Ohne „dran bleiben“ bleibt es herausfordernder

purpleflower

Gestern traf ich beim Einkaufen eine vom Wesen her sehr lebendige, aber erschöpft wirkende Kollegin die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte da sie in ein anderes Quartier gezogen war. Sie nahm mich gleich ein wenig in Beschlag und erzählte mir, das es bei ihr so rund ging und das obwohl sie schon seit Jahren von spirituellem Workshop zu Workshop, von Heiler zu Heiler und auch zu manchem naturkundlichen Therapeuten zog. 

Und sie stellte mir eine Frage die ich öfter höre: „Warum ändert sich nichts obwohl ich doch so viel Kurse besuche und so viel Wissen angesammelt habe“. Sie fühle sich in letzter Zeit so sehr von Fremdenergien beeinflusst und ungeschützt, obwohl sie doch jeden Tag eine Kerze anzündete und ihre Gebete sprechen würde.

Nach den Kursen hätte sie sich immer so frei und geschützt gefühlt, aber dieser Effekt sei nie von langer Dauer gewesen und jetzt wo es finanziell enger wäre würde das „Kursen“ auch nicht mehr so drin liegen. Und sie würde sich so sehr schützen und in ihren Raum verziehen, aber es würde alles nichts bringen gegen diese negativen Energien (und Menschen) die derzeit so präsent seien.

Ich fragte sie ob sie meditiere.

Sie verneinte dies, weil es eben nicht so einfach wäre und die Rituale müssten doch auch helfen.

Ich fragte sie ob sie das was sie in den Kursen lernte, denn auch umsetzen würde.

Und die Antwort war klar: „Nur ein bisschen. Ich habe doch kaum Zeit dafür“

Bingo!

Im Gespräch (es war witzig das einige im Laden die Ohren spitzten und plötzlich die Artikel in unmittelbarer Nähe tief studierten) brachte ich mehrere Sachen zur Sprache. Erstens, das regelmässige Meditation wichtig sei. Und dies nicht damit das im Höchsttempo kreisende Gedankenkarussel sofort zum halten kommt, sondern damit sie lernen würde diese Gedanken nicht mehr so wichtig zu nehmen und vorbeiziehen zu lassen ohne sich emotional in Einzelnen zu involvieren. Sozusagen zum Beobachter wird. Hatten wir hier ja alles schon.

Auch der Hinweis auf die Wichtigkeit des Atems fiel (in Stresssituationen tief durchzuatmen) und – für sie überraschend – mein Tipp es mal nicht mit isolieren und ständig durch „Lichtkreise ziehen“ zu versuchen, sondern einmal den Weg des Öffnens zu gehen.

Das Herz zu öffnen und seinem Unterbewusstsein somit nicht zu signalisieren das man ungeschützt ist, die Welt ja schlecht sei und man ständig Schutz bedarf, sondern sich selbst mehr Vertrauen zu schenken. Denn wie sich herausstellte zog sie ihren Kreis so intensiv das eigentlich gar nichts mehr durchkam. Da hatten auch die positiveren Energien keine Chance und sie begab sich in Isolation.

Und dann eben das Wichtigste im Bezug auf das Wissen und das Gelernte: das kein Kurs und kein Buch langfristige Veränderungen bringen wird, wenn man die gelernten Praktiken nicht umsetzt. Etwas das ich auch in meinen Workshops immer wieder zur Sprache bringe, vor allem seit die Überreizung durch „Wichtigkeiten“ und Medien so zugenommen hat. Es ist eben tatsächlich herausfordernd, aber lohnend. Und ich muss mir da selbst auch immer wieder Feuer unter dem Hintern machen.

Klar, man fühlt sich nach Workshop oder Lektüre gut. War oft mit Menschen zusammen die alle das Gleiche suchen und man webt eine Realität im Raum. Aber es sind der Alltag und der tägliche Umgang mit Mitmenschen die einem dann zum Lehrer werden und die einen vorwärts bringen. Es ist das „dran bleiben“ das schrittweise nach vorne führt. Manchmal auch wieder ein wenig zurück, und das ist okay. Wir sind Menschen und machen Fehler oder fallen wieder in Gewohnheiten. Aber dann weiter machen, wenn man wirklich etwas in sich verändern will weil man mit sich unzufrieden ist.

Manchmal muss man auch gar nichts aktiv „spirituelles“ machen, sondern einfach mit Herz und Verstand leben, was letztlich oft spiritueller sein kann als sich jeden Tag eine Stunde lang den Hintern wund zu meditieren oder jeden mit Namaste oder Aloha zu begrüssen. Ich kenne einige die sich als sehr „Licht und Liebe Spirituell“ bezeichnen und deren Charakter dies nicht unbedingt reflektiert während andere die offiziell mit Spritualität nicht viel am Hut haben durch ihren gelebten Charakter spiritueller sind als sie von sich selbst annehmen würden.

Sie wirkte erleichtert als sie sagte das ihr das Stoff zum nachdenken gegeben hätte. Denn tatsächlich ging es ihr wie vielen: Kurse und Bücher vermittelten kurzfristig Wissen (Erinnerungen) und ein gutes Feeling. Aber dann über die Folgezeit zu praktizieren und umzusetzen, das funktionierte kaum. Besser den nächsten Workshop buchen (was eben jetzt nimmer drin läge).

Ich empfahl ihr dann noch vielleicht auch noch einen guten Psychotherapeuten bzw. Therapeutin zu suchen der/die die Sache (da kamen noch viele Themen hoch in dieser Unterhaltung) einmal anders angehen würde und hatte Freude, das sie dies bereits seit einigen Wochen in Anspruch nahm.

Ich konnte sie dann noch aus eigener Erfahrung beruhigen als sie meinte die Sitzungen würden manchmal so viel aufwühlen, ob das normal sei, und ich dies mit einem klaren „Ja“ beantworten konnte. Schliesslich ging es auch mir so, aber die Therapie war enorm hilfreich und ich bin froh entschloss ich mich vor vielen Jahren dazu, begleitend zu meiner eigenen Wicca-Lehre. Deshalb finde ich es auch so unverantwortlich wenn einige meinen das man alles „spirituell“ lösen kann und soll. Denn in meiner persönlichen Erfahrung geht vieles Hand in Hand und bereichtert sich gegenseitig. Auch Natur- und Schulmedizin wenn vernünftig in Einklang gebracht.

So sehen es übrigens auch einige bekannte Lehrer.

Und eben dran bleiben, auch wenn der Weg der Heilung länger dauert und nicht mit einem Ritual plötzlich alles gut ist. Wenn das funktioniert: Chapeau. Aber bei den meisten Menschen die ich kenne ist die Heilung ein Prozess und nicht selten muss man sich gerade in seelisch emotionalen Bereichen seinen Widerständen stellen. Und das erfordert mehr als ein Buch zu lesen oder einen Workshop zu besuchen…

Blessed Be

 

 

 

 

 

 

 

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