Neues Hexenbuch? Lila, nicht ganz blau…

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Schön, wenn es wieder einmal ein “neues” Hexenbuch gibt, sagte sich der Autor dieser Seite und lud sich das E-Book flugs auf den Kindle. So schnell geht das ja heutzutage. Nun, die Autorinnen und Autoren dieses elektronischen Büchleins schreiben dieses Werk konsequent in der “Wir” Form und betonen natürlich, das sie nicht die Sichtweise aller Hexen vertreten und das ist gut so, wie es auch gut ist das meine Sichtweise auf das Buch eben genau das ist: eine Individuelle. Und wie fällt diese nun aus? Ganz ehrlich: zwiespältig. Meine Oma hätte gesagt: “lila – nicht ganz blau”, denn für ein Buch das sich an die Menschen dieser Zeit richtet und das vor allem auch die Hexen dieser Zeit porträtiert ist der Inhalt zwischendurch ein wenig widersprüchlich, auch und vor allem weil man es doch schafft mit dem “Wir Hexen….” in Reflektion zum Inhalt ein kleines bisschen jener beliebten “Wichtigkeit” zu kreieren die “Uneingeweihte” und vor allem Neulinge zum “Oooooh” verführt und den Mythos wahrt. Und man nicht wirklich gross über die Geschichte des Hexenkultes informiert wird, so wie der Untertitel es versprechen würde…

Da ist davon die Rede das Hexen – und ich gehe aus man meint hier auch und vor allem jene im deutschsprachigen Raum – immer noch von der Kirche  irgendwie verfolgt werden (sympathisch das man zwischen “Kirche” und “Christentum” den notwendigen Unterschied hervorhebt) und deshalb nicht immer zu sich stehen können. Das Buch wurde – soviel kann man herauslesen – in Österreich geschrieben und ich kann natürlich nicht sagen ob es dort so schlimm ist, aber möglich wäre es. Wobei ich hier meine Zweifel habe, doch eben…ich lebe nicht mehr dort, kenne aber sehr offene österreichische Hexen. Dieses Thema wird hier fast schon dramatisiert und es taucht öfters im Text auf. Es wird das inzwischen ziemlich zurecht gerückte Klischee von der Hexenverfolgung wiederholt zitiert, auch eben im Zusammenhang damit das jene immer noch läuft, und das erschafft natürlich flott ein Gemeinschaftsgefühl an dem sich viele emotionalisieren können.

Nun denn, diese etwas gewagte Mischung aus Betonung wie sehr man die Klischees abschaffen möchte die sich mit den immer wieder gestreuten Anspielungen darauf, das doch an vielem was so behauptet wird “etwas daran” sei könnte mischen hinterlässt in dem sonst recht informativen und bodenständig geschriebenen Werk einen seltsamen Nachgeschmack den vermutlich nur jene wahrnehmen, die sich selbst mit dem Thema auseinandersetzen oder einen der vielen Pfade gehen, die das moderne Hexentum bietet. Man merkt dem Buch eben schon an das scheinbar mehrere daran beteiligt waren und wenn nicht, dann hat der Autor oder die Autorin diesen Eindruck ganz gut hingekriegt. Das vorgestellte Initiationsritual ist dann auch klassisch Wicca, dafür ist die Beschäftigung mit der Ethik im Hexentum völlig “frei” und hinterlässt ob der oberflächlichen Vorstellung einen seltsamen Beigeschmack.

Ich habe das Büchlein an einem Abend durchgelesen, und das alleine lässt ja schon aufgrund des Umfanges vermuten das man doch vieles zwar streift aber dann nicht den Platz hat um einiges zu differenzieren oder etwas genauer darzustellen. Es gefiel mir in vielen Bereichen, ich mochte in einigen die Schreibe und fand sehr gute Dinge darin aber mit anderen Teilen fing ich gar nichts an. Die Balance zwischen der Aufklärung und Beseitigung von Vorurteilen und dem nähren eben dieser ist – aus meiner Sicht – nicht so ganz gelungen und so kommt das Ganze ein wenig unentschlossen rüber.

Das “neue” Hexenbuch ist inhaltlich nicht wirklich neu, liest sich leicht und informativ und man kann auf jeden Fall hineinschauen und sich eine eigene Meinung bilden. So wie die Autoren eben auch nur genau das tun: ihre eigene, individuelle Sicht präsentieren. Die aber kommt eben in diesem Fall irgendwie nicht so ganz überzeugend rüber. Übrigens fehlten in meiner Ausgabe die Anfang erwähnten Interviews mit modernen Hexen. Vielleicht gibt es ja noch ein Update dass dann einiges intensiviert?

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