Mein Umgang mit Wut und Zorn: früher und heute

sekhmetjesusVor längerer Zeit warf mir jemand mit dem ich heute befreundet bin vor, ich hätte einen „Jesus“ Komplex, was aus Sicht dieser Person bedeutete, ich wäre zu gutmütig, möchte es allen recht machen und würde meine destruktiven Emotionen unterdrücken. Auch wenn ich davon abstand nehme das ein „Jesus“ Verhalten zu nennen, denn der konnte ganz schön ausrasten wenn man der Bibel glaubt, so stimmten die Vorwürfe in einigen Bereichen, denn tatsächlich war ich sehr harmoniesüchtig, mir gegenüber nicht ehrlich und redete mir ein, mit alles und allem umgehen zu können. Man möchte ja gemocht werden. Seltsamerweise selbst von Menschen die man eigentlich verabscheut. Welch eine Ironie. Und die verdrängte Wut forderte ihren Tribut…

Heute ist es doch etwas anders. Ich bin immer noch ein harmoniebedürftiger Mensch und mir sind friedliche und intelligente Menschen lieber als jene die um der Provokation willen überall den Stinker oder Besserwisser raushängen. Und vor allem lieber als jene die ihre Wut und ihre psychischen Probleme überwiegend über das Medium Internet oder in Geschäften bzw. Lokalen an Mitarbeitern und anderen abreagieren und damit ohne Rücksicht auf Verluste überall und kräftig Staub aufwirbeln. Die sich einfach unheimlich wichtig nehmen!

Ich nerve mich immer noch ab der bodenlosen Dummheit der Spezies der auch ich angehöre und all dem globalen, wirtschaftlichen, menschlichen Irrsinn den ich persönlich so nicht nachvollziehen kann, oder sagen wir mal besser, nicht nachvollziehen will. Und ich versuche immer noch so weit als möglich zu schlichten oder zu vermitteln.

Was ist dann der Unterschied zu früher? Es geht mir nicht mehr so nahe und ich kann mich auch zurückziehen wenn ich bemerke „es bringt nichts“.  Ich kann diese Dinge im Aussen manchmal durch mich durchziehen lassen.  Oder mich aufregen wenn ich es will. Auf meinen eigenen Plattformen sitzt mein „Löschfinger“ – heisst – jener Finger der Leute aus dem Forum wirft lockerer als früher (schliesslich geniessen die Leute bei mir ein Gastrecht wie ich umgekehrt auf anderen Diskussiontreffpunkten) und natürlich gestehe ich mir die Wut und den Zorn über die Dinge zu. Denn sie sind Teil des Seins und haben ihre Berechtigung, solange sie mich nicht beherrschen sondern ich sie beobachten und gegebenenfalls nutzen kann.

Ich sage mal auch nichts, anstatt mich überall zu involvieren und zu glauben, ich könne mit Argumentation und einem sinnlosen „Gutmenschentum“ etwas ändern oder zum nachdenken anregen, dort wo die Betonschädel aneinander oder gegen Wände krachen. Und gelegentlich platzt mir auch der Kragen und das ist gut so!

Ich habe meine Aufgaben und meine Berufung, aber inzwischen ist die Erfahrung soweit gediehen um meistens zu wissen wo die Grenzen sind und wo ein Energieaufwand lohnt und wo nicht. Der „Weltenretter-Komplex“ ist verschwunden und hat anderem Platz gemacht.

Lieber investiere ich die Energie dorthin wo ich und viele andere etwas davon haben: in mich selbst. Denn auch da gibt es viel zu beobachten, immer noch viel zu lernen, immer noch einiges zu beherrschen oder auch mal lockerer zu lassen. Dort kann ich etwas verändern, im Inneren, und damit natürlich automatisch zur Veränderung im Aussen beitragen.

Und ich bin alles andere als perfekt, werde weiterhin „Fehler“ machen, in Fettnäpfchen treten oder selbst mal in alte Muster geraten.

🙂 Und dennoch oder gerade deshalb bin ich schwer in Ordnung 🙂

Weil ich es nicht verdränge, mir eingestehen kann und ich mich so annehme wie ich bin. Mit den hellen und den dunklen Göttern die zusammen ein Ganzes ergeben. Weil ich nicht mehr ständig bei den anderen suche sondern in mir. Weil ich die Magie fliessen lasse wenn es notwendig ist und Veränderungen einleite wenn ich es für richtig halte. Und wenn nicht, dann in vollem Bewusstsein und ohne Schuldgefühl. Weil ich damit die Verantwortung selbst übernehme und nicht abgebe!

Mir muss heute niemand mehr kommen und mir sagen wie ich zu sein habe. „Kehr vor Deiner eigenen Türe“, kommt mir da sofort in den Sinn.  Denn eigentlich geht es nur darum das die andere Person einen so haben will wie sie es gerne hätte. Wie ich zu sein habe, das…..ja das bestimme ich selbst. Auch und vor allem in den Bereichen „Wut und Zorn“. Auf meine Freunde jedoch höre ich, denn die meinen es gut mit mir. Auch dann wenn ich es mit mir selbst mal nicht so gut meine 😉

Achja und ich habe realisiert, dass ich Emotionen nicht nur mit dem Geist und Meditation verarbeiten muss und darf, ich brauche auch den Körper zum ausleben und um Spannungen abzubauen. Sport soll da ja ganz gesund sein. Tanz ebenso. Wilde Hexen bewegen auch mal ihren Hintern *g*

6 Kommentare

  1. Was ich eigentlich noch sagen wollte: Seit ich Dich kenne, hatte ich nie den Eindruck von einem Jesus Komplex bei Dir. Überhaupt nicht. Aber was mir aufgefallen ist, Dir erzählt man gerne seine Probleme (während man andern nur die Witze erzählt). Das kann anstrengend sein. Das Gewicht des Vertrauens.

  2. Hallo dreamdancer,
    ich habe soeben deinen Bericht über deinen Wandlungsprozess gelesen. Ähnlich wie du bin ich oberflächlich ein sehr freundlicher Mensch und strebe im Umgang mit meinen Mitmenschen nach Harmonie. Aber ich habe auch eine dunkle Seite: und dann bricht sich die zurückgestaute Agression freie Bahn. Und ich selber bin schockiert wozu ich fertig bin. Natürlich war das Gegenüber auch agressiv, aber ich hätte ihm einfach aus dem Weg gehen können. Ich würde wirklich gerne lernen diesen Zustand zu überwinden und möchte dich deshalb um deine Erfahrung bitten. Sport ist sicherlich gut und den mache ich auch. Aber Meditation?!

    Naja, weiss gar nicht ob du Zeit hast mir zu antworten – würde mich aber sehr freuen.
    BEste Grüße

    EB

  3. HI EB 🙂

    Naja, Meditation hilft mir wohl am ehesten mich selber besser kennenzulernen. Oder um runterzukommen.

    Ich glaub mittlerweile (der Beitrag ist ja schon ein bisserl her) ein „einfacher“ Schlüssel zu mehr Ausgeglichenheit ist einfach, nicht mehr alles so wichtig zu nehmen. Das baut schon mal viel an Spannung ab….

    Und dabei kann Meditation sicher auch helfen.

    Ich geb Dir gerne ein paar (Buch-)Tipps per Mail. Aber nicht mehr heute. Heut geh ich mal ins Bett 🙂

    Danke für den Kommentar und einen Gruss aus Helvetien

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