Wir waren ein wirklich kleines Grüppchen am diesjährigen Mabon-Treff mit Ritual. Es ist erstaunlich denn noch kein Jahr zuvor hatten wir immer so wenige Teilnehmer an den Hexenfesten wie dieses. Eigentlich sollten es immer mehr werden aber die Menschen haben so viel um die Ohren und Verpflichtungen, das immer irgend etwas ansteht das wichtiger oder unaufschiebbar scheint und manchmal einfach ist (Arbeitszeiten, z.B.)
Und ich persönlich habe vollkommen Verständnis dafür, denn es wird wirklich immer herausfordernder alles das man zu tun hat und all jenes das man tun möchte unter einen Hut zu bekommen.
Ich zum Beispiel habe eine Tätigkeit die ich liebe und in der mein Herz steckt und gleichwohl fühle ich mich Wochenends oder Abends (an den wenigen wo ich frei habe) oft zu erschöpft um Kreatives das mir am Herzen liegt umzusetzen, Menschen zu treffen oder an Events teilzunehmen (und darunter leidet mein privates Sozialleben definitiv)… Natürlich kann ich hier „keine Ferien/kaum längere Auszeiten“ als einen erheblichen und nachvollziehbaren Faktor angeben, aber letztlich ist dies nur ein Teil davon und selten, aber gelegentlich eben doch, wäre „keine Zeit“ nur eine Ausrede…
Im grösseren, gesellschaftlichen Rahmen ist eine Entwicklung die mir Gedanken macht jene, dass Menschen immer öfters das was für sie und ihre Entwicklung persönlich wichtig wäre auf die lange Bank schieben (müssen) und sich damit von einer Kraftquelle abnabeln, die man als essentiell wichtig bezeichnen könnte.
Wenn ich mit Kunden, Kollegen, Freunden plaudere oder sie mir aus ihrem Leben erzählen und von ihren Herausforderungen, dann wird mir oft bewusst das man „gerne“ zuerst dort spart wo es am wichtigsten wäre: am eigenen Wohl.
Keine Zeit für Meditation. Keine Zeit für Bewegung. Keine Zeit für Rituale. Keine Zeit für den Workshop. Keine Zeit für…
Wobei: ist es wirklich „keine Zeit“?
Ich glaube in den meisten Fällen ist es ein „keine Lust“ oder ein „zu erschöpft“ das den Einzelnen davon abhält und wer mag es einem in diesem Zeitgeist verübeln. Wie erwähnt stecke auch ich in diesem Netz und stelle mir die Frage nach den tiefen Beweggründen regelmässig. Allerdings habe ich dann auch keine Hemmungen diesbezüglich ehrlich mit mir und auch den anderen zu sein, denn Zeit wäre manchmal gegeben aber oft mag ich einfach nicht, weil ich die Zeit für mich beanspruche und sie zur Regeneration brauche…
Und da kommen wir zum Knackpunkt.
Es ist ein schmaler Grat zwischen „wirklich nicht wollen“ und „nicht wollen, weil es einem gut tun könnte“… Und einer der enorm viel Ehrlichkeit mit sich selbst benötigt. Eine Situation der man ins Auge schauen soll. Ohne zu werten. Ohne sich schuldig zu fühlen, wenn man drauf kommt das man sich selbst ein bisschen limitiert oder manipuliert.
Es ist menschlich.
Das „Warum“ und „Wieso“ kann man nicht verallgemeinern, denn wir alle sind Individuen und jede/r hat sein Umfeld, seine Erfahrungen und eigene Beweggründe. Aber es ist enorm wichtig ehrlich mit sich zu sein und sich dabei nichts vorzumachen. Nur so kann man verhindern das man in ein altes Selbstboykott-Muster oder in eine Opferrolle fällt die dem Bewusst-Sein ein Schnippchen schlägt.
Denn nicht selten steckt dahinter mangelnde Selbstliebe.
Im Tarot ist dies unter anderem ein Aspekt der Karte „Kraft/Stärke“ … Und der Löwe (oder das andere Getier das gezähmt und zum Verbündeten gemacht wird) ist in der heutigen Zeit oft der Schweinehund. Der Innere. Der kann viel schlitzohriger und träger sein als das auf der Karte dargestellte Raubtier, aber nicht weniger Schaden anrichten auf Dauer. Im Gegenteil.
Lange Rede kurzer Sinn: Passen wir alle auf das wir nicht auf Dinge verzichten die einem tief und nachhaltig gut tun könnten und Dingen den Vorrang geben, die eigentlich nicht wirklich nährend oder kräftigend sind oder auf die wir nur aus Verpflichtungsgefühl einlassen.
Wenn man keine Zeit zum meditieren findet (und hier wirken schon 15 Minuten pro Tag wahre Wunder, wenn sie regelmässig durchgeführt werden), dann ist irgend etwas es wert, genauer betrachtet zu werden. Denn mit dem Verzicht, verzichtet man ebenso auf eine Kraftquelle.
Und hey…. 15 Minuten… nicht viel, oder?
Übrigens: sich zu etwas zu verpflichten das einem gut tut oder weiter bringt ist durchaus im eigenen Sinne, auch wenn die Verpflichtung an sich – im Zeitalter des Konsumverhaltens – immer weniger Trend scheint… Denn es scheint manchmal so als hätten viele Menschen am liebsten folgenden Deal: „ich zahle, Du bietest/änderst/heilst/etc….. ohne das ich etwas dazu beitragen müsste“… das funktioniert aber selten auf Dauer.
Sich zu etwas verpflichten bedeutet dann auch, das man Verantwortung übernimmt. Und das ist zeitgeistig zwar ein mächtiges Wort in der Theorie. In der Praxis jedoch scheint vor allem die Selbstverantwortung und ihr Prinzip noch nicht wirklich umfassend angekommen zu sein. Auch wenn es als oft genutztes und benutztes Wort immer noch sehr sehr trendig ist. Die heuztuage oft völlig untrendige Selbstdisziplin ist damit nicht selten untrennbar verbunden.
Selbstdisziplin jedoch kann Heiler aber auch Gefängniswärter sein.
In jedem Fall ist es nun, an der Schwelle zur dunklen Jahreszeit, der Reise in die Unterwelt(en) ein inspirierendes Thema zur Reflektion und ein grosser Bestandteil jeder spiritueller Praxis. Und da Spiritualität sich nicht daran messen lässt wie oft einer meditiert, Yoga praktiziert, die Schamanentrommel zückt, den magischen Kreis zieht, oder wie viele Kurse man besucht hat…. (und so…) sondern daran wie man lebt und lernt (meine Sichtweise) ist eine solche Reflektion auch für jene wertvoll, die sich selbst als „unspirituell“ bezeichnen (und die vielleicht sogar „spiritueller“ sind als so mancher „Meister“)
Bright Blessings