Pandora ist Hier !

pandoraIn einem neuen Blogbeitrag kritisiert Freund Patric die Entwicklung einer kranken Welt und auch wenn er sich primär auf die virtuellen Welten als Spiegel, Projektionsfläche gesellschaftlicher Schattenseiten und Zuflucht aus dem Alltag bezieht, so schimmert natürlich durch, dass die kollektivreale Welt ebenso in einen Abgrund schlittert. Nicht zuletzt weil Mensch den Bezug zu dieser verliert und seinen Einfluss lieber virtuell geltend macht anstatt hier etwas zu bewegen. Und das leider selbst dort oft auf kranke Art und Weise. Ein Satz gefällt mir in Patrics Beitrag ausserordentlich gut, nein ich finde ihn sogar genial: „Wer von Euch hat sich das letzte mal ein Level Up im echten Leben geholt?“, bezugnehmend auf das Level Up (erreichen der nächst höheren Stufe) innerhalb eines Computerspiels. Eine durchaus berechtigte und aufrüttelnde Frage. Natürlich muss in einem solchen Text auch der erfolgreichste Film aller Zeiten und das damit verbundene Filmfieber als Beispiel herhalten, denn „Avatar“ wird von vielenWinter2010 030 als spiritueller Film betrachtet, aber oft sind es genau jene Menschen die diese „Spiritualität“ in der Filmwelt bewundern und auf „Pandora“ leben möchten, die hier auf Erden aber Scheuklappen aufhaben und den Hintern nicht hoch bekommen. Sich eben lieber in virtuellen Welten tummeln anstatt hier etwas zu bewegen. Nun, dabei hatte auch James Cameron, der Avatar-Regisseur, edle Ziele im Hinterkopf, wie ich erst kürzlich via ITV (Britischer Fernsehsender) in einem Interview erfahren durfte….

Ihm, einem leidenschaftlichen Liebhaber der irdischen Natur, ging es nämlich tatsächlich darum mit „Avatar“ etwas in den Menschen zu bewegen und sie für die Schönheit unserer Erde zu sensibilisieren. Was er, laut eigenen Aussagen, in seinem Film aufzeigen will bzw. wollte ist ein Spiegelbild dessen das hier auf good old Terra abgeht (Zwangsumsiedelung von Naturvölkern um ihre Ressourcen auszubeuten, Zerstörung der Wälder, Profit, Gier, etc…) und er meinte ebenso, das wir den Na’vi (die fiktiven Natureinwohner seines Avatar-Universums) sogar etwas voraus hätten: wir bräuchten keine physischen Verbindungspunkte, da wir mit unserer Umwelt sehr wohl bereits verbunden wären, wenn wir es denn zuliessen und die verstopften Kanäle etwas reinigen würden.

Zwar hat scheinbar auch Cameron seine Idee geklaut, wie Freundin Elli feststellte, die die Avatar Story bereits in einem Sci-Fi-Roman von Ursula K. LeGuin witterte („Das Wort für Welt ist Wald“), aber was zählt ist der Versuch und die Chance die nun hinter dem Filmerfolg steht. Die Chance das der Mensch hier auf Erden seine Augen aufmacht und sich der Magie seines Planeten bewusst wird. Sich seiner Rolle hier klar wird und sich vor allem auch nicht fremdsteuern lässt. Das er dazu ein Fantasygebilde nutzt ist für mich logisch. Mit einem Dokumentarfilm erreicht man heutzutage kaum noch die relevanten Gruppen die eigentlich drüber nachdenken sollten.

Doch hier treten auch bei mir berechtigte Zweifel auf, dass diese Message so ankommt wie sie vom Regisseur gemeint war, denn möglicherweise hat er die inzwischen virtualisierte und fremdleben konsumierende (siehe „Reality“-Shows) Gesellschaft etwas überschätzt die denn auch hier eher die Flucht in virtuelle Welten wie Pandora (Film) oder Second Life (PC) bevorzugt anstatt den Hintern hier wieder mehr in die Natur raus zu bewegen, sich als Teil dieser wahrzunehmen und in logischer Konsequenz etwas zu deren Schutz und Förderung zu unternehmen.

Für mich ist „Avatar“ aus meiner persönlichen Sicht durchaus ein Film mit „spiritueller“ Message, auch wenn viele anderer Meinung sind und darüber ablästern. Und egal ob abgekupfert oder nicht: ich bewundere Camerons Schaffenskraft und seine Leidenschaft daran, wichtige Themen so geschickt zu verpacken, dass sie sogar noch Geld machen (weiteres Beispiel „The Abyss“). Auch die Symbolhaftigkeit ist gewaltig und dennoch einfach präsentiert. Man könnte dazu animiert werden, die eigenen Mythen zu erforschen und kennenzulernen.

Wenn Mensch allerdings nicht begreift, dass er Pandora vor seiner Haustüre hat und nur seine Sinne dafür öffnen und seinen Arsch auch rausbewegen muss, nicht auch noch die Natur nur konsumiert, geht der Schuss ins Leere und der Film unterhält einfach nur. Und hier kommt der Punkt wo ich selbst nicht mehr sagen kann ob die Gesellschaft derzeit die Botschaft überhaupt wahrnehmen möchte, denn dies hätte einen Schuss vor den Bug der Bequemlichkeit zur Folge. Und würde ein eigenes Denken fördern, vor dem viele eben lieber flüchten.

Patrics Blogeintrag – in seiner sympathischen, sprachlichen Direktheit – trifft es gut. Die Entwicklung einer kranken Welt? Oder einfach deren Fortsetzung und Übersteigerung im Netz?

Schauen wir mal…

In jedem Fall gilt der Spruch „Wie Innen So Aussen – Wie Oben So Unten“ auch für den Bezug zu virtuellen Welten.

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