denn eigentlich weiss man das man stark war und stark ist. Keine Memme. Aber es ist eben auch Stärke einmal schwach zu sein, geschehen zu lassen und zu vertrauen. Und das zuzulassen, auch wenn man eigentlich selber immer der ist der unter die Arme greift. Es ist ein Prozess. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig achtsam zu sein und nicht ins andere Extrem und eine Opferhaltung zu kippen. Denn das ist verführerisch und ebenso ein Cope-Mechanismus der flott ein Eigenleben entwickeln kann.

In meinem persönlichen Leben ist mir hier der Humor ein guter Begleiter, den ich automatisch entwickle wenn ich nicht fit bin. Ich kann dann über mich selbst und meine Wehwehchen lachen und das verwechseln andere dann oft mit „besser gehen“.

Wie dem auch sei: ich hoffe jetzt ist der „Chäfer“ wie sie hier in der Schweiz sagen bald durch und ich wieder fit, denn es gibt viel zu tun das angepackt werden möchte. Also halt ich mich noch eine Weile auf Sparflamme. Zumindest nehme ich es mir vor, denn heute war ich wieder einmal unvernünftig und wurde mit Schweiss, Husten und Kopfschmerzen belohnt.

Selbstüberschätzung („das kann ich schon“, „das mach ich jetzt“, „ist schon nicht so schlimm“) die dann gleich mal mit dem „Gesetz der Drei“ belohnt wird und einen wieder auf die Matte drückt 🙂

Da hat man dann wieder einmal auf die falsche Stimme gehört :). Und wie heisst eine der Wicca Lehren? Du lernst NIE aus 🙂

Bright Blessings

Kommentar hinterlassen