Heute habe ich auf einem meiner abonnierten „hexischen“ Newsportale einen interessanten Beitrag gelesen in dem der Verfasser darüber sinniert, ob es für die Wahrnehmung und das ernst nehmen etablierter heidnischer Pfade so gut ist, das viele ein Klischee hochhalten, das sie im Alltag nicht leben bzw mit dem sie von der Öffentlichkeit eher als „realitätsfremd“ wahrgenommen werden. Wallende Gewänder und – wie er sarkastisch bemerkte – „Feen und Elfen und Sternenstaub“ als Dekoration.
Wer mich kennt oder schon bei mir im Laden war der weiss, das ich persönlich einfach so bin wie ich bin, mich kleide wie ich Lust habe und wenn das einmal den Erwartungen mancher entspricht weil ich ein Wicca-Shirt trage oder nicht weil ich in sehr legeren Klamotten „auftrete“, ist mir eigentlich ziemlich egal.
Und das sollte es jedem sein. Kleider machen Leute, sagt man, aber wie man ja sehen kann in unserer Gesellschaft, haben sie auf den Charakter dessen der sie trägt nur selten Einfluss. Höchstens, bei manchen, auf das Selbstbewusstsein. Und wer dies von seiner Kleidung oder deren Marke abhängig machen muss, ist sowieso irgendwie arm dran.
Die Frage wie sehr das „Klischee“ „unserer“ Szene dienlich ist in der Wahrnehmung durch die Gesellschaft, stelle ich mir aber auch gelegentlich. Vor allem in einer Gesellschaft, die im Moment mehr an der Oberfläche agiert anstatt in die Tiefe zu gehen, ist der erste Eindruck oft einer der alles weitere – leider – in den Schatten stellt.
Auch ich trage bei Ritualen gelegentlich Roben (oder bei persönlichen ohne Zuschauern sogar manchmal nichts), aber ich sah nie und sehe nicht ein wieso ich mich für meine Arbeit mystisch aufbrezeln sollte, wenn mir eigentlich gar nicht danach ist. Für mich ist das Hexe sein eine Berufung und die muss ich nicht visuell nach Aussen tragen nur um in eine Schublade zu passen oder mein Ego aufzupolieren. Das passiert sowieso wenn wieder einmal ein Artikel erschien oder jemand einfach weiss was ich mache und deshalb schon vorher die Filterbrille aufgesetzt hat.
Aber im Alltag erkennt man es visuell höchstens an meinen Tätowierungen (in der warmen Jahreszeit) oder am Amulett das ich trage. Für mich ist mein Hexenpfad eben nichts was ich optisch ausdrücken muss.
Aber ich respektiere Jede und Jeden der sich so anlegt weil es dem eigenen Wesen Ausdruck verleiht und finde es schön, wenn jemand ein bisschen Abwechslung in den gesellschaftlichen Einheitsbrei bringt. Und seien wir mal ehrlich: so viele kleiden sich in gewisser Weise weil sie damit etwas ausdrücken wollen. Und sei es nur, das sie viel Kohle auf dem Bankkonto haben.
Aber genau letztes ist ein Beispiel dafür wie der Schuss nach hinten losgehen kann, wenn man etwas macht um etwas anderes zu kompensieren. Und im Bankkonto Fall ist das manchmal ein Komplex der mit einem „schaut her, ich bin wer“ ausgeglichen werden soll. Und genauso kann es bei jedem anderen auch ausschauen, egal ob dickes Bankkonto oder nicht.
Auch in der Esoterik-Szene sieht man immer wieder Stereotypen. Manchmal passt das Outfit zur Ausstrahlung, manchmal nicht, und manchmal merkt man das damit wortwörtlich etwas anderes verhüllt werden soll. Und auch das gibt es überall.
Auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl kann damit ausgedrückt werden und wenn das mit dem Inneren im Einklang steht: super. Wenn nicht, dann eben nicht. Warum sollte man darüber urteilen. Der Mensch der es so handhabt muss ja selber damit umgehen.
Aber zur Ausgangsfrage: es stimmt schon ein bisschen. Wenn man sich optisch als Heide zeigt, dann muss man damit rechnen das einige Menschen grad ihren Filter polieren und man kaum mehr eine Chance hat, dies durch Worte und Taten auszugleichen. Was aber nicht gegen die Person spricht die sich so kleidet, sondern eher gegen die Vorurteile die in unserer Gesellschaft herrschen. Generell.
Mir persönlich fällt es leichter mit Menschen ins Gespräch zu kommen, wenn ich nicht gleich das Bild verkörpere das sie mit einem Wort in Verbindung bringen. Und ihnen aufzuzeigen das Hexen, Heiden, etc. letztlich ganz normale Menschen sind und einen – fast – ganz normalen Alltag leben. Wobei ich jetzt über die Frage was denn „normal“ ist nicht philosophieren möchte denn mein Normal ist vermutlich nicht Jedermenschs normal.
Es ist mir aber auch schon passiert, das ich „in der Szene“abfällig betrachtet wurde, weil ich mich nicht in Ritualroben hüllte, schwarz trug oder mit Stirnband und Kristallkugel „Guten Tag“ sagte und dabei jedem ungefragt ein „Blessed Be“ um die Ohren warf.
Ob Hexen- und Heiden ernster genommen werden würden, wenn sie öffentlich „alltäglicher“ auftreten würden kann ich nicht wirklich sagen. Aber was ich sagen kann ist, dass es ein Armutszeugnis für die Gesellschaft ist, wenn sie Hex und Heid nicht mehr ernst nimmt, weil die Kleidung in den Augen der „Normalos“ ausdrückt das man ein bisschen „gaga“ und realitätsfremd ist.
Denn viele der naturspirituellen Menschen in meinem Umfeld sind erdverbundener, achtsamer und bewusster als der Schlipsträger oder die Pelzkragentante (gibt auch Onkel inzwischen) die von der Gesellschaft als „normal“ akzeptiert werden, deren Sicht aber oft respektlos gegenüber der Natur und den Entwicklungen in unserer Welt ist (sind Beispiele, heisst nicht das alle Schlipsträger schlecht sind… Naja, bei wem der ind er heutigen Zeit Pelz trägt jedoch bin ich mir nicht so sicher).
Und menschlicher sind sie in meiner Wahrnehmung auch öfter und deshalb auch „normaler“…
Wenn es Deinem Wesen entspricht und Du Dich drin wohl fühlst: trag was Du willst. Wenn es nur „Mode“ ist…dann auch… *lach*. Und manchmal wächst man sogar in seinen Stil hinein. Ob das immer gut ist, das wissen nur die Götter 😉
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