Was macht man eigentlich…

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…wenn Menschen einen aufgrund ihrer eigenen Wahrnehmung und ihrer Realität offen anfeinden, anprangern, Verleumdungen unter die Leute bringen und Tatsachen verdrehen um einen Vorteil daraus zu ziehen? Und dies so überraschend und aus dem Hinterhalt heraus das einem im ersten Moment die Spucke wegbleibt. Vor allem wenn sich die eigene Realität von jener der Angreifer massiv unterscheidet?

Nun, als mir dies gestern geschah flackerte im ersten Moment der Impuls auf reagieren zu müssen, die Anfeindungen zu relativieren und zu korrigieren. Doch schnell wurde mir bewusst, dass eine Re-Aktion nicht unbedingt eine Notwendigkeit darstellen muss. Oder sagen wir mal „nicht mehr“.

Natürlich laufen viele Reaktionen automatisch ab: Verletztheit, Wut, Ärger und der Impuls der betreffenden Person die Meinung zu geigen. Dann kratzt es immer ein wenig am Selbstbewusstsein und am Verstand der auf alle Arten analysiert ob Person Soundo vielleicht doch recht haben könnte, auch wenn man sich sicher ist das dem nicht so ist. Ein altes Muster das immer versucht den Fehler bei sich selbst zu suchen. Doch eigentlich weiss man was man fühlt, denkt, tut und mit welcher Intention man handelt und das alte Muster greift nicht mehr. Doch auch die andere Person kann immer nur aus dem eigenen Wahrnehmungsbereich, ihrer eigenen Realität heraus agieren…Davon gehe ich zumindest aus, denn sonst müsste ich gezielte Bösartigkeit attestieren.

So kann ich sagen was ich tat als ich gestern so eine Verletzung und Verleumdung erleiden musste: ich regte mich zwar auf und die Wut in mir kochte immer mehr hoch aber ich reagierte nicht direkt, wartete ab, analysierte meine Emotionen und als ich heute beim Gedanken an die Worte dieses Menschen wieder Wut und Aggression empfand……

Meditierte ich!

Und da wurde mir einmal mehr bewusst, wie irrelevant solche Dinge überhaupt sind. Jede Aufregung ist bereits ein bisschen Energie zuviel an die falsche Adresse. Ist es wichig, den anderen von sich und den Intentionen zu überzeugen? Nein! Ist es wichtig klarzustellen wie verquer die Wahrnehmung des Betroffenen in Bezug auf einen selbst ist? Nein! Ist es wichtig die verdrehten Tatsachen und die dadurch automatisch verbreiteten Lügen zu entlarven? Vielleicht für das Ego, aber letztlich ist auch das vergeudete Energie, vor allem wenn die betreffende Person auch felsenfest von der Richtigkeit ihrer Wahrnehmung überzeugt ist.

Letztlich stellte ich fest, dass diese Person vieles selbst praktiziert, dass sie eigentlich mir und auch anderen vorwirft. Vielleicht liegt darin das Geheimnis dieses zwischenmenschlichen Fiaskos und der aufgebauten Mauern. Oder sollte man das Wort „Mauern“ durch „Spiegel“ ersetzen?

Für einen emotionalen und sensiblen Menschen wie mich – und trotz aller Stärke zähle ich mich zu diesen – sind gerade diese Situationen eine Herausforderung. Vor einem Jahr war ich in einer ähnlichen Lage, nur das ich damals wirklich nicht ehrlich war. Mit mir nicht und mit der anderen Person auch nicht. Und dies nagte an mir, da mir dies während des Konfliktes bewusst war. Dennoch kriegten wir es nach langer Pause auf die Reihe und sind heute befreundet.

In der jetzigen Herausforderung bin ich ehrlich. Mir selbst und auch der anderen Person gegenüber. Ich habe nichts zu verbergen. Völlig neue Karten. Andere Perspektiven. Doch die Frage wohin es führt und ob überhaupt stelle ich mir derzeit nicht mehr. Etwas zu lernen gibt es diesbezüglich auf jeden Fall irgendwo ;). Und sei es „nur“ der Umgang mit Wut und Zorn. Als eines fühle ich mich jedenfalls nicht: als Opfer. Diese Zeiten sind vorbei und ich weiss sehr wohl wieviele Dinge ich selbst mit in der Hand habe. Mit/ohne/durch eine Reaktion. Und durch die Wahl…

Wotan wieder auf der Suche, die wilde Jagd vorerst gezähmt :-).

5 Kommentare

  1. Dreamy, wie wahr! Ein spiegel ist hilfreich, in Beide Richtungen. Und komisch… Ich meditiere im moment auch viel (bleibt ja kaum was über, wenn das *Lieblinsforum* einem *weggesperrt* wird… *smile*… Wichtig ist auch, ob es bei Dir *Adaptoren* gibt (also die Ansatzstelle, ob du dieser Fremdenergie *erlaubst*, bei Dir anzusetzen). Diese mögen dann betrachtet und das Ganze dann für sich selbst verändert werden… Und das in deinem Sinne! Nun wollte ich dir keinen Vortrag halten, denn dies weisst Du ja auch selber 😉 Ich zumindest trage ja einen Spiegel bei mir – der ist *meiner* und mit dem kann ich *sehen*… Wo manchmal für mich die Ursache ist, damit ich zumindest mir helfen kann. Und dies wünsche ich Dir auch, zu erkennen, wo Ursachen liegen, dann ist es gar nicht so weit, diese zu *behandeln*… So.. oder So… Und du weisst genau wie ich: Wahrheit ist *relativ* und jede/r hat immer seine eigene… Liebe Grüße! Eli 🙂

  2. Da haben wir doch diese berühmten Zahlen. Pro Sekunde verarbeitet ein menschliches Gehirn ca. 400 Mrd. Bits. Bewusst werden davon aber lediglich ca. 2'000. Und nun versuche man, sich mal vorzustellen, wie viele VERSCHIEDENE "persönliche Wahrheiten" möglich sind, wenn sich JEDER von gegebenen 100% gerade mal 0,000'000'5% als SEINE Wahrheit herausfiltert! Krass oder? Mir gefällt da der Huna-Spruch "Wirksamkeit ist das Mass der Wahrheit".

    Religionen behaupten, Wahrheit zu kennen. Philosophen diskutieren seit Jahrtausenden darüber, ob man Wahrheit überhaupt kennen kann.

    Werden wir selbst mal philosophisch. Aus einer aristotelischen Tradition hat sich die sogenannte Korrespondenztheorie entwickelt, die bis heute eigentlich Basis jeder Diskussion zum Thema ist (mal abgesehen vom dialektischen Materialismus). Hier wird davon ausgegangen, dass Wahrheit eine Relation zwischen verschiedenen Bezugspunkten ist. Je mehr Bezugspunkte übereinstimmen und je weniger Widerspruch sich in der Relation findet, um so "wahrer" ist eine Begebenheit.
    Die Redundanztheorie zum Thema ist auch noch lustig. Sie besagt nämlich, dass die Erwähnung von Wahrheit rein stilistisch ist und lediglich der Untermauerung der eigenen Ansicht dient 🙂

    Wo man sich zwischen zwei Standpunkten nicht auf genügend Relation einigen kann, um sich in Frieden auszutauschen, hat Diskussion keinen Sinn mehr. Mindestens eine der Parteien verhält sich in diesem Fall wie ein Fanatiker. Das heisst, man kommt von seinen 2000 Bits nicht ab, die gefälligst allgemeingültig wahr zu sein haben und ignoriert gleichzeitig mit allen Mitteln die Existenz der anderen 399'999'998'000.

    Hier geht es nicht mehr um Austausch oder gar Lernen, sondern um rhetorische Gewalt, bzw. Wahrheitszwang. Jede Konklusion dient nur noch der eigenen Demagogie.

    Langer Rede kurzer Sinn: Dreamy, du hast gegnügend Redundanz für deine Bits. Zumal du ja bekanntlich gerne dazu bereit bist, immer über die restlichen 399'999'998'000 zu diskutieren. Jedenfalls so lange, wie keiner seine eigenen 2'000 für alleinig relevant hält.

    (Oh Mann, und sowas, wo ich noch kaum wach bin. Der Pöstler hat mich heute wach geklingelt *ggg*… Ist aber halt eins meiner Lieblingsthemen.)

    *Busserl*
    Elli

  3. Hallo! So, kam hier per Zufall auch wieder einmal vorbei und habe interessiert deinen Blog mitgelesen. Dazu kam mir ein Zitat aus einem Buch von Hermann Hesse (Demian) in den Sinn: "Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bilde etwas, was in uns selber sitzt. Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf." Ich finde diesen Satz sehr schön, wenn mir auch das Wort "Hass" absolut nicht behagt und man es durchaus durch ein anderweitiges ersetzen könnte. Es ist tatsächlich oftmas so, auch aus meiner Erfahrung heraus, dass Dinge an anderen kritisiert werden oder störend wirken, die man selber besitzt oder ausübt. Der Mensch ist doch ein äusserst komplexes Wesen 🙂

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