Immer noch mein Favorit: das Cosmic Tribe Tarot

„Welche Orakel legst Du eigentlich für dich selbst?“, werde ich oft gefragt und in meinem Fall muss ich dann ein wenig umformulieren in „hauptsächlich“ für mich, denn da ich Orakel und Karten seit meiner Kindheit liebe und auch seit meiner Jugend eine Sammelleidenschaft für schöne und modernere Decks entwickelt habe, greife ich zwischendurch immer wieder zu verschiedenen Varianten. Wenn es aber „ans Eingemachte“ geht, dann bleibe ich bei meinem Eibenrunen-Set (das Einzige das wirklich nur ich in die Finger nehme) und meinem heiss geliebten „Cosmic-Tribe Tarot“. Und dieses könnte ich auch gar nicht für Jedermensch zu Rate ziehen, denn die Protagonisten haben eines gemeinsam: sie sind nackt 🙂

 

Ich habe schon einmal vor längerer Zeit darüber geschrieben, wie sehr ich dieses Deck liebe und warum, aber inzwischen ist ja wieder etwas Wasser die Reuss (lokaler Fluss) runtergeflossen und ich mag den alten Beitrag nicht ausgraben. Vielleicht hat sich ja auch etwas geändert mittlerweile, in meiner Wahrnehmung? Obwohl, das würde mich selber wundern 😉

Das „Cosmic Tribe“ entdeckte ich in einer Zeit als die Feri-Tradition des Hexentums eine grosse Rolle in meinem Leben spielte. Ich arbeitete gerade die 3rd Road von Francesca deGrandis mit einigen Covenmitgliedern durch und entdeckte so auch die Tradition der diese zugrunde liegt. Und ich fühlte ich mich sehr hingezogen zu Feri und begann mich etwas näher mit dieser Tradition auseinanderzusetzen.

 

Zur damaligen Zeit war dies für mich absolut das Richtige und die Philosophie dahinter führte mich über Umwege nicht nur zu Huna sondern auch zu einer intensiven Selbstreflektion. Das Wilde, Schamanische, Körperbetonte und die Auseinandersetzung mit der eigenen Schattenkraft rückte durch die 3rd Road liebevoll ins Zentrum und ich suchte ein Kartendeck das mich unterwegs visuell unterstützen würde. So fand ich dank einem Freund der der Feri Tradition anghörte via Forum (damals war das noch ein Ding) den Link zu Steve Postmans Cosmic Tribe. Und es klickte!

Die Karten waren progressiv (damals noch mehr als heute), visuell sehr vibrant in ihrer Kombination aus Computerkunst und Fotografie. Da tanzte Kali einen wilden Tanz mit der fülligen Prinzessin der Erde und das Auge des kosmischen Tribe schwebte über Allem, eingearbeitet in eine Ausdruckskraft die weit über die Grenzen der materiellen Welt hinaus ins Universum drängte. Eigentlich sollte ich hier ja in der Gegenwart schreiben, denn es gibt sie ja immer noch, die Karten.

Schlammige Prinzen drehen sich mit der Mondin die einen leicht wahnsinnigen Blick ihr eigen nennt, Der Wagenlenker reitet auf einem Fliegenpilz und der Tod schreit nicht nur den Schrei der Transformation, sondern zeigt auch das Veränderung nicht immer der liebevolle und angstfreie Uebergang ist, den wir uns alle so wünschen wenn wir ans Loslassen denken.

Der Turm bricht mit der Macht der Massenmedien über uns herein und doch ist alles gut so wie es ist, denn wenn das „Cosmic Tribe“ eines ganz bestimmt nicht ist, dann ist das unausgeglichen. Licht und Schatten verblüffen in einer Ästhetik die sich nicht scheut tief zu gehen und hoch hinaus zu fliegen und die Atmosphäre des Irdischen zu verlassen.
In einer Kombination des Besten vom Besten aus dem Rider Waite und dem Thoth Tarot (welches letztlich auch die Vorlage bietet) ist dieses Tarot Deck ein Juwel und eine Freude.

Wenn man sich davon angesprochen fühlt.

Denn als ich es erstmals auch mit Klienten einsetzen wollte musste ich schnell lernen, das vor allem ein Faktor einige irritierte. Ein Faktor der mir gar nicht wirklich auffiel zu Beginn, da es mir so selbstverständlich schien: die Nacktheit der abgebildeten DarstellerInnen.

Daran hätte ich denken sollen und so hatte es in meiner öffentlichen Arbeit nur einen kurzen Auftritt. Privat aber, blieb es bis heute mein Deck Nr.1. Wenn es in meiner Hexenschule ans Tarot geht, nehme ich immer mehrere Tarot zur Hand um die Verschiedenheit aufzuzeigen, die in den Darstellungen liegen kann. Keines polarisiert auch hier noch so stark wie das Juwel von Steve Postman. Entweder „wow“ oder „IIihhhhh“, könnte es man ein wenig dramatisiert ausdrücken.

Man liebt es oder es stösst einen ab. Wobei beide Reaktionen sehr aussagekräftig sein können.

Dabei dient die Nacktheit in keiner Weise einer Sexualisierung oder der Provokation. Sie ist so natürlich dargestellt, mit Menschen aller Körpertypen und Gesellschaftsschichten (soweit man das beurteilen kann) die auch nicht unbedingt immer dem zeitgeistigen Schönheitsideal entsprechen. Achja, und es hat drei Liebende: schwul, lesbisch, heterosexuell. Etwas das nicht wirklich wichtig ist, das aber den Geist des Decks sehr gut ausdrückt: die Schönheit der Vielfalt und ihre Natürlichkeit.

Das Tüpfelchen auf dem „i“ ist dann das Begleitbuch und es ist wahrlich eines in dem ich bis heute nachlese, da die Texte positiv, poetisch, modern, hilfreich und schlicht grandios sind. Ehrlich und konstruktiv und niemals herablassend oder bedrohlich. Da steckt viel Liebe und Wissen in den Buchseiten und das liest man in jeder Zeile und in jedem eingearbeiteten Gedicht.

Kreativer Output ganz in der Tradition der Feri für die Kreativität nichts anderes als „SEX“ ist.

Genug geschwärmt. Lange Rede kurzer Sinn: ich habe das Deck nun auch wieder im Laden ins Sortiment genommen, denn hin und wieder habe ich Kunden die dafür durchaus offen sind und vor allem des englischen mächtig, denn leider gibt es bis heute keine Uebersetzung. Und wird es vermutlich auch nicht, da es ein „Gegengift“ ist zum derzeitigen Zeitgeist, dem zunehmenden Konservatismus in der Gesellschaft und es somit zum aktuellen Zeitpunkt nicht unbedingt dem Mainstream zugeordnet werden kann.

Auch wenn in ihm das Herz des Schamanismus mit lauten Schlägen pocht, nur eben nicht des glattgebügelten Schamanismus der im Moment von den Medien und dem Verlagswesen gepusht wird. Sondern ein liebevoller aber sehr archaischer Herzschlag der das Blut der Götter, Geister und Ahnen in Licht und Schatten durch den zeitlosen Kosmos der Realitäten pumpt.

 

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