Blutmond – Gedanken

Huntersmoon

Wir zelebrierten gestern unseren Esbat in kleiner Runde und erfreuten uns zu viert am hellen Mond der gerade während unserem Dankbarkeitskreis  besonders kraftvoll durch die Wolken brach und der den Platz an dem wir uns an den Händen hielten in sein magisches Licht tauchte. “Blutmond” oder auch “Mond der Jagd” wird er genannt. Dies weil für unsere Vorfahren nun die Zeit begann in der sie sich für den Winter vorbereiten mussten und – sofern die Ernte nicht üppig genug ausfiel um einen über die kalten Tage zu bringen – auch Tiere erjagt und geschlachtet werden mussten um die Vorräte aufzustocken. Damals eine Notwendigkeit in der dem Tier mit Respekt und Demut begegnet wurde und man ihm von Herzen dafür dankte das es sein Leben gab damit das Volk überleben kann.

Heute empfinde ich die Jagd in unserer westlichen Gesellschaft als etwas perverses das mehr dem Tötungstrieb als der Notwendigkeit zu verdanken ist und wo Leben nicht geachtet wird. Den Brauch der “Metzgerte” erachte ich ebenso als etwas grässliches und nicht mehr vertretbares, weil eben nicht mehr notwendiges. Und ich vermute das unsere Ahnen- die im Übrigen die meiste Zeit landwirtschaftlich lebten und für die Fleisch etwas besonderes war – die heutige Masslosigkeit und Respektlosigkeit dem Tier gegenüber eher mit Kopfschütteln betrachten würden. Denn in der Massentierhaltung, im Fleischpaket aus dem Supermarkt und im jagen aus Hobbygründen liegt keine Ehre!

001 Auch wir beschäftigten uns gestern mit dem Thema “Opfer” und Übergang und mit der Tatsache das immer etwas sterben muss, damit etwas anderes überlebt. Das rechtfertigt jedoch in keiner Weise wie die angeblich so “zivilisierte” Gesellschaft mit den Ressourcen umgeht und wie grässlich man mit dem heiligen Leben verfährt um sich den Bauch  mit Fleisch vollzuschlagen. Es ist nach wie vor schrecklich das 80% des globalen Getreides dazu gebraucht werden, um für – ganzheitlich gesehen – wenige Menschen Fleisch zu züchten, das im lebendigen Zustand entwürdigt und jedweder Lebensqualität beraubt wird. Mit diesem Getreide könnte man die Welt mehrfach ernähren, trotz Überbevölkerung. Und das Leid der Tiere würde minimiert werden da keine Massentierhaltung notwendig wäre. Dekadent wie das heute läuft, oder?

Gleichwohl: es war ein schönes und tiefes Ritual das wir meditativ durchführten, denn die Dunkelheit um diese Jahreszeit hat eine Qualität der Schönheit und des Zaubers, die wilden Kräfte der Erdgeister tanzen und die Schleier sind so dünn, dass die Begegnung mit den Geschöpfen der Anderswelt besonders intensiv und vor allem leicht verlaufen.

Und so waren wir dankbar für das was wir haben, für die Jahreszeiten, die Elemente, für Licht und Schatten und die Manifestation der Kräfte in der Materie. Dennoch brachten wir unter dem Licht des Mondes – ganz in Wicca-Tradition – auch Wünsche an die Göttin heran und es war so bezeichnend das gerade am Höhepunkt eine grosse Gebo Rune am Himmel im Licht des Mondes manifest wurde, die darauf hinwies, das wir auch etwas geben müssen wenn wir etwas zurück erwarten.

Und dafür muss nichts sterben ausser der Bequemlichkeit und dem “sich vom Alltag gefangen nehmen lassen”. Nachdem “Zeit” in unserer Gesellschaft zu etwas unendlich wertvollem wurde, ist auch sie ein perfektes Opfer an die Götter. Das wir jedoch auch Nüsse und Met opferten, erste für die Tiere des Waldes und den süssen Honigwein als Geschenk an die Ahnen und Begleiter, verstand sich von selbst.

Und am Ende des kleinen Zirkels, als wir selbst uns an Nüssen und Met labten, erfreute mich noch ein Kompliment. Denn ich wurde gefragt ob ich den Text während des Rituals in irgend einer Weise vorbereitet hätte weil er so schön gewesen sei. Und da ich selten etwas vorbereite (und wenn merkt man es an grossen Ritualen am Merkblatt das ich in der Hand halte) konnte ich mit Freuden verneinen. Wenn ich mich verbal an Göttin und Gott, die Elemente und Geister wende dann kommen meine Worte fast immer spontan und aus dem Herzen.

Und so nahm ich das Kompliment dankbar an und dankte vor allem der Inspiration und der Heiligkeit magischer Momente die in Vollmondnächten hoffentlich überall auf der Welt Heilung und Bewusstsein wachsen lassen. Und vor allem Dankbarkeit und Demut die uns diese Geschenke auch ehren lassen.

Spannend noch, dass ich dann zu Hause, spätabends, ein paar philosophische Momente erleben durfte, in denen ich mich mit der Sinnhaftigkeit des Lebens auseinandersetzen musste. Antworten kamen keine, aber manchmal sind die Fragen wichtiger als die Antworten…

Einen heiligen Oktobermond wünsche ich Euch, liebe LeserInnen…

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