Turbulenzen im Flow

CAM00213Letzte Woche Mittwoch flogen wir für ein paar Tage nach Zypern. Mein Schatz meinte, dass uns das gut tun würde ein paar Tage weg zu kommen und auch der Fasnacht zu entfliehen. Was er bei der Buchung nicht wissen konnte war, das wir ein paar Tage vor dem Abflug die Wohnungskündigung erhalten würden. Und nicht nur wir, auch ungefähr 50 andere Hausparteien mit uns. Die Hauseigentümerin und Verwaltungsratspräsidentin der  T*** Liegenschaftsverwaltungen lässt wegen Totalsanierung, abgesichert via mehrerer Anwälte, alle innert 4 Monaten auf die Strasse setzen (bei manchen sogar nur 3). Alte und kranke Menschen, Grossfamilien, Menschen mit kleiner Rente, sie alle sind einem dubiosen, weiblichen Immobilienhai (die eine Verwaltung nach der anderen gründet) nichts wert. Es geht um Profit, und letztlich um nichts anderes. Schliesslich zahlen alle, einschliesslich uns, sehr faire Mieten die für NachmieterInnen dann teilweise um 150 % ansteigen werden, wie Recherchen zeigen. Und würde man mit den Parteien im Haus renovieren, könnte man nachher nicht so aufschlagen. Kalkül und ich hatte es im Unterbewusstsein immer gewusst, das es soweit kommen würde, da mein Gefühl schon bei Nachforschungen zu der neuen und unbekannten Verwaltung alles auf „Alarm“ setzte und sehr seltsame Vorkommnisse und Verschleierung hier und dort sowie keine Präsenz im Internet auch die Richtung andeuteten. Lange Rede kurzer Sinn: es war eine Herausforderung in den Ferien dann auch wirklich dieses Thema loszulassen. Ein Einspruch bei der Schlichtungsbehörde musste noch raus, damit wir wenigstens mehr Zeit zum suchen haben…

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Die kurzen Ferien selbst waren sehr schön und die Sonne Zyperns, sowie die überwiegend freundlichen Menschen dort liessen mich den Wohnungsstress schnell abstreifen. Das Meer hat auf mich so eine beruhigende aber auch belebende Wirkung, selbst wenn das Wasser noch zu kalt zum schwimmen war. Die Frische der Luft, das pralle Leben, sie alle liessen mich schon am zweiten Tag in eine Leichtigkeit fallen, die sehr angenehm war und mich ernsthaft fragen liess, ob ich nicht doch irgendwann in der Zukunft mit meinem Partner ans Meer ziehen sollte. Es tut auch meinen Gelenken gut, denn in der Wärme sind alle Beschwerden Geschichte, die einen hier im feuchtkalten Klima während der dunklen Jahreszeit manchmal zwicken und zwacken. Früher wäre das für mich unvorstellbar gewesen, doch die See, die Göttin der Wasser, die Kraft des Ozeans lässt es mir einfach gut gehen. Das es enorm viele Katzen in Zypern hat die frei herumlaufen und denen es recht gut zu gehen scheint, war ebenfalls nett. Weiterlesen auf Seite 2

CAM00288Das es mir nicht wirklich möglich war vegan zu leben und ich ein paar Tage in die vegetarische Ernährung zurück fiel, schadete mir nicht und ich erfreute mich an Eiscreme und anderen kleinen Dingen die ich hier nicht mehr zu mir nehme. Als Selbstversorger ist es sicher keine Sache, aber wenn man essen geht und nicht selber kocht, wird es für Veganer auf einer Insel wie Zypern etwas herausfordernd. Toll fand ich auf jeden Fall, dass am Tag unserer Abreise „Grüner Montag“ war und der bedeutete, das Restaurants und andere als Abschluss des Karnevals einen Tag lang nur vegetarisch kochten und servierten und viele andere Zyprioten dann bis Ostern auf Fleisch verzichten. Die südländische Fastenvariante, würde ich mal sagen.

2014-03-01

Wir hielten uns in Larnaca auf, einer Stadt am Strand. Das gewählte Hotel war ein bisschen konservativ und ist im Hochsommer sicher so eine Art „Benidorm“ (für Kenner dieser britischen Komödie). Wir kamen uns dort mit 43 bzw. 48 Jahren recht jung vor und dementsprechend war auch alles auf diese Altersgruppe ausgelegt. Dafür war das Zimmer schön und der Strand fast vor der Tür. Und nach einmal Abendessen im Hotel war für uns klar, das wir von nun an auswärts knabbern würden. Alles auf britische Küche abgestimmt (auch das Frühstück) und igitt, soviele Würstchen und Speck und anderes Zeugs schon am frühen Morgen war irgendwie nicht so meine Welt. Aber den anderen Gästen schmeckte das offensichtlich.

Unsere kurzen Inselerkundungen führten uns nach Nicosia, eine zweigeteilte Stadt deren türkische Zone wir nur ein paar Minuten besuchten, da mein Schatz seinen Pass vergessen hatte und rein kommt man leicht und unkontrolliert, aber wieder raus war schwieriger da man prompt die Pässe sehen wollte. Den Göttern sei dank hatte ich meinen dabei und da der UN Mensch am Kontrollpunkt merkte das wir zusammengehörten, kam auch mein Freund wieder rüber.

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Troodos im Gebirge musste auch sein. Wir wollten zwar eigentlich das Kloster in Kykko besuchen, verpassten aber die Ausfahrt, weshalb wir den höchsten Punkt Zyperns ansteuerten. In Shorts natürlich, wie es sich für anständige Touristen gehört. In der Euphorie hatten wir nämlich nicht bedacht dass es dort sehr kalt war und sogar noch Schneereste im kleinen Dörfchen lagen. Die Pullis wärmten da nur wenig. Der Punkt erinnerte mich eher an eine kleine Hütten- und Touristengeschäfteansammlung im hohen Norden. Gut gab es heissen Kaffee und einen Ofen im Restaurant. Die Atmosphäre jedoch war magisch. Nebelfetzen zogen vor den Augen vorüber und die Geister und Götter verwirrten die Sinne auf ihrer mystischen Wanderung durch die interessante Landschaft.

Die „Gräber der Könige“, die wir auf dem Rückweg besuchten, waren ebenso ein starker Ort mit dünnen Schleiern zur Anderswelt und lebendiger Geschichte. Die Touristenstadt Limmasol streiften wir nur (im wahrsten Sinne des Wortes – danke Linksverkehr) aber ohne Schaden. Die restlichen Tage verblieben wir dann im lebendigen Larnaca selbst, besuchten das alte Fort mit seiner wunderbaren Aussicht, sahen beim total fröhlichen Ballspiel am Strand zu und genossen die Unbefangenheit südländischer Kultur.

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Ausgedehnte Spaziergänge am windigen Strand brachten die Seele ins Gleichgewicht und verbrannten ein bisschen der vielen Kalorien die tagsüber gefuttert und getankt wurden. Und eben: das Meer macht mich glücklich und bringt in mir eine Energie und Lebensfreude zum Vorschein, die ich früher nur in den Bergen und in der Höhe so wahrnehmen durfte. Interessant wie sich die Zeiten ändern, denn hätte man mich früher gefragt ob ich mir vorstellen könnte im Süden zu leben hätte ich entrüstet „niemals“ gesagt. Unser Experiment in Florida ging ja – auch aus Heimweh Richtung Alpenraum – damals auch nur ein Jahr lang gut. Wobei: ein Leben in den USA kann ich mir heute nicht mehr wirklich vorstellen.

Kompliment übrigens an die Niki Airlines, die wirklich freundlich waren und einen tollen Service boten. Allerdings schafften es unsere Koffer nicht mehr auf den Flug und wurden am nächsten Tag nach Hause geliefert, nachdem wir eine Suchmeldung aufgeben mussten. Dass die Angestellte am Swissport, die am Lost and Found Schalter sass sich ein „billige Airline, billiger Service“ nicht verkneifen konnte war nicht nur unhöflich sondern auch ungerechtfertigt. Ich hatte schon Erfahrungen mit Swiss und Austrian Airlines die unangenehmer waren. Nicht bezüglich Gepäck, aber betreff Service und Freundlichkeit. Da war die „Billigairline“ eine sehr angenehme Erfahrung und muss sich nicht verstecken vor den „Grossen“…

So, und nun hat mich das Arbeitsleben wieder und gestern gleich Hexenschule bis spät die mich aber sehr dankbar sein liess für die lieben Menschen die ich im Rahmen des Kurses wieder einmal kennenlernen und lehren darf. Es sind wirklich tolle Leute in beiden Gruppen und das macht Freude. Es fällt mir nur schwer mich darauf einzustellen eine neue Wohnung finden zu müssen für uns und unsere drei alten Katzendamen, denen ich das Umziehen aufs Alter nicht gerne zumute. Aber geht ja wohl nicht anders und ich bin sicher das – was auch immer wir finden – auch unseren Katzen gut tun wird. Der Lärm dieser Renovierung über uns hat sie sowieso auch herausgefordert.

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Ich freue mich, wieder „back im Blogiversum“ zu sein – auch wenn ich nie so wirklich weiss ob da eigentlich jemand mitliest *lach* und wenn jemand eine Wohnung in Luzern weiss die unter 1800 Franken kostet (je weniger desto besser) und die 3.5 Zimmer aufwärts hat und Balkon/Keller, dann einfach melden. Wir sind für jeden Tipp dankbar.

Blessings, liebe LeserInnen und viel Freude und Frühling

 

 

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