Nachhallende Lithagedanken zu Ritualen im Jahreskreis

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(da versteckt sich ein Reh, leider klein und pixelig)

Ich bin eigentlich kein Freund mehr, verpflichtender „grosser“ Rituale. Zwar zelebriere ich den Jahreskreis, und das gerne, doch ich finde inzwischen das es wesentlich wichtiger ist die Natur und die stetigen Veränderungen zu jeder Zeit zu beobachten und verinnerlichen. Auch wenn die 8 Feste der Wicca zu Eckpfeilern meines Lebens geworden sind, so erachte ich manchmal ein tiefes Gebet, eine Meditation, einen Spaziergang, eine Räucherung oder eine Trommelsession an einem Sabbat als ehrlicher und verbundener als das programmierte „Theater für die Götter“ das man traditionell an diesen Daten aufführen sollte und in dem es sich manchmal (natürlich nicht immer) mehr um das Fest selbst als die Inhalte dreht.

Ich erinnere mich z.B. an ein ehemaliges Covenmitglied dem es mehr um formelle und blumige Ritualabläufe an den Festen ging als um einen spirituellen Alltag und der ausserhalb dieser in keinster Weise als „Wicca“ hätte durchgehen dürfen, da er – rückwirkend betrachtet – nichts von der Philosophie verinnerlicht hatte und einfach katholische Kirchenfeste gegen die Sabatte der Hexen eingetauscht hatte. Zwar zum erbitterten Kirchengegner wurde, aber intolerantes Gedankengut in jeder Beziehung innerhalb der Wiccatradition fortführte und sich somit der Tiefe verschloss. Heute ist er hohes Tier bei einer SVP nahen Partei und verleugnet seine ehemaligen Wiccafamilie. Passt ja und man sieht: grosse Rituale machen keine Hexen… 😉

Warum ich das schreibe? Weil es mir sehr entgegen kommt, dass ich mit der diesjährigen Craftinggruppe genau solche kleinen, spontanen aber aus dem Herzen kommenden Sabbatte feiern darf und die Leute sich damit wohlfühlen. Natürlich lehre ich auch Ritualabläufe und die Wicca-Mysterien (zumindest jene die verbal vermittelbar sind – letztlich erfährt man diese nur durch die Praxis) – aber an Tagen wie gestern z.B., als wir nur eine Spaziergang zu Litha planten und die Handlungen und Gebete einfach spontan durchführten merkt man einmal mehr, dass der Zauber des Hexenfestes sich dennoch erschliesst, auch ohne grosse blumige Anrufungen und auswendig gelernte Rituale.

Das eröffnete sich in einem wunderbaren „Zu-Fall“. Es regnete gestern in Strömen und der Himmel war grau, das Wetter kühl. Machte uns nichts, wir sind ja keine Schönwetterhexen und die Sonne ist ja dennoch präsent. So spazierten wir durch den Wald und das kühle Nass machte uns gar nichts aus.

Als wir spontan einen Kreis bildeten, ein Gebet sprachen und Räucherwerk zu Ehren der Sonnengötter- und Göttinnen abbrannten, unter Nennung jener Namen die uns in den Sinn kamen – hörte es knapp darauf auf zu regnen und die Sonne kam warm und hell vor. Es präsentierte sich uns strahlend blauer Himmel, mit ein paar Wolken, und die zelebrierte Sonne wärmte uns an Körper, Geist und Seele.

So konnten wir entgegen aller Vorzeichen an der Wärme orakeln, Kirschmet trinken, ein bisschen futtern und dann das spontane Litharitual beenden. Und siehe da: als wir unsere Sachen einpackten und uns vom Platz verabschiedeten, bedeckte sich der Himmel wieder, kurz darauf setzte wieder Regen ein und den ganzen Tag über war die Sonne nicht mehr zu sehen.

Es sind manchmal so kleine Erlebnisse die einem das Herz berühren und die beweisen, dass alles zusammenfällt, wenn die Liebe spürbar ist. Und dafür braucht es keinen Pomp.

Natürlich stehe ich auch ich zwischendurch auf grosse und inszenierte Rituale, die sehr wohl eine starke Wirkung haben können und Energie bewegen. Da habe ich schon einiges erlebt und ich möchte jedem die Kraft und den Rahmen dahinter nahelegen. Aber sie sollten nicht zum „müssen“ werden, sondern dann durchgeführt werden, wenn man weiss es stimmt. Ansonsten ist auch an den Jahreskreisfesten ein offenes Bewusstsein und eine gezielte Aufmerksamkeit selbst ohne „Tamtam“ und Brimborium genausoviel wert.

Danke übrigens den lieben Mithexen für ihre Begleitung gestern. Es war sehr schön und liebevoll. Tragt die Runen im Herzen und spürt den Atem der Göttinnen, die uns gestern begegneten auch und vor allem im Alltag…

Guten Wochenstart

3 Kommentare

  1. Danke auch dir und den anderen drei Hexen für das schöne Zusammensein, die Zeit mit Euch im Wald hat mir sehr gut getan. Für mich war es ein ganz besonderer Sonntag, der mir auch viel Freude und Kraft spendete.

  2. ja ist schon wichtig dass man das gelernte in den alltag nimmt und da umsetzt…

    wozu sonst ist spiritualität da??

    vieleicht schwierig ist zu erkennen was spiritualität im alltag ist… und alles sein kann…

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