Ich hatte lange damit gewartet mir die letzten Folgen „Merlin“ anzusehen, obwohl ich sie schon lange auf BluRay zu Hause hatte. Da ich so ungefähr wusste wie es ausgehen wird und mich vor diesem emotionalen Ende drücken wollte, zögerte ich es Woche für Woche hinaus bis aus Wochen Monate wurden. Wie ironisch wenn man bedenkt, das es sich bei „Merlin“ um eine meiner absoluten Lieblingsserien handelt.
Und da waren sie nun, die letzten paar Folgen in denen es mit dem Mythos um Artus ganz der Legende nach zu Ende ging, bzw. wo aus dem Ende ein Mythos wurde. Und die Emotionen gingen hoch bei mir, auch flossen ein paar Tränen.
Wenn man die Geschichte in dieser Serie verfolgt hat und die Beziehung zwischen den Charakteren miterlebte, so konnte man gar nicht anders. Es war fantastisch wie aus einer durchschnittlichen TV-Serie (Staffel 1) ein atemberaubendes Epos wurde, das so sehr von seinen Protagonisten lebte. Anfangs noch so lose nach der Artus-Sage interpretiert, entstand mit der Zeit eine der Legende immer treue und gleichwohl noch immer sehr frei inszenierte Geschichte.
Wie Morgane von der liebenden Schwester zur hasserfüllten Gegnerin Arturs wird sorge für Gänsehaut und war hervorragend gespielt. Die Freundschaft zwischen Merlin (dem persönlichen Bediensteten Athurs) und dem angehenden König und späteren Regenten war immer wieder Stoff für Humor, Witz aber auch Drama, da Merlin seinem König und Freund nie mitteilen konnte, das er der Zauberei mächtig ist.
Wie emotional dann in den letzten Folgen dann die Momente als Merlin sich dem tödlich verwundeten Arthur gegenüber outet. Wie liebevoll der Moment als Arthur – der nach anfänglichem Widerstand und Schock endlich die Tragweite der Offenbarung begreift – sich fast schämt für jene Zeiten in denen er Merlin wie einen Bediensteten behandelte. Doch schon vor der grossen Schlacht und Arthurs Verwundung wurde immer wieder angedeutet wie viel der König für seinen Bediensteten empfindet und wie wenig er aus seiner Rolle schlüpfen konnte. In kleinen und grossen Gesten.
Die letzte Folge drehte sich nahezu nur mehr um den Versuch Merlins, seinen tödlich verwundeten Freund nach Avalon zu bringen (nebst dem Ende der Geschichte mit einem beenden der einzelnen Storyfäden). Und die Gespräche der beiden, jetzt wo alle Karten auf dem Tisch waren. Wunderschön gelöst. Das Artus dann in den Armen Merlins stirbt ist ein emotionaler Moment der dann noch einmal eine Steigerung erfährt, als der König in der Barke liegend nach Avalon gesendet wird um dort zu ruhen bis er der Legende nach wieder erwachen wird. Wahnsinn, wie tief Schauspieler Colin Morgan diesen Schmerz spielt und ausdrückt.
Klar, die Serie hatte kein grosses Budget (obwohl die letzten beiden Staffeln doch ganz aufwendig produziert wurden) und gelegentlich rutschte sie ein wenig ins Seichte ab, aber letztlich hat man alles richtig gemacht. Auch das Ende, das die Legende um Avalon still zum Leben erweckte und stark nach der mythologischen Vorlage funktionierte. Die beginnende Auseinandersetzung zwischen dem aufstrebenden Christentum und der „Alten Religion“, die Tatsache das man Licht und Schatten beider Seiten aufzeigte. Keiner war nur „gut oder böse“ und selbst wenn Morgana als Hohepriesterin so hasszerfressen wurde, da Arthur so strikt gegen Zauberei und Magie vorging, so konnte man einen Teil dieser Wut verstehen.
Es wurde eine Welt gezeigt in der das Festhalten an Normen und Regeln letztlich mehr Schaden anrichtet als Heilung bringt. Denn auch Arthur führte das Ende mit herbei in dem er einfach nicht aus seiner Rolle fallen wollte oder konnte. Hier sehe ich durchaus Parallelen auch zur Gegenwart.
Wie oft werden Heilung und Fortschritt verwehrt weil jeder zu stolz oder zu ängstlich ist, um nachzugeben und etwas Neues zu wagen?
Nun, in jedem Fall halte ich „Merlin“für eine der schönsten und unterhaltsamsten Genre-Serien und eine wundervolle Artus Adaption die einfach funktionierte. Das Ende war gut so wie es war, und der letzte Schnitt, der Merlin in unserer Zeit zeigt, wie er bei Glastonbury (Avalon) seine Wanderung macht, war gelungen und schlug eine kurze aber wichtige Brücke in die Gegenwart.
Tolle Serie. Danke!