Halbernste Frage an mich: will ich mich noch Hexe nennen?

muffelhexe

Ich bin bekannterweise Wicca. Inzwischen zwar – trotz Initiation – ein Vertreter der eher liberalen und sehr fortschrittlich ausgerichteten Variante, aber dennoch traditionsbewusst, mit Liebe und Herz unter diesem Begriff und innerhalb des Kreises bzw. der Community praktizierend. Ich nenne mich jedoch in letzter Zeit immer weniger gerne „Hexe“. Warum? Weil der derzeitige Eso-Boom eine Art von Hexentum in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, mit dem ich mich so kaum identifizieren kann.

Was sich da heutzutage in Inseraten und den Medien (ala AstroTV, etc…) manchmal als „Hexe“ bezeichnet bedient alle Klischees und das völlig ohne Tiefgang und bar jedweden Interesses an Eigenverantwortung und vor allem individuellem Wachstum. Angebotene Liebeszaubereien, Partnerrückführungen, etc. sowie der Fokus auf oberflächliche Magie zwecks Manipulation sind so gar nicht mein Ding und widerstreben all dem was ich persönlich unter einer modernen und seriösen Hexe verstehe. Wenn man den Begriff als „ZaunreiterIn“ definiert und sich zwischen verschiedenen Welten bewegt, so kann ich mich hier ohne weiteres einordnen, doch einer aufgesetzten und künstlichen Geheimnistuerei und Wichtignahme erteile ich eine Abfuhr.

Ich habe das moderne Hexentum immer als Anschluss ans Leben gesehen, als Wachstumsweg der ganz im Sinne der wirklich magischen Zünfte an der Veredelung des Selbst arbeitet und sich in die Natur und ihren Kreislauf einbettet. Mit den Wesen der Anderswelten eine freundschaftliche Zusammenarbeit anstrebt und vor allem auf allen Ebenen lernt. Eigenverantwortlich und mit Eigenmacht.

Doch anstatt den Begriff auf diese Art und Weise zurückzuerobern sind jene, die das Bild der Öffentlichkeit scheinbar besonders prägen die Madames und (weniger) Herren Soundso die jedes Klischee rauf und runter reiten und so ruft die Nennung des Begriffes „Hexe“ bei immer mehr Menschen wieder genau das Bild hervor, gegen das so viele moderne Hexen über die letzten Jahrzehnte eigentlich angingen.

Viele Seriöse flüchten sich dadurch mittlerweile in den Begriff „Schamane/Schamanin“ oder gehen einen Verbund mit anderen, weniger vorurteilsbehafteten Begriffen ein. Andere wiederum suchen nach neuen Definitionen. Und es ist gar ein wenig nachvollziehbar.

Ich habe das Glück mich innerhalb der Strukturen des Wicca auf allen Ebenen leben zu können, obwohl ich auch mit dem Druidismus stark sympathisiere und schamanische Praktiken meine Arbeit seit jeher begleiten.

Doch im Esogesumpfe benutzen nun immer mehr den Hexenbegriff ohne die tiefen Werte die damit verbunden sind in irgendeiner Weise zu unterstreichen oder gar auszudrücken. Das ist schade. Klar: ich bin Hexe. Aber einer ohne Klunker, der kein pseudomystisches Gebrabbel unter die Leute bringt und der nicht hinter jeder Pechsträhne oder psychologischen Herausforderung der Klienten sofort einen Fluch oder eine Verhexung wittert. Diese kommen zwar vor, doch sind sie eben nicht der Standard. Ich höre von immer mehr Menschen die von „Wahrsagern“ und „Telefonhexen“ erfahren das jemand sie verhext habe und somit die Schuld an diesem oder jenem Pech sofort natürlich bei dem bösen „Irgendwem“ im Aussen zu suchen ist. Was soll man dazu noch sagen? Ist halt die einfachste Variante.

„Wahre Magie beginnt im Innen“ ist ein neuer Slogan unter dem ich meinen Laden laufen habe. Und im Innen beginnt die Heilung, die man zwar vielfältig unterstützen kann, deren Tiefe aber nicht ohne die Erkenntnis über das eigene Wesen und die Arbeit an sich selbst erreicht werden kann. Natürlich gibt es Hilfsmittel die bei Prozessen und Ritualen unter die Arme greifen, Öle und Tinkturen, Räucherwerk und Essenzen die wirken. Orakel die uns bei der Erkenntnis helfen. Aber sie unterstützen das was bereits da ist und zeigen was angegangen werden sollte. Oder schaffen Raum um mal durchatmen und sich dann der Thematik widmen zu können.

Es braucht kein „Liebesöl“ um Liebe automatisch anzuziehen, auch wenn es durchaus hilfreich sein kann. Wer sich nicht selbst liebt und akzeptiert wird auch in Beziehungen straucheln. Es ist eine wunderbare Facette des Hexentums und eine liebevolle Tradition mit unterstützenden Geistern und Hilfsmitteln zu arbeiten, aber niemandem ist dauerhaft geholfen, wenn er nicht auch an die Wurzel geht. „Hexe“ ist „Heilung“ im Verbund mit der Anderswelt. Kein schneller Zauber oder gar Angstmache.

Und doch wird es wieder herausfordernder einen positiven Hexenbegriff zu etablieren und nicht eine neue Schublade gesteckt zu werden die wenig schmeichelhaft ist.

Nun denn. Eigentlich sollte man jetzt erst recht aufklären und einen Gegenpart setzen. Aber manchmal fragt man sich dann eben doch. Wenn man sich als „Druide“ oder „Schamane“ bezeichnet hat man auf jeden Fall mit weniger Vorurteilen zu tun und die Leute nicht gleich gewisse Arten von Zauberei im Kopf.

12 Kommentare

  1. Nein, ich gebs auf. Ich habe den Kampf gegen die Windmühlen endgültig satt. Habe bereits alles in die Wege geleitet, um für den Anfang mal meine Domains umzubenennen. Die alten dienen dann noch eine zeitlang als Weiterleitung.

    Ich bin und bleibe trotzdem eine Hexe. Aber ich mag nicht mehr jedesmal erst endlos erklären müssen, was das nun wirklich ist. Wenns nicht mal die angeblich so nahen Schamanen kapieren wollen und in ihren betonierten Vorwürfen kleben bleiben, ist es völlig hoffnungslos.

    Darum bleibe ich zwar eine Hexe. Das wissen dann aber nur noch meine Freunde. Bald werd ich meine Domains ändern und sobald ich Zeit habe, die ganze Seite anpassen.

    Game over.

  2. Meine Seite bleibt. Nur der Name ändert. Und zwar schon morgen Abend. Wer auf hexenstern.org geht, landet aber trotzdem noch am richtigen Ort.

    Wie gesagt, bleib ich trotzdem eine Hexe. Ich geb nur den Kampf um die Rehabilitation des Namens auf. Werde nicht mehr das „Hexe“ vor mir herschieben und jeden anspringen, der was dagegen hat.

    Kommt mir eh seit Jahren vor, als ich würd ich einen einsamen Einzelkampf gegen den Rest der Welt führen. Sogar „Schamanen“ sind der Meinung, dass Hexerei böse ist und Hexen einen schlechteren Charakter haben.
    (Zoff mich grad wieder mit so ner Voodootante deswegen rum. Die regt sich zwar auf, wenn Unwissende Voodoo automatisch mit schwarzer Magie gleichsetzen. Findet es aber im Gegenzug ok, die – wie sie selbst sagt – bösen Voodoo-Menschen Hexen zu nennen. Die Leute sind einfach zu blöd und können nicht mehr selbst denken. Die plappern alle irgendwelche Bücher oder Fernsehserien nach oder auch die dubiosen Lehrer aus den unzähligen Workshops und Kursen, die fleissig Diplome verteilen und damit den Wahn weiter verbreiten. (Du kennst die Voodoo-Tante übrigens. Hast sie schon aus deinem Forum rausgeworfen *g*))

    Ich fänds aber schön, wenn andere diesen schier hoffnungslosen Kampf weiterführen. Aber ich mag nicht mehr. Ich bin müde.

    Ab Morgen heisst meine Domain neu http://www.mysticall.org

    *guetnachtknuddler*

    ps: mein Logo und andere Sachen pass ich an, sobald ich Zeit dazu finde zwischen den ganzen anderen Projekten.

  3. Hi,
    Da hab ich’s einfacher. Wenn ich Freunden mein Hexendasein beichte, kann ich anfügen, dass das meiner Persönlichkeit entspricht. Daraufhin, wird mir oft beigepflichtet, was mich eigentlich nachdenklich stimmen sollte. Tut’s aber nicht. 🙂 Lustigerweise hab ich den Titel von deinem Blogbeitrag leicht falsch gelesen, nämlich: (h)albernste Frage. Bei dir würd ich mir nämlich diese Frage gar nicht stellen – schon eher bei den Damen & Herren „Faschingshexen“. Die faschen wohl mehr, als dass sie hexen.

    Grüessli
    Patrischa

  4. Ja die Kaufhaushexen auf dem Vormarsch.. Was kann man da tun..
    Vielleicht wirds Zeit, den Begriff „Hexe“ an die Moderne anzupassen. Der Linienrichter beim Fussball ist ja jetzt auch ein Schiedsrichter-Assistent, der Telefon-Vertreter ein Callcenter-Agent und die Reinigungskraft ist jetzt ein Raumpfleger. Öhm.. Seelsorger für alternative Spiritualität? Elemente-Ingenieur? Energiezentrum-Supervisor? Seelenhygiene-Fachmann? Oder gar Ritualmanager? 😛 Ach ich gebs auf..

  5. Ich denke man muss nicht gegen Windmühlen angehen. Sondern einfach nur zu seiner eigenen Wahrheit stehen.

    Also nicht kämpfen – sondern zu sich stehen.

    Wenn ich mich als Hexe fühle, dann sollte ich mich doch auch als Hexe benennen. Wenn ich mich nicht als Hexe identifizieren kann, dann benenne ich mich doch anders. Ist doch egal wie man sich nennt, hauptsache man kann dahinter stehen.

    Weiss und verstehe es aber, dass dies nur eine halbernste Frage war.

    Aber nun was „halb“kritisches. Ja ich sehe auch den Boom im spirituellen und bei Hexen usw. Aber ich sehe es als sehr schön an. Vor einigen Jahren hatte ich sehr Mühe z.B. Naturgeister oder Engel Figuren zu finden. Nun finde ich diese teilweise schon in den Grossanbietern.
    Ich empfinde diese Entwicklung als schon, umso mehr wieder lernen mit der Natur und vorallem mit sich selbst was anzufangen umso besser.
    Ist mir schon klar, dass es da auch „Geldgierige Anbieter“ darunter gibt, aber dies gibt es in allen Bereichen. Da kann man nichts machen sondern nur immer mehr auf sein Gefühl vertrauen.

    Daher ist meine Devise einfach (und probiere dies auch wirklich so zu leben).
    Nicht kämpfen – sondern sich für etwas oder für sich einstehen!

    Denn wer kämpft bekommt meisstens als Antwort einen Gegenkampf!

    So genug gelabbert 🙂

    Alles Liebe
    Karin

  6. Warum muss es immer „Hexe“ heissen ? Ist meist ziemlich negativ belegt mit Giftmischer, dunkle schwarze Rituale und Magie, Abtreibung usw. belegt. „Shamane“ oder „Druide“ hört sich besser an, vor allem bei Leuten die nicht mit der Materie vertraut sind.

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