Es stand wahrlich unter keinem guten Stern, das Mittelalterspektakel in Luzern welches letztes Wochenende über die Bühne ging. Als Konzertfestival geplant und damit die letztjährigen Pfade verlassend, reklamierten im Vorfeld bereits viele über die hohen Eintrittspreise am Freitag und Samstag und wollten nicht wirklich verstehen, dass so ein Event kostet, vor allem wenn man Gruppen wie “Faun” oder “Corvus Corax” als Höhepunkte des jeweiligen Tages programmiert. Ich konnte die Standpunkte beider Seiten – Veranstalter und potentielle Gäste – nachvollziehen. Dass der Aufbau der Infrastruktur an einem solch speziellen und durchaus magischen Ort wie dem Sonnenberg in Kriens auch noch mal zu Buche schlägt, war auch mir klar. Und so hofften wohl alle auf schönes Wetter dass den Aufwand beider Seiten denn auch lohnt. Doch der Sonnenberg wurde seinem Namen dieses Jahr leider alles andere als gerecht.
Schon während des Aufbaus mussten von den Veranstaltern und Angestellten Hagel- und Gewitterzüge verkraftet werden. Die Wettervorhersage war auch alles andere als Optimismus schürend und dennoch freuten sich letztlich alle auf das Fest. Doch die Freude trübte sich als es Donnerstags bereits nass und kalt wurde. Ich selbst ging an diesem Tag vor dem Event denn auch nur hinauf zum Berge um meiner lieben Freundin Veronika mitzuteilen, dass ich das Orakelzelt wegen der Nässe absagen und stattdessen einfach gerne als (zahlender) Gast den Konzerten am Abend beiwohnen würde. Diese teilte mir traurig mit das bereits aus selbigen Gründen 6 Stände abgesagt hätten und ich sie doch jetzt nicht auch noch im Stich lassen könne. Und so sagte ich letztlich doch noch “ja” obwohl mir eigentlich eher nach “nein” zumute war.
Als ich in der Nacht auf Freitag den strömenden Regen hörte konnte ich nicht mehr einschlafen und war furchtbar “down”, denn ich tat wider besseren Wissens etwas das man nicht tun sollte: ich nervte mich über mich selbst und machte mir Vorwürfe weil ich eigentlich so gar keinen Bock darauf hatte in Kälte und Nässe das Zelt zu beziehen. Dabei wusste ich doch, dass man zu seinen Entscheidungen eigentlich stehen sollte wenn man sie einmal gefällt hat. Nun denn: keiner ist perfekt und das ganze innere Theater sollte mir letztlich ein Lehrmeister sein.
Als ich dann Freitag auf den Platz kam war das Wetter genauso wie vorhergesagt: nass und kalt. Genauso sah es in mir aus: trist und trister und immer noch an der schlechten Stimmung festhaltend. Als ich aber doch einige liebe Freunde und Kollegen traf, ging es auch mit dieser langsam aufwärts. Göttin sei Dank hatte ich eines meiner vergessenen wärmeren Mittelalter Kostüme gefunden und an, so dass sich das Frieren in Grenzen hielt. Natürlich lief auch nicht sonderlich viel am Platze und ich fühlte mit den vielen Ausstellern und Ständen mit. Ein Höhepunkt sollte jedoch abends das “Faun” Konzert werden, welches eine wunderschöne Magie und Mystik verbreitete und die wenigen Zuschauer – inklusive mir – von innen heraus wärmte. Ich war froh hatte ich es noch abgewartet und lief dann zufrieden und von der Stimmung berauscht durch den Wald nach Hause. Begleitet von den Klängen dieser wunderbaren Band, denn ich war aus Zeit- und Kältegründen schon ein wenig vor dem Konzertende in die Dunkelheit aufgebrochen.
Die Hoffnung auf einen trockeneren und wärmeren Samstag löste sich schnell in Luft auf: dieser sollte das schlechte Freitagswetter noch einmal so richtig toppen. Ich persönlich jedoch hatte meinen Frieden mit mir und der Situation gemacht und ging mit einem Buch über die gehörnten Götter unserer Vorfahren gewappnet auf den Platz (“Horns of Power”). Und siehe da: obwohl kalt, klamm und ab Nachmittag wirklich völlig verregnet spürte ich eine Wonne in mir und genoss einfach die Atmosphäre, die Nebelschwaden, das Wasser und nahm das Wetter so an wie es ist, auch wenn es mir wahnsinnig leid tat, dass sich nun bereits ein totaler Flop anbahnte, denn der Markt war – bis auf wenige Ausnahmen – wie ausgestorben.
Ich meditierte, las in meinem Buch (während die Nässe in Strömen auf das Zelt niederprasselte), plauderte mit Freunden sowie den wenigen Besuchern die mir kurz hallo sagten. Die tapferen und routinierten Musiker von Duivelspack, Heidenlärm, Elsther Silberflug und Co. traten dennoch unermüdlich vor nur ganz wenigen Zuschauern auf. Selbst die grandiosen “Corvus Corax” spielten nachts nur vor nicht mal mehr (falls überhaupt) 100 Leuten, von denen die Meisten extra wegen ihnen wieder auf den Sonnenberg gezogen waren. Und erwärmt von einem Kaffee im angrenzenden Hotel sowie einem deftigen Williams zog ich wieder durch den Wald nach Luzern, hoffend auf den prognostizierten schöneren nächsten Tag.
Der Familiensonntag begann denn auch mit vielen Besuchern sowie Warteschlangen vor Sonnbergbahn und Shuttlebus in sonniger, warmer Atmosphäre und liess hoffen. Zwar war bei mir kaum etwas los, aber mein Orakelzelt gefiel Kindern und Erwachsenen und einige sprachen davon auch mal in meinem Hexenladen vorbeizuschauen, da sie das Thema interessierte. Leider hielt auch diesmal das Wetter nicht und so rauschte bereits am frühen Nachmittag das erste dunkle Wolkenband über den Sonnenberg hinweg um ihn und uns mit dem nun vertrauten Nass zu “beglücken”. Ich hatte Freude an lieben Kollegen und Kolleginnen die mir Gesellschaft leisteten (dickes Busserl an Euch alle) und fühlte dennoch mit den Veranstaltern mit, die nicht mehr so glücklich aussahen, da dieser mit soviel Liebe geplante Event so ins Wasser gefallen war. Unter den Schwertkämpfern grassierte ab Samstag dann auch noch eine Lungenentzündung die einige lahmlegte und das Heim von meiner Freundin Veronika zum Lazarett werden liess.
Anfangs schrieb ich das ich aus dem Event lernte und das möchte ich hier nochmal zusammenfassen. Meine grosse Lektion war einmal mehr, dass man es selbst in der Hand hat wie man auf Herausforderungen reagiert. Donnerstags machte ich gegen meinen Willen eine Zusage die mir bis Freitag vormittag im Magen lag und mich mit Widerstand erfüllte. Freitag nachmittag veränderte ich einfach die Perspektive und fokussierte mich auf die positiven Aspekte. Die lieben Menschen (natürlich fielen mir auch die motzenden und meckernden auf), die Natur, die frische Luft, die trotz Regen und Kälte aufgestellten Gemüter, und so fort.
Den schweren Regen am Samstag nahm ich zur Kenntnis und genoss – zwar fröstelnd aber immerhin – die meditative Stimmung im Zelt und das gute Buch, welches sich im Grünen besonders intensiv las, denn immerhin geht es darin in mehreren Essays um den Gott der Natur in seinen vielfältigen Aspekten.
Und Sonntag war ich zwar erschöpft, aber hatte immer noch genug Energie um die Atmosphäre zu geniessen und selbst den Missmut der dann rundum aufkam als es wieder regnete nicht zu meinem werden zu lassen. Viele Aufsteller – und gerade jene die bei mir am etwas abgelegeneren Ort mit platziert waren – blieben fröhlich und sie sind solche Wetterbedingungen sicher auch gewohnt. Die Kinder hatten Sonntags ihre Freude und die Erwachsenen gelegentlich (*g*) ebenso.
Dennoch bin ich heute sehr schlapp, vermutlich auch ein klein bisschen erkältet, und froh wieder ein wenig auftanken zu können, auch wenn der Arbeitsalltag eigentlich rufen würde. Dank meiner lieben Freundin Cerridwen konnte ich den Laden Freitag/Samstag offen halten und dort wenigstens ein wenig Umsatz erzielen. Dafür kriegt sie jetzt noch den dankbaren “Knuddeler des Tages”. Und meiner ebenso lieben Freundin Veronika, die gestern Abend gar nicht mehr gut “zwäg” war, ebenso eine dicke und tröstende Umarmung. Sie war so traurig und erschöpft dass dieses Fest – auf das sie sich seit einem halben Jahr als sie die Zusage von Kriens erhielt so sehr gefreut hatte (und wir mit ihr) – nun so “abgesoffen” ist. Ich persönlich habe an Erfahrung gewonnen und dafür bin ich allen Beteiligten – aber auch mir selbst – sehr dankbar.
Möge die Sonne jetzt wieder alle Herzen im Innen und Aussen wärmen. Guten Wochenstart!
PS: ich hab dieses Jahr nur wenige Bilder gemacht und diese mit dem iPhone welches nicht gerade für gute Fotoqualität bekannt ist ;).
Danke für den umfassenden Bericht 🙂
Die Kunst des Stimmungsaufhellens werde ich auch üben!
hej du lieber..
wie schon gesagt, wir sind erst sonntag gekommen weil faun am freitag einfach zu spät angesetzt war…
knuddels