Ungewöhnliche Runenkarten: Die Halle der Runen

Nun, ungewöhnlich sind nicht unbedingt die Karten, sondern das Begleitheft das dem Deck beiliegt. Denn wer es liest, der hat mit einer sehr persönlichen und individuellen Interpretation der Runen zu rechnen, die den mythologischen Hintergrund dieser kraftvollen Symbole nahezu ignoriert, was der Funktion als eigenständiges Orakel natürlich nicht unbedingt schaden muss…

Wenn es um Runen geht, dann bin ich ein wenig eigen. Dies, weil Runen für mich persönlich absolut mit dem nordischen Pantheon und seiner Mythologie sowie Kosmologie verwoben sind. Somit hat ein Runenbuch das diesen Bezug auslässt gewisse Herausforderungen zu bewältigen, damit ich persönlich es akzeptieren kann.

„Die Halle der Runen“ ist dennoch bereichernd, denn die einzelnen Runen wurden von den Entwicklern dieses Sets persönlich schamanisch bereist sowie erfahren und dies ist eine durchaus respektable Art um selbst einen individuellen Eindruck von ihrer Energie zu erlangen, die auch ich in meinen Kursen den Menschen letztlich ans Herz lege.

Man darf hier jedoch nicht vergessen, das solche Reisen auch durch die Individualität und den Bewusstseins-Spiegel des Reisenden geprägt sind.

Diese Individualität führt dann wohl auch dazu, dass einige der Runen in diesem Deck an der mythologisch bedingten, und energetisch gefestigten, gewohnten Bedeutung vorbei schrammen und man manchmal beim lesen des Begleittextes zu einer Rune, an eine andere erinnert wird.

Die Halle Der Runen

Beim Lesen zum Text von Thurisaz wurde ich beispielsweise sehr an Tiwaz erinnert auf die der Text, hätte ich nicht gewusst welche Rune hier besprochen wird, aus meiner individuellen Sicht heraus besser passen würde. Und in der Beschreibung zu Tiwaz erkannte ich die Kraft des „Gottes der Gereichtigkeit“ und seine Energie des „sich für die rechten Ziele“ einzusetzen nicht wirklich.

Aber so ist das nun einmal mit den Runen: sie sind lebendige Symbole, die jedem die für ihn richtigen Botschaften zuflüstern, wenn man sich auf sie einlässt. Und natürlich finden sich viele Aspekte der einen auch wieder in einer anderen. Ein Netz in dem letztlich nichts voneinander getrennt ist.

Das der Autor umgekehrte Runen interpretiert ist für das Orakel hilfreich, und hilft jemandem der mit Runen noch nicht so sattelfest ist, hier flott Blockaden und Widerstände zu erkennen.

Auch das Format der kleinen Runenkarten ist angenehm. Schlicht. Lässt sich gut werfen oder innert der beschriebenen Legetechniken anwenden.

Ich kann diese Karten durchaus empfehlen lege jedoch auch jedem der sich mit der Mythologie der Runen beschäftigen will (und das ist aus meiner Sicht bei dieser Thematik ein „muss“) weitere Begleitliteratur und eigene Erfahrung ans Herz.

Wer „Die Halle der Runen“ jedoch einfach als Orakel nutzen möchte und deren Aussage rein aus den beschriebenen Texten ziehen will, der kann bedenkenlos zugreifen und wird grosse Freude daran haben, da es – wie jedes Orakel – natürlich auch so anwendbar ist. Jedoch würde ich die Runensymbole in diesem Fall ohne Vorkenntnisse nicht energetisch einsetzen.

Und Runenkundige? Wie Eingangs beschrieben können die selbst erfahrenen Eindrücke des Autoren (Oliver von der Schamanenstube) auch Profis neue Aspekte und Denkanstösse bieten. Denn die Sicht und Erfahrung anderer Menschen und Runenarbeiter eröffnet vielleicht Interpretationsräume, die man so selbst noch nicht erschlossen hat.

Mein Fazit: inspirierend, weil individuell und nicht dem Mainstream entsprechend, auch wenn man als Runenschaffender bei der Deutung einiger Runen möglicherweise über seinen eigenen Schatten springen und darüber nachdenken muss. Ein wenig mehr Mythologie und Erklärung zu den Runen hätte ich auf jeden Fall als bereichernd empfunden, da nicht jeder um deren Hintergründe weiss…

 

 

 

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