Kein Yule Spirit

yule engel

Ich muss ganz ehrlich sagen: ich habe noch nie in meinem Leben so wenig Yule- bzw. Weihnachtsstimmung verspürt wie dieses Jahr. Dies ist sicher zu einem grossen Teil der generellen Atmosphäre und dem Klima zuzuschreiben. Die Weihnachtsbeleuchtungen kommen mir surreal und fremd vor, auch die Natur erinnert eher an den Frühling und der Stress- und Hektiklevel in den Ballungszentren (hier in Luzern die Altstadt) ist schon morgens unerträglich…

Auch ist mir dieses Jahr der Werbe- und Marketingrummel so etwas von zuwider. Diese pathetischen Werbesendungen, dieses Pseudogeweihnächtle auf allen Sendern und das Verkaufen von einer Idylle die nur auf konsumieren basiert, verursachen permanente, mentale Übelkeit bei mir. Es ist einfach in den Medien alles zum Thema so geheuchelt.

Dabei liebe ich diese Jahreszeit eigentlich. Es ist „meine“ Jahreszeit und ich bin normal im Winter mehr draussen als im Sommer. Liebe die Atmosphäre, den Lichterglanz, die Stille in der Nacht, die Kälte und den Schnee.

Nur: wo ist er der Winter? Nach einem viel zu trockenen Herbst ist auch weit und breit keine Kalt- oder gar Schneefront in Sicht. Und dann gibt es immer noch Idioten in der Politik und Wirtschaft die den Klimawandel leugnen. Bei 15 Grad selbst in New York und Chicago, Städten die meist um die Zeit mit Winterstürmen und Schneechaos zu kämpfen hätten.

Und wie soll man an Yule die Wiederkehr eines Lichtes feiern, das so eigentlich gar nicht mehr weg ist, hierzulande? Klar, es wird früher dunkel aber bei den Temperaturen und der künstlichen Lichterintensität sassen auch gestern die Leute draussen an Tischen, wie im Sommer, zwar ein bisschen besser eingepackt aber sichtlich ist die hektische Betriebsamkeit gleichwohl auch in die Nacht hinein wahrnehmbar.

Nein, dieses Jahr sind die geweihten Nächte für mich einfach noch nicht wahrnehmbar. Ich frage mich sogar ob ich an Yule selbst draussen in Shorts ein Ritual abhalten soll. Zecken hat es ja wenigstens (noch) keine.

So muss ich meine Aufmerksamkeit auf mein Herz lenken und die Stille im Inneren suchen wenn draussen alles rumort, motzt sowie gestresst durch die Strassen und Gassen hetzt. Und auch einmal mehr die Wiederkehr des Lichtes als Symbolismus für innere Prozesse begreifen in einer Zeit in es hier in unserem Kulturkreis ja eigentlich nie wirklich weg ist.

Die Werte die man mit den geweihten Nächten verbindet: Liebe, Mitgefühl, Hoffnung, Dankbarkeit, Demut, sind Werte die ich persönlich nicht nur auf ein paar Tage lege, sondern über die ich das ganze Jahr über nachdenke, auch und vor allem in den Momenten in denen die Dunkelheit auch in der lichten Jahreszeit präsent ist.

Nein, bisher geht der Zauber der Jahreszeit an mir vorbei. Ich bin aber guter Hoffnung, dass sich das noch ändert. Denn vielleicht kommt der Winter ja noch während der Raunächte?

Laut Meteo nicht, aber man darf optimistisch bleiben und vielleicht mag mich ja jemand mit Gebeten an die Holle unterstützen und sie so etwas mehr motivieren.

Mittlerweile erträume ich mir Yule mit der Kraft der Imagination und sehe das Positive darin, das wenigstens keiner jener denen es nicht so gut geht gerade, frieren muss.

 

 

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