Tja, was soll ich zum gestrigen Intensiv-Meditationsworkshop sagen. Es war ein…interessanter Abend. Serge Kahili King ist ein sympathischer und humorvoller Mann mit Charisma und Bodenständigkeit. Da mich seine Lehren ja nun schon seit Jahren begleiten, war ich neugierig wie der bekannte Huna-Schamane live wirken würde. Und eigentlich war er – trotz seiner Ausstrahlung hinter dem Rednerpult – unter den Leuten recht unscheinbar. Als er vor Beginn der Veranstaltung mit seiner Frau eintrudelte, erkannten ihn manche nicht mal als er an ihnen vorbeischritt. Man muss sagen: er sieht jünger aus als selbst auf älteren Fotos. Und eine gewisse Schlitzohrigkeit traut man diesem Mann ohne weiteres zu…
Derzeit weht ihm ja in seiner Heimat Hawaii aus Konkurrenzkreisen ein eisiger Wind entgegen, da es einige Gegner gibt die einerseits behaupten, er hätte seine ganze Lebensgeschichte inklusive den Zugang zur traditionellen Weisheit erfunden, ihm im gleichen Atemzug jedoch vorwerfen, dass er „geheimes Wissen“ aus internen Kreisen unter die Leute gebracht hätte. Ein absoluter Widerspruch in sich, doch Hawaii ist, wie meine Freundin und Expertin Ariana mir erklärte, schon seit Jahrhunderten eine Inselgruppe auf der das Intrigieren und Konkurrenzieren fast schon „zum guten Ton“ gehöre, wie selbst traditionelle Chants und Geschichten ausdrücken, die meist von solchen Bosheiten handeln. Dennoch sei es ein Paradies, und das bezweifelt man auch kaum.
Und sind wir mal ehrlich: so ein Verhalten ist international und liegt in der Natur des Menschen. Ich hatte keinen Grund an Kahili Kings Kompetenz zu zweifeln, denn der Mann weiss sichtlich wovon er spricht. Nicht umsonst hat er auch einen Doktortitel der Psychologie.
Kahili King zur Seite stand eine Dolmetscherin, die routiniert und emotional vom Englischen ins Deutsche übersetzte. Zwar merkte man, das 80% des Publikums englisch verstand, aber dennoch war es für den Rest notwendig. Eine mühsame Prozedur, denn es streckte den Vortrag mit Meditation auf 3 Stunden. Ohne diese Notwendigkeit wäre der Anlass vermutlich schon nach etwa 90 Minuten zu Ende gewesen.
Ich schreibe übrigens bewusst „Vortrag mit Meditation“ denn das trifft den Abend besser als „Intensiv-Meditationsworkshop“.
Nach einer kurzen Vorstellung und einer Zusammenfassung seines beruflichen Werdegangs startete der mit Anektoten gespickte Event. Für jene die seine Bücher lasen, gab es viele Wiederholungen und man hörte unter anderem Geschichten die man bereits gelesen hatte. Live gab es natürlich wesentlich mehr her und King ist ein guter und witziger Erzähler dem man gerne zuhört und dessen sonore Stimme in ihren Bann zieht.
Man merkte dem Mann an, das er mit Psychologie vertraut ist, denn seine vorgestellten Meditationen waren interessant aber nicht wirklich neu. Eigentlich „nur“ Varianten der Piku Piku Atmung, die auch ich in meinem Crafting lehre. Die „Kreative Meditation“ deren Basis das Verändern von Symbolen zum Verändern von Zu- und Umständen ist, kennt man ähnlich bereits aus Psycho- und Kreativtherapie aber auch aus der praktischen Magie. Genauso wie die eingeworfenen Visualisierungsbeispiele.
Faszinierend war die Erklärung der Abläufe und was mir besonders imponierte, da ich es genauso handhabe, die Betonung Serge’s auf die Einfachheit der Techniken deren Effizienz dann durch Wiederholung und Verinnerlichung maximal gesteigert wird. Da waren auch für mich die einen oder anderen Denkanstösse und Motivationen dabei. Positiv ebenso, dass er den Teilnehmern gut vermittelte, dass man die Dinge nicht immer analysieren müsse, sondern einfach dem Fluss vertrauen solle. Absicht sei es nicht grundlegende Veränderungen, sondern die grösstmöglichen Verbesserungen herbeizuführen. Der Rest ergebe sich ganz von selbst. Das ähnelt dem derzeit populären Transsurfing-Konzept, in dem man zu grosse Energieaufwendungen aus gutem Grund (Unter- oder Überpotential und automatischer Ausgleich) ebenso vermeidet.
Etwas irritierend der Fakt, dass Kahili King ständig auf die Uhr blickte, vermutlich um im Zeitrahmen zu bleiben. Werbung für den heutigen und morgigen Realitätsveränderungsworkshop basierend auf dem neuen Buch „Schamanische Kräfte und Sinne“ durfte ebenso nicht fehlen, wie jene für ein Wochenseminar in Hawaii. Überhaupt liess er es sich nicht nehmen, oft anzusprechen dass Hawaii das Paradies auf Erden sei und man unbedingt mal einen Besuch abstatten solle.
Ich hätte dem Stadtschamanen heute und morgen gerne noch gelauscht, vor allem weil er sehr unterhaltsam und ausserordentlich gut spricht, und doch bin ich froh nicht gebucht zu haben. Die ständigen Unterbrechungen des Redeflusses zugunsten der Übersetzerin hätte ich nämlich keine zwei Tage am Stück ausgehalten.
Fazit: es war ein netter Abend ohne grosse Überraschungen, mit einem Schamanen und Autoren der vielleicht gelegentlich seine Wahrheit ein bisschen dehnt, der aber auf jeden Fall weiss was er tut, der durchaus kompetent (s)ein wirkungsvolles Konzept vorstellt und somit sicher vielen Menschen auf die eine oder andere Art hilft. Sein undogmatischer Ansatz bricht hoffentlich bei vielen die eigenfabrizierten Mauern wieder ein oder schafft ein paar Risse.
Du sagst es , wären da nicht die harten Stühle gewesen hätte man noch Stundenlang weiter zuhören mögen. Seine Art hat eine gewisse Ruhe ausgestrahlt.
Danke für die Beschreibung.
Ich denke halt, dass Ihr beide stark fortgeschrittene Besucher wart, die selber schon vieles kennen, vor allem, da ihr ja auch vermittelt.
Wiederholungen können in der heutigen Zeit recht hilfreich sein für Viele, da man von allen Seiten mit so vielem beworfen wird. Durch Wiederholungen bleibt es eher haften.
Das mit der Uhr hätte mich auch massiv irritiert. Könnte den Eindruck hinterlassen, man fährt nur ein Programm ab, um die Kasse zu füllen. Aber wie heisst es so schön: Niemand ist perfekt.
Es ist egal, ob diese hawaiianischen Intrigen über ihn stimmen oder nicht. Seine Bücher haben die Welt wieder ein kleines Stückchen verbessert. Wirksamkeit ist das Mass der Wirklichkeit. Das gilt auch für Literatur 🙂
*knuddel* (auch für Ceri)
🙂
ps@Ethra: Ausführliche Wiederholungen sind amerikanisch, schliesslich gehört auch Hawaii zu den USA. Lies nur mal ein Ratgeberbuch oder guck dir irgendeine x-beliebige Werbesendung der USA an!
Wiederholungen ohne Ende. Wiederholungen bis zur Verblödung. Vielleicht brauchen die Amis das? So nach der Devise: Hau es oft genug drauf und irgendwann kennen sie gar nichts mehr anderes und müssen es glauben *lol*