Märchen und Mythen: mir gefällts (Original auf Patreon)

Die Folk und Medieval Band „Faun“ kennen und lieben viele. Seit ihrem Umzug auf ein grosses Plattenlabel jedoch hagelt es viel Kritik von Fans die der Gruppe ankreiden, sich mit den neueren Alben dem Kommerz verschrieben zu haben.

Und sie haben bis zu einem gewissen Grad durchaus recht: Faun haben sich etwas mehr in Richtung Mainstream bewegt. Verständlich, schliesslich will man ja als Musiker auch mal ein bisschen Geld verdienen und ein Plattenvertrag mit den Grossen (wieso nennt man das eigentlich noch „Plattenvertrag“, wo doch kaum einer mehr Schallplatten kauft) ist für viele Bands ein Traum der die Tore zu einem breiteren Publikum öffnet.

Auch der Abgang der Leadsängerin stiess manchen sauer auf und die neue Stimme wird nicht von allen goutiert.

Ich war Anfangs auch skeptisch, schliesslich gehören Faun zu meinen absoluten Lieblingen der Musikszene. Und das etwas überarbeitete Konzept muste auch von mir erst mal verdaut werden, jedoch freute und freue ich mich für die Band, die nun auch in den Charts vertreten ist und tatsächlich eine breitere Masse anspricht.

Allerdings finde und und fand ich es weit weniger schlimm, als die Hardcore-Fanbase.

Und vielleicht gefällt mir deshalb auch das neue Album „Märchen und Mythen“ nach mehrmaligem Anhören doch ganz gut, auch wenn ich zu Beginn noch nicht so ganz überzeugt war.

„7 Raben“ zum Beispiel erinnert sehr an Faun wie man sie kennt und die neue „Single“ (in Streaming Zeiten auch so ein veralteter Begriff) „Aschenbrödel“ ist natürlich ein genialer Schachzug um sich generationsübergreifen in die Ohrgänge der Hörer zu schummeln, nutzt man doch als Grundlage die Melodie des Weihnachts-Klassikers „Drei Haselnüsse für Aschenputtel“ und singt den passenden Text darüber.

Da wird das nostalgische Herz schwach und das innere Kind leuchtet auf , ja freut sich an dem Stück, während es in Erinnerungen schwelgt.

„Hagazussa“ und „Die Weisse Dame“ sind mystisch (aber ebenso etwas für den Mainstream glatt gebügelt), und die anderen Titel machen Freude und bleiben als Ohrwürmer hängen, wenn man sie lässt.

Ich war, was Musik anbelangt, nie wirklich „Anti-Kommerz“, denn mir gefällt was mir gefällt und da ist mir völlig schnuppe, ob es auch bei der breiten Masse ankommt oder nicht. Und genauso ist es, wenn mir etwas nicht gefällt. Ich habe noch nie etwas abgelehnt oder hochgejubelt nur weil es „in“ ist oder weil es „in“ ist etwas nicht zu mögen.

Vielleicht gefällt mir „Märchen und Mythen“ deshalb sehr gut, denn ich nehme die neuen Faun einfach so wie sie sind. Sie haben lange für einen breiteren Erfolg gekämpft und manchmal muss man dann eben Kompromisse eingehen, vor allem wenn die Companiy dahinter dreinredet.

Ich weiss natürlich nicht wie und ob das der Fall ist, denke aber, das man sich so treu als möglich blieb. Ausserdem entwickeln sich Musiker und ihre Musik auch oft weiter, selbst ohne das eine Plattenfirma dahintersteht.

Das kommt eben bei den einen an und bei den anderen nicht. Und auch ich finde nicht jede Entwicklung meiner Lieblings-MusikerInnen immer gut. Aber wenn es mir nimmer gefällt höre ich einfach nimmer zu und gut ist. Die Social Networks und Kommentarspalten der Bands deshalb gehässig zu fluten, käme mir nicht in den Sinn. Und die Sängerinnen runterzumachen ebensowenig, denn so eine gehässige Kritik tut dem Menschen weh.

Aber natürlich würde auch ich mich freuen, wenn Faun auch einmal wieder an ihre Wurzeln zurück denken und mit „etwas weniger“ dann doch nach „so viel mehr“ klingen.

Denn die „alten“ Faun luden doch ein wenig mehr zum Träumen und die Fantasie schweifen ein. Und das braucht unsere Zeit mehr denn je.

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