Vegan oder Vegetarisch: Rotes Tuch

vegetarian Ich lebe ja nun doch schon wieder seit einiger Zeit wieder vegetarisch und nähere mich gar langsam und intuitiv einer veganen Ernährung an. Ist meine persönliche Entscheidung und ein kleiner zusätzlicher Beitrag um etwas zu verändern in dieser Welt. Denn wenn man einmal realisiert hat wie viel Welthunger und Not mit dem Fleischeshunger zu tun hat und wie viel Getreide und Soja drauf geht um für ein paar (in Relation zur Weltbevölkerung) Menschen Vieh (unter meist unmenschlichen und grauenvollsten Bedingungen) zu züchten, kann man als bewusst lebender Mensch gar nicht anders, als seinen Fleischkonsum einzuschränken und die viel gesündere fleischlose oder zumindest fleischarme Ernährung zu wählen. Das alles ist an sich ja nicht wirklich spektakulär. Spektakulär jedoch ist, wie sehr sich Menschen die Fleisch essen davon angegriffen fühlen, ohne das man sie in irgendeiner Weise für ihr Verhalten kritisieren oder verurteilen würde.

Natürlich bin ich überzeugt das der Verzicht oder die Einschränkung des Fleischkonsums viel positives in dieser Welt bewirken würde. Wer sich den wunderbaren Film und gar nicht belehrenden oder wertenden Film “Home” ansieht der kommt ganz allein zu diesem Schluss. Aber ich würde nie jemanden versuchen zum Fleischverzicht zu bekehren. So etwas muss aus sich selbst heraus kommen, sonst hat es gar keine Chance langfristig zum Teil des Lebens zu werden und das “Verzichtgefühl” zu unterbinden.

Was jedoch alleine das Wort “vegan” oder manchmal auch noch “vegetarisch” an aggressiven, zynischen, sarkastischen, ironischen und teils auch primitiven Reaktionen aus manchem Menschen hervor kitzelt zeigt eigentlich, dass es irgendwo eine Resonanz oder ein verdrängtes Schuldbewusstsein bei manchem geben muss. Denn wenn man mit sich im Reinen wäre, dann würde man es zur Kenntnis nehmen, aber nicht versuchen Dich wegen Deiner individuellen Entscheidung weg vom Fleischkonsum in die Ecke zu drängen oder mit den immer gleichen abgedroschenen Standardargumenten zu attackieren. Selbst eine gute Freundin von mir die als Ernährungsberaterin schafft und eine Laktose Intoleranz hat zeigte sich zwar durchaus wohlgesonnen als ich sagte ich esse wieder vegetarisch, sah aber plötzlich rot und wurde völlig emotional als ich meinte, ich strebe langfristig eine vegane Ernährung an (“Du musst es wieder übertreiben, und das ist Schwachsinn und überhaupt,….).

Hmmmm…warum reagiert sie so? Ist doch meine persönliche Entscheidung die niemandem weh tut und unter der letztlich ja nur ich zu “leiden” hätte wenn ich es nicht richtig mache. Natürlich mache ich mir meine eigenen Gedanken dazu und komme immer wieder zum Rückschluss: das kann nur so emotionalisieren wenn es irgendwo das eigene schlechte Gewissen triggert. Ansonsten würde man sagen: “okay” und sich nicht davon angegriffen fühlen.

Ich für meinen Teil bleibe dabei: ich übernehme Verantwortung für das was ich mache oder auch nicht mache. Vegetarismus und vegane Ernährung entsprechen meinem Bewusstsein und auch wenn ich Lederschuhe trage, so  habe ich mit dem Fleischverzicht dennoch für mich einen Teil zu einer Veränderung beigetragen. Denn wenn jeder reduzieren würde, würde sich auch schon enorm viel ändern. Und es bräuchte keine grausamen Schlacht und Haltungsbatterien mehr. Auch würde nicht mehr tonnenweise Getreide drauf gehen um ein paar wenige Kilo Fleisch zu “produzieren”.

Und bis jetzt fällt es mir wieder erstaunlich leicht. Sojamilch statt Milch. Sogar auf den Käse verzichte ich derzeit und hab gar keinen grossen Appetit mehr darauf. Ich würde mich selbst aber auch nicht verurteilen, wenn ich mal wieder ein Stück esse oder zwischendurch mal schwach werde. Mein nächstes und schon oft versuchtes Ziel ist es nun – passend nach der Fasnacht – den Zuckerkonsum einzuschränken. Denn Zucker ist bei mir wirklich eine erkannte Sucht. Und eine ungesunde noch dazu.

Eben: es geht nicht um Verzicht. Es geht um individuelles Bewusstsein und persönliche Selbstverantwortung. Und das braucht doch niemanden aufzuregen?

5 Kommentare

  1. Interessant, dass es dieses Jahr anscheinend einige in unserem Bekanntenkreis gibt, die eine bewusstere Ernährung anstreben, und dabei alle – in ihrem eigenen Tempo und auf ihren eigenen Wegen – langsam aber sicher bei veganer, zuckerarmer Diät landen… mir wird oft vorgeworfen, veganismus sei ein ‚luxusproblem‘ und andere menschen könnten sich solche ethischen überlegungen gar nicht leisten. das stimmt zwar, aber an dieser situation sind wir mit unserem ‚wir können es uns leisten‘ nahrungskonsum ja genau mitschuldig. in diesem sinne ist veganismus kein luxusproblem, sondern eine luxuslösung für ein luxusproblem. ich anerkenne auch dass es nicht die idealste ernährungsmethode ist – wer nimmt schon gerne nahrungsergänzungen – aber es ist im moment die einzig ethisch vertretbare, und wenn ich mir ethik leisten kann, dann leiste ich sie mir verdammt nochmal auch!
    viel freude und entdeckerwillen weiterhin auf deinem weg. ;o)

  2. Hi ob das nur Zufall ist ?
    Ich habe mich dazu entschlossen auf die vegetarische Ernährung und wollte schauen ob du nicht hier ein Buch dazu erwänt hates 🙂 und Dan bin ich hier auf den Blog Eintrag gestossen (worden;-). Ich hoffe es klappt was du Dir vorgenommen hast vegan wehre fûr mich noch nicht das richtige 🙂

  3. Hey Dreamy,

    Ich habe ja schon einige Jahre vegetarische Ernährung hinter mir und bin im letzten Jahr nach und nach zur veganen Ernährung übergegangen. Das 100% vegane mache ich jetzt seit 4 Monaten und mir geht es verdammt gut damit.
    Kalr, zu Anfang ist es etwas kniffelig gut und lecker zu kochen, aber mit ein bisschen kreativität, Neugier und guten Seiten im NEtz (kann dir bei Bedarf gerne ein paar tolle RezepteLinks reinsetzen) kommt man schnell weiter.

    Meine Söhne sind Omnivoren und brauchen es noch ab und an Fleisch zu essen, grade der große. Soll er halt, gibt dann BioFleisch und regional, meistens.
    Meine Frau kann immer weniger auf Fleisch und freut sich jedesmal über meine kreativen Küchenergebnisse.

    Gerne veganisiere ich Klassiker, hole mir Ideen im indischen Raum (gestern habe ich ein köstliches Dal gemacht, eigentlich ein ArmeLeuteEssen in Indien) und koche wild drauf los mit selbstgemachter Nussmilch, Getreide und Gemüse.
    Es ist unglaublich wie viele tolle Sachen man machen kann.

    Wie ist das mit deinem Partner? Tut er sich schwer mit deiner Umstellung oder zieht er mit?
    Meine Frau tat sich zu Anfang recht schwer, grade auch was das kochen betrifft, weil sie da manchmal noch unbeholfen ist. Klar, sie hat sich so damit nicht auseinander gesetzt und ist nicht ganz so tollkühn in der Küche wie ich.

    Was die Umgebung betrifft, tz….interessiert mich recht wenig wenn ich ehrlich bin.
    Wenn mir einer blöd kommt, aggressiv oder herablassend, dann führe ich ihm vor Augen dass es a. Gesundheitliche Gründe bei mir hat b. es für den Welthunger und Co besser ist und c. es ihn wenig angeht was auf meinem Teller ist.

    Was die Nahrungsergänzung betrifft: Oftmals ist Sojamilch mit den entsprechenden Stoffen angereichert (Hier in D bevorzuge ich die Produkte von Alpro Soja *mjam*). Was B12 und Co betrifft, wer es mag sollte sich zuweilen mal einen Red Bull trinken, da ist auch einiges drin was Veganer brauchen, wird auch oftmals empfohlen.

    Tolle Kochbücher gibt es von Atila Hildmann, der hat´s echt drauf gut, günstig und verdammt lecker zu kochen und ist zudem ne coole und vor allem undogmatische Persönlichkeit.

    So, und nun mach ich mir Vurst^^

  4. Danke für den Kochbuchtipp. Mein Partner hat eigentlich keine Mühe und findet das gut, auch wenn er selbst noch Omnivaur lebt, aber auch er versucht mehr und mehr vegetarisch zu leben. Alpro Soja ist lecker, leider gibt’s das hier nicht (nur Starbucks schafft damit)… Thanks für die Inspirationen 😀

    Vurst = Cool 🙂

  5. Mir geht es momentan sehr ähnlich! Ich versuche auch, auf vegan umzusteigen und oftmals fühlen sich Leute tatsächlich schon von einem „Nein danke, ich lebe vegan“ provoziert. Da zeigt so mancher erstmal sein wahres Gesicht: Die einen stört es nicht, weil sie mit sich zufrieden sind und mich nehmen, wie ich bin. Die anderen regen sich auf, weil es einen wunden Punkt trifft und weil sie nicht wollen, dass ich irgendwas bin, was ihnen Unbehagen bereitet.

    Wobei ich zugebe, so richtig gelingt mir der Veganismus nicht, ich liebe zum Beispiel Käse, aber finde keine vernünftige vegane Alternative. Und auf Honig verzichte ich auch eher nicht, weil er zu den heilsamsten und leckersten Dingen gehört, die ich kenne (aber ich kenne meine Imkerin immerhin persönlich und weiß, wie sehr sie ihre Bienchen liebt und umsorgt).

    Den Attila finde ich übrigens extrem unsympathisch mit seiner Einstellung, er tue es nur der Gesundheit wegen und Veganismus hört auf dem Teller auf, ansonsten kann man Tiere töten und ausbeuten, wie man will. Wer anders denkt, ist laut ihm ein Öko-Hinterwälder, der es total übertreibt – was ja auch irgendwie dogmatisch ist (und einfach idiotisch).
    Ich mag da eher das Kochbuch Buch von Alicia Silverstone, sehr kreative und leckere Rezepte!

    Blessed Be
    Liath

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