“Ich bashe also bin ich”

Coexist

Es ist etwas zur Mode geworden in atheistischen, schamanischen und auch esoterischen Kreisen gegen Religionen zu bashen (darüber herzuziehen). Religionen sind Müll, die Anhänger sowieso blöd oder naiv und der eigene Weg ist natürlich viel besser, moderner, “spiritueller”. Menschen die mit Göttinnen und Göttern oder Engeln, etc… arbeiten haben “imaginäre Spielgefährten” und sowieso finden ihre spirituellen Erfahrungen nur in der Fantasie statt. Nun, ich lebe eine Naturreligion, nämlich Wicca. Ich könnte auch sagen ich lebe einen “naturspirituellen” Pfad, aber ich habe mit dem Wort “Religion” keine Probleme. Für mich ist es – wie so viele Wörter – ein Begriff der an sich nichts schlechtes ausdrückt, aber schlecht ist sehr wohl – wie uns die Geschichte und auch die Gegenwart zeigen – das was Mensch unter diesem Begriff oft verbricht. Das er die Religion und seinen Glauben nutzt um Leid und Schmerz anzurichten, Macht auszuüben und Menschen zu manipulieren. Geschlechter oder sexuelle Orientierungen zu diskreditieren und die Freiheit des Individuums in seiner Verbindung zum göttlichen aus Eigennutz zu unterbinden bzw. zurechtzubiegen. Doch das ist nicht der Fehler der Religion(en) an sich, sondern eben desjenigen der sie dahingehend interpretiert oder der zu bequem ist selbst zu denken und auf Menschen- und Naturverachtende Interpretationen jener die sie vertreten hineinfällt.

Das Göttliche hat so eine unendliche Vielfalt um sich auszudrücken. Mein persönlicher Weg ist es über Götter persönlich mit dieser Kraft zu kommunizieren. Ich bin auf meinem Pfad weil er mich und mein Herz berührte und ich gehe davon aus, dass das vielen Menschen so geht. Ich wurde katholisch erzogen und hinterfragte dennoch viel, bis ich “meinen” Herzensweg entdeckte. Warum das so ist ist für mich nicht wichtig, denn mein Weg hat mich zu einem offeneren Menschen gemacht der auch die Macht über sein Schicksal nicht abgibt sondern im Verbund mit den Göttern das Göttliche in sich zu (er-)leben sucht. Macht mich das zu einem besseren Menschen? Kaum, aber in jedem Fall zu einem bewussteren Menschen der auch sich selbst oft hinterfragt und mit jenen Kräften mit denen er arbeitet nach Antworten sucht. Und ich denke, nein ich weiss, das ist etwas Gutes

Die Tradition gibt mir Wurzeln, trägt mich, und die gemachten Erfahrungen lassen mich Magie erleben und kleinere und grössere “Wunder” ebenso. Ich lernte und lerne Techniken um an mir zu arbeiten und Rituale um etwas zu verändern wenn ich es als Notwendig erachte. Und ich vermute, das wäre in den meisten Religionen der Fall und nimmt man den jeweiligen Kern der Lehren (und nicht das was machtgierige Menschen darum herum aufbauten) dann gehe ich davon aus das Liebe, Wachstum, Selbsterkenntnis und vor allem Menschlichkeit den Ursprung bildeten. Das Religionen jedoch auch dynamisch mit der Zeit gehen sollten und nicht in der Vergangenheit stecken bleiben wäre eigentlich ebenso selbstverständlich. Jedoch ist genau das ein Punkt der vor allem bei den Grossreligionen zu einer gefährlichen und teils menschenverachtenden Praxis führt. Religion wurde einst zum politischen und manipulativen Instrument der Mächtigen und führte so mit die Lehren der meisten Gründer ad absurdum. Die “heiligen Bücher” wurden von Menschen vor langer Zeit geschrieben und aus ihrem (politischen) Zeitgeist heraus. Mit oft sehr individuellen Ansichten und vorgenommenen Veränderungen der jeweiligen Autoren, meist in deren Interesse oder im Interesse jener die sie dafür bezahlten. Es ging so letztlich um alles Andere als um “Spiritualität” und das Göttliche. Und das ist auch heute – leider – noch oft so und kein Weg ist davor gefeit das es in Licht und Schatten menschelt.

Und das bringt mich zum Punkt: das schliesst auch die Atheisten, atheistische Schamanen, und andere “Spirituelle” nicht aus, denn sie nutzen das Religionsbashing in vielen Fällen auch nur um die eigene Wichtigkeit zu erhöhen und ihr Ego zu füttern, auch wenn sie das oft vehement bestreiten. Und das ist schade. Natürlich gibt es auch Atheisten und Co. die dennoch sagen: “mir ist egal welche Religion Du lebst, solange Du sie niemandem aufdrängst” und das ist okay und aus meiner Sicht auch der richtige Weg. Aber wenn man permanent Spitzen in Richtung der Religion und der religiösen Menschen schiesst, auch der Naturreligiösen, dann hat man selbst eine Herausforderung der man sich stellen sollte. Denn das verbal “alles in einen Topf werfen” und nicht differenzieren ist genau so eine Sache die eben jene so gut beherrschen  die sie damit angreifen. Wie gesagt: man wertet so wohl die eigene Wichtigkeit auf, das eigene Gefühl etwas “besseres”, elitäreres zu sein. Erinnert mich an die Esoteriker die das mit der sogenannten “Schwingungserhöhung” und der Herabwertung “niedrig schwingender” genauso im Griff haben.

Ich lebe eine Naturreligion. Ich lebe mit meinen Göttern/Göttinnen, erlebe sie, erfahre sie, lerne durch sie und da sie ein Teil von mir sind erfahren auch sie sich durch mich. In der Anderswelt begegne ich ihnen persönlich und auch im Alltag kann ich sie wahrnehmen. In Mitmenschen, in der Natur, im Kosmos. Wer sie als imaginäre Freunde bezeichnet oder jene die das ebenso handhaben als primitiv, der hat ein Problem. Der “basht” bzw. wertet herab um sich selbst etwas zu beweisen. Ich wachse an meinen Erfahrungen innerhalb jener Realität die mein Leben berührte und in die ich eintauchte. Und jeder der von “Reality Creation” spricht aber dann jede andere Realität die mit seiner nicht konform geht heruntermacht – bewusst oder unbewusst – hat den Begriff wohl nur intellektuell verinnerlicht.

Ich verachte Fanatismus und das Missionieren, denn sie sind der Tod und das Destruktive jeder Religion. Doch ich kenne keinen menschlichen Pfad in dem es die Tendenz dazu nicht geben würde. Auch nicht den atheistischen….

Ein Kommentar

  1. Ich finde Religionen wichtig, für diejenigen, die das wichtig finden. Was aber nicht sein darf, ist, dass Religionen im Staat verankert werden. An Schulen gehören keine religiösen Symbolen, als Beispiel! Aus diesem Alter sind wir raus, jemandem eine persönliche Ansicht aufzwingen zu wollen (genau das Selbe gilt für den Drogenkonsum…)! Was aber wichtig ist, dass richtig aufgeklärt wird über das breite Spektrum an Religionen. Religion ist etwas persönliches, etwas privates – Arbeit und Privatleben wird ja sonst auch getrennt, bei der Religion macht man eine Ausnahme? Verstehe ich nicht ganz…

    Ich selber nenne mich Atheist, erkenne jedoch etwas göttliches an der Natur und dieser Wissenschaft, die wir noch nicht verstehen und einordnen können. Bashen tue ich jedoch trotzdem gerne, speziell gegen Monotheistische Religionen, aber nur dann, wenns mich vergiften wollen mit ihrer Ansicht. Als „Atheist“ bashe ich jedoch, so denke ich, nicht wirklich öfter als religiöse Menschen selber unter- und gegeneinander. Habe für so einige Religionen Sympathien, haben alle so ihre Vor- und Nachteile – Ich lerne einfach das wichtigste für mich daraus. Das ist mein Weg und damit bin ich zufrieden. Jedem das seine: Was aber nicht heisst, dass ich Sprüche über immaginäre Freunde bleiben lasse… Die sind witzig und gehen auch nicht unter bashen 😉 Schliesslich habe ich auch so meine immaginären Freunde, ich unterhalte mich jeweils mit Hardware 😀

    Für mich erklärt der Film „Life of Pi“ die Geschichte mit Gott und der Göttlichkeit ziemlich gut. Ist zu empfehlen, um ein bisschen dahinter zu blicken. Faszinierende Sache… Und hilft „ungläubigen“ zum Verständnis.

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