Fernsehserien sind schon lange aus dem Schatten der Spielfilme getreten und überraschen immer wieder mit hochwertigen Qualitätsstandards und unterhaltsamen Handlungssträngen die wesentlich mehr erzählen können, als der Film als Stilmittel. Deshalb ist es auch kein Wunder mehr, das immer mehr A-List Schauspieler im TV-Land fremdgehen oder gar talentemässig erst so recht aufgehen.
Die amerikanische Produktion „Penny Dreadful“, die vom Kabelsender Showtime produziert und ausgestrahlt wird, ist so ein Juwel unter den Serien. Angesetzt im England des Jahres 1891 und hochkarätig besetzt, lässt sie das nostalgische Gefühl früher Groschenromane und Gruselgeschichten wieder aufleben. Doch das in einer morbiden Brutalität die, bei aller dunklen Poesie und Philosophie mancher Dialoge, sehr zeitgeistig über den Bildschirm flimmert.
So spielt Produzent und Regisseur John Logan unter anderem mit den Klassikern wie Dracula, Frankenstein, Dorian Gray, Jack the Ripper und Co.. Doch wer jetzt denkt man bekäme langweilige Standardkost vorgesetzt oder etwa das man sich in gemütlicher Sicherheit auf Vertrautes zurücklehnen und gepflegten Grusel konsumieren könne, dem droht ein Schreck. Denn Penny Dreadful ist ungewöhnlich, dreckig und blutig, dies aber visuell und atmosphärisch so stilvoll umgesetzt, das man wie hypnotisiert hinschaut.
Nicht einmal auf die oben genannten Horrorgestalten, mit denen die meisten Menschen vertraut sind, kann man sich verlassen, denn obwohl man ihrem Hintergrund treu bleibt so werden sie hier in einer Art und Weise dargestellt, die zu überraschen weiss und die bei allem Respekt für die Vorlagen durchaus neue und spannende Perspektiven und Einblicke auf sie gewährt. So hat man Frankensteins Monster oder Dorian Grey wohl noch nie erlebt.
Die Darsteller sind ausserordentlich gut gewählt: Eva Green, Timothy Dalton, Josh Hartnett und viele andere bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen sind in ihren Rollen perfekt besetzt. Diverse Handlungsstränge und Schwerpunkte innerhalb der Episoden lassen keine Langeweile aufkommen und stricken bei aller Aufklärung immer mehr Mysterien, werfen jedesmal wenn man denkt man erfährt mehr, neue Rätsel und Möglichkeiten auf. Erinnert hier fast ein wenig an Twin Peaks…
Also eintauchen in dieses bekannte und doch so unheimlich polarisierte London des 19. Jahrhunderts zwischen Dekadenz und Tuberkolose. Aber nur wenn man sich getraut und nicht darüber ärgert, das die erste Staffel nur 8 Folgen umfasst. Für Staffel 2 sind dann bereits 10 geplant…