Heute waberten die Schleier die die Welten trennen sichtbar vor meinem Auge, als wir durch den Wald streiften. Manchmal hatte ich das Gefühl nur meine Hand durchstecken zu müssen um auch physisch daheim zu sein. Die Herbstblätter vollführten einen lustigen Tanz, während sie schneegleich dem Boden entgegenfielen und ich dachte, sie spielten um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen.
Seit dem letzten Neumond realisierte ich – intensiver als sonst -, wieviele eigentlich unnütze und unwichtige Dinge wir verfolgen. Wir werden in einem Feld aus Beschäftigung und Berieselung gehalten und die unwichtigsten Sachen werden künstlich so sehr aufgeblasen, dass sie unseren Geist beschäftigen und uns von den wirklich wichtigen Sachen, vor allen Dingen von uns selbst und der Verbindung mit dem Kosmos ablenken.
Unsere westliche Gesellschaft bewegt sich unter dem Schein eines angeblichen, geförderten Individualismus auf einer Bühne wo jeder eigentlich nur mehr die Rollen spielt die ihm zugeordnet werden oder die scheinbar bequem geworden sind, und in Kostümen die zwar irgendwie gut aussehen, die aber letztlich doch überall zwicken, zwacken und an den unmöglichsten Stellen schmerzen.
Wenn alle nun so „individuell“ sein können und dürfen: warum haben die Therapeuten dann Hochbetrieb Depressionen wie Burnouts nehmen rasant zu? Das passt doch eindeutig nicht zusammen. Wie können Menschen die angeblich „frei“ sind und die sich entfalten können wie sie wollen, letztlich so unglücklich und unzufrieden sein?
Die Trends sind heute so hohl und so leblos, selbst das Leid wird zur Show und Gefühle verkaufen sich prima und werden konsumiert statt gelebt.
Jeder wartet darauf das „irgendein grosses Ereignis“ (2012 und Co.) irgendetwas verändert, anstatt jetzt und hier anzupacken. Cindy Lauper singt in ihrem Song „Raging Storm“ die Zeile: „Da kommt ein wütender Sturm auf, in einer stürmischen See, doch Du vernebelst meinen Geist mit dem Leben von Berühmtheiten.“ Und es stimmt! Soviele versuchen bewusst und unbewusst von den Medien vorgeträumten Idealen nachzueifern die so künstlich und unwirklich sind und so rasant ändern, dass es weh tut. Es ist den Leuten heut wichtiger „Superstar“ zu werden und ein paar Minuten zweifelhafte Berühmtheit zu erlangen, als irgend etwas zu bewegen.
Gerade kürzlich dachte ich mir: die wahren „Freaks“ sind jene die sich so leben lassen anstatt selber zu leben und es nicht mal realisieren. Und die jene als Freaks bezeichnen, die nicht 100%ig mit diesem schalen und künstlichen Strom schwimmen.
Lange Rede, kurzer Sinn: solche und andere Dinge gingen mir heute durch den Kopf beim Waldspaziergang. Ich fühlte als würde ich in einer Welt leben in die ich nicht hineinpasse, weil ich persönlich mich mit ihr und ihren nichtvorhandenen Werten und ihrer Künstlichkeit nicht identifizieren kann. Und doch bin ich ein Teil von ihr und nutze soviele der Dinge die ich eigentlich kritisiere. Bin vermutlich in vielen Dingen kaum besser, verneble meinen Geist gelegentlich und bewusst mit Bedeutungslosigkeiten. Lenke mich damit ab.
Vermutlich ist dies in der heutigen Zeit ebenso eine Aufgabe der Hexe. Zwischen den Welten vermitteln als Spagat zwischen Moderne und Wurzeln. Mit einem Bein in der Gegenwart und mit dem anderen verwurzelt in jenen Dingen und Grundlagen die ewig währen. Ein Spagat der mir persönlich nicht immer leicht fällt, da mich immer öfter das „Heimweh“ packt. Doch ich werde weiter auf dem Zaun reiten und weiter lernen und lehren. Und Bewusst Sein… Ich bin nicht alleine.
Samhain sind die Schleier dünn und die Sehnsucht wird gross. Die Liebe zum Leben ebenso… Hexe zu sein macht das Leben nicht leichter, aber letztlich bereichert es dieses ungemein. Die Gedanken bleiben frei.
Das Foto passt genial als Pforte.
Yup, das ist mir gelungen, das Bild… 🙂