Was wäre die Eibe ohne Wurzeln?

Die Eibe: tiefreichende Wurzeln, ein starker Stamm und immergrüne Nadeln, behangen von süssen Früchten deren Kerne - wie der ganze Baum - extrem giftig sind!
Die Eibe: tiefreichende Wurzeln, ein starker Stamm und immergrüne Nadeln, behangen von süssen Früchten deren Kerne – wie der ganze Baum – extrem giftig sind!

Die Eibe ist jener Baum der in meinem Leben eine signifikante Rolle einnimmt, denn in meinem ersten Coven erhielt ich diesen Lebensbaum als Lehrer an die Seite gestellt und er begleitete mich von diesem Moment an. Und es ist kein milder Lehrer, das darf ich verraten. Durch die Arbeit mit ihm gerate ich immer wieder an Punkte an denen ich lieber kehrt machen würde.

Die Wurzeln tief in der Psyche verankert und genau in jene Bereiche dringend in denen, neben vieler bewusster und unbewusster Stärken und Schwächen, auch meine Depressionen und die Angst zu Hause sind, streckt sie ihren wandelbaren Stamm in knorriger Struktur dem Himmel entgegen wo die Krone feinster nadeliger Antennen mächtig die höheren Bereiche des Seins berührt und mit den Göttern kommuniziert.

Sie ist liebevoll, hat aber auch eine Seite an sich die so hart wie ihr Holz ist und die einen zur Flexibilität drängt um den Stürmen des Lebens standzuhalten. Und eben weil meine Depressionserkrankung mein Leben so stark berührt – in Licht und Schatten – und die Therapie eine wichtige Stütze war und ist im Umgang mit ihrer Macht, war mir der Baum bei aller Liebe und Weisheit auf emotionaler Ebene nicht immer geheuer. Viel mehr zog es mich immer zu den Fichten und Tannen deren isolierende, stille Kraft mir Zeit meines frühen Lebens viel verheissungsvoller schien.

Lange Rede kurzer Sinn: die Eibe ist ein Baum der mich gerade vor kurzem, am Ende einer depressiven Episode mit voller Kraft während einer Reise etwas lehrte das ich intellektuell zwar immer schon erfasst hatte, das sich aber emotional nicht setzen wollte: die Depression ist ein wichtiger Teil meiner Individualität der mir auch viele Geschenke machte und mich mit dorthin führte wo ich jetzt bin. Das Geschenk der Kreativität zum Beispiel, die bei mir immer sehr stark an das emotionale Befinden gekoppelt war und ist, wurde die letzten beiden Jahre von mir in vielen Bereichen ebenso ignoriert wie ich versuchte die unangenehmen Gefühle zu ignorieren oder stillzulegen.

Ich hatte versucht diesen wichtigen, winterlichen Teil von mir zu „entfernen“ und nicht bemerkt das ich damit die Wurzeln des Lebensbaumes ebenso schnitt was sich in einem mangelndem Wuchs der Krone und einem schwächelndem Stamm niederschlug dem die natürliche Kraft der Erneuerung nicht mehr vollumfänglich zu eigen war. Eihwaz (die Eibenrune) kam einem Lichtblitz gleich zu mir und zeigte mir das Bild der abgeschnittenen Wurzeln und mir wurde innert von Sekunden klar was sie mir mitteilen wollte.

Ich möchte eines betonen: Depression ist eine Krankheit und ich bin absolut dafür diese auch medikamentös zu behandeln wenn angebracht und notwendig. Wiederkehrende Freude am Leben und die damit verbundene Heilung haben für mich als Wicca hohe Priorität und wenn der Leidensdruck zu gross ist/wird dann ist der Gang zum kompetenten Therapeuten bzw der kompetenten Therapeutin und die Einnahme von Stoffen die helfen das Botenstoffgleichgewicht wieder herzustellen ein notwendiger Akt der Kraft und der Stärke (jeder der die Depression als Begleiter kennt, weiss wovon ich schreibe). Denn so bekommt man die Luft um sich Heilung und Erkenntnis weiter zu widmen.

Aber die Arbeit an sich darf nicht darunter leiden, ebensowenig wie das Akzeptieren der Tatsache das sie ein Teil von einem ist der nicht nur schlecht ist, sondern der einen enorm stark werden lassen kann, wenn man ihn akzeptiert und zum Freund anstatt zum Feind macht und mit ihm statt gegen ihn arbeitet. Auch weiss wann es an der Zeit ist sich dem Leben wieder ohne Medikament zu stellen und somit die Wurzeln ohne Angst weiter in die Tiefe wachsen lässt anstatt sie dauerhaft zu beschneiden weil sie sich auch in jene – oftmals ungeliebten – Bereiche erstrecken und daraus nähren…

Mir wurde das Bild der Eibe mit kümmerlichen Wurzeln geschenkt und die damit verbundene Erkenntnis bestätigte mich zu einem Lebensabschnitt in den ich sowieso bereits vor Wochen hineingewachsen war. Und siehe da: jetzt wo die Wurzel wieder frei ist beginnen auch Stamm und Krone wieder zu heilen und dieser Fluss an Energie muss wieder in die richtigen Kanäle gelangen… Ein Prozess….

In meinem – individuellen – Erfahrungsbereich (ich kann ja nur aus diesem heraus schreiben) fühle ich mich in meinen Gefühlen nun wieder ganz und somit lebendig. Daran muss ich mich auch wieder etwas gewöhnen. Viel Wasser kommt da in Fluss. Und ich habe im gleichen Atemzug von neuen, sanfteren, natürlicheren Wegen erfahren um das Ungleichgewicht im Botenstoffsystem besser zu balancieren ohne die Wurzeln abzutöten. Und darüber schreibe ich sicher ein anderes mal, wenn sich mein Erfahrungshorizont erweitert hat…

Mittlerweile ist mein Mantra: Was ist ein Baum ohne Wurzeln die sich tief aus der dunklen Erde nähren…“

Was wäre die Eibe ohne Wurzeln?

Full Moon Blessings to you….

 

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