Gedanken zum “Coming Out Day”

Heute ist ja “Coming Out Day”, ein Datum an dem man Homosexuelle dazu animieren möchte, zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen und eben damit “raus zu kommen”. Nun, man sollte meinen dass das hier in der westlichen Welt und angesichts unserer Zeit nicht schwer wäre, doch dem ist nicht so. In den USA grassiert gerade eine Welle an Schwulenfeindlichkeit und auch so manches Land in Europa ist alles andere als dem Thema gegenüber offen, wie man gerade wieder in Belgrad sehen, hören und lesen konnte. (Auch wenn ich hier die Männer anspreche, so sind lesbische Frauen natürlich genauso gemeint)

“Tod den Schwulen” und “God hates Fags (Gott hasst Tunten)” sind nur manche der aggressiven Slogans mit denen man seiner Wut Luft macht. Und vor allem Gott und die menschengeschriebene (!!!) Bibel müssen als Begründung für den eigenen Hass herhalten, der eigentlich ganz andere Wurzeln hat, die Mensch sich jedoch nicht gerne eingesteht.

Selbst in der Schweiz glänzen so manche ländliche Gegenden mit Menschenverachtung und eben diesem Hass, wenn es um Homosexualität geht. In der Jugendkultur ist “schwul” sogar ein geläufiges Schimpfwort das oft unbedacht und verletzend selbst von Menschen verwendet wird, die Schwule in ihrem Umfeld und Bekanntenkreis wissen.

Und dennoch: es ist wesentlich schwerer “im versteckten” zu leben, als zu sich und seiner Sexualität zu stehen. Nur leider weiss man das oft erst, wenn man das Erwachsenenalter erreicht hat, auch wenn es dafür keine Garantien gibt, wie Männer zeigen die ein langes Leben lang zwar mit Männern fremdgehen und ihre Lust in Saunen und an anderen Orten befriedigen, aber zu Hause ihre Frau haben, sowie oft auch Kinder die natürlich nichts darüber erfahren dürfen. Ein Doppelleben das nicht nur anstrengend sein muss, sondern letztlich auch der Partnerin gegenüber äusserst unfair ist. Wer will schon mit einer Lüge leben? Meist kommt es irgendwann raus, oft aber können Paare jahrelang so leben und ihr Leben miteinander teilen. Manchmal kommt das Coming Out dann erst jenseits der Vierzig, eben weil man(n) ermüdet oder eben doch noch sich selbst sein will.

Auch im Hexentum gibt es immer noch einige Coven sowie Traditionen die Homosexualität ablehnend gegenüber stehen, obwohl dies eigentlich in totalem Kontrast zu den Lehren der Göttin steht. Aber in Coven die in ihrer Praxis sowieso näher am Katholizismus als an einer Naturreligion stehen, darf dies denn auch nicht verwundern.

Ich persönlich thematisiere Sexualität nicht gross. Warum auch sollte man die normalste Sache der Welt auch andauernd an die Glocke hängen. Heteros müssen dies ja auch nicht um etwas zu beweisen. Ich denke jeder soll so leben dürfen und können wie er will, solange er niemandem schadet. Und diese Einstellung betrifft jedwede sexuelle Orientierung.

Ich habe in meiner Gastronomiezeit viel erleben dürfen. Gutes wie Schlechtes und eines ist sicher: miese Charaktere gibt es überall und jene die Schwulen vorwerfen, sie würden “ihre Sexualität überall zeigen”, die sollen mal an einem Wochenende nüchtern in eine Bar oder einen Club (manchmal tuts auch ein Restaurant) gehen wo viel Alkohol und anderes konsumiert wird und beobachten wie primitiv und grottig da manche Mädels angebaggert und gegen ihren Willen betatscht werden wenn sich das Machogehabe lautstark seinen Weg bahnt. Aber das ist ja gesellschaftlich akzeptiert, denn darüber steht in der Bibel ja nix, oder doch? Leider kommen in dieser Frauen ja nicht ganz so gut weg was wiederum gesellschaftliche Legitimation für Respektlosigkeit bietet.

Manchmal hat die Abneigung wohl auch gar nicht wirklich etwas mit der Orientierung zu tun, sondern schlicht mit der Tatsache, dass Schwulen der Ruf nacheilt, in sexuellen Dingen offener zu sein und sexuell das zu leben was sich andere nicht getrauen. Das es in so einem Fall auch Heteros treffen kann sehe ich gerade am aktuellen Beispiel einer befreundeten Kollegin, die mit ihrem Mann glücklich und erfüllt eine offene Beziehung lebt, daraus kein Geheimnis macht und der nun deshalb Mobbing, üble Nachrede und offene Ablehnung aus dem persönlichen Umfeld entgegenschlagen obwohl sie ein rundum netter Mensch ist. Toll, wenn man Kinder hat. Interessanterweise ist es bei ihrem Mann nicht ganz so schlimm. Soviel zum Thema Gleichberechtigung. Aus meiner Sicht purer Neid da diese beiden leben wovon andere manchmal träumen aber es verdrängen, da es “sich nicht geziemt”.

Das soll aber in keiner Weise monogame Beziehungen herabwerten, denn wenn Partner dieses anerkannte Modell in Liebe und erfüllt leben, dann ist das sicher wunderschön. Und auch viele Schwule leben monogam sowie stockkonservativ (und müssen sich dennoch Vorurteilen stellen)… Es gibt eben nicht “die Schwulen” wie es auch nicht “die Heteros” gibt. Alle haben gemeinsam das man individuelle Vorstellungen vom Leben hat und überall gibt es dies und das und jenes auch bei persönlichem Ausdruck, Träumen, Wünschen und Zielen.

Nun, zurück zum Coming Out Day. Irgendwie ist es ironisch, dass man dafür ein Datum setzen soll, und doch ist es wichtig denn  oft braucht der Mensch einen Denkanstoss und das Gefühl, nicht allein zu sein. Homosexualität ist keine Krankheit, kein Makel und vor allem ist sie nicht heilbar. Sie ist einfach. Und das schon solange es Mensch und Tier gibt, wie die seriöse Wissenschaft ebenso weiss. Selbst in alten Göttermythen und Überlieferungen ist sie Thema. Ja, es gibt sogar schwule Gottheiten und solche die sich in Frauen verwandeln um Männer zu verführen. Vermutlich ist gar Bisexualität in überdurchschnittlich vielen Menschen “angelegt”, aber durch die gesellschaftliche Norm und die Erziehung, die Kultur der Polarisierung, schlägt man sich oft auf eine Seite. Bisexuelle sind oft noch viel ängstlicher, was die Offenheit anbelangt.

Als Schwuler ist Mensch nicht anders! Und dennoch muss man sich in dieser Gesellschaft oft mehr bewähren, manchmal stärker werden als andere, mehr an sich und seinem Selbstbewusstsein arbeiten und sich Akzeptanz erkämpfen weil man oft an Klischees und Vorurteilen gemessen wird. Wenn man es schafft, dann hat man allen Grund stolz zu sein. Nicht auf seine sexuelle Orientierung, sondern auf das was man als Mensch geschafft und erarbeitet hat in einem Umfeld, das einen oft vor grössere Herausforderungen stellt als “die Norm”.

Und so hat jeder der sein Coming Out hat aufrichtigen Applaus verdient! Auch die „Prominenz“ die ja langsam aber sicher aus den Schränken getraut und zu sich steht. Denn immer noch gehen sie oft mit einem Beispiel voran . Für wen der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen ist: macht nichts, aber nicht vergessen: Nichts macht anfälliger für Zorn und Hass, Wut und Stagnation als Verdrängung und Geheimniskrämerei. Und das Menschen die verdrängen, die verdrängten Themen dann im anderen besonders leidenschaftlich hassen wenn sie es dort wahrzunehmen glauben, ist ebenso ein erwiesener Fakt der sich nicht nur auf die Sexualität bezieht. Ausserdem ist Ehrlichkeit befreiend und es gibt immer einen Weg, auch wenn er ein bisschen anstrengender sein kann, als der Gewöhnliche. Aber oft auch spannender und mit mehr Wachstumspotential.

Ein Hoch auf den Coming Out Day, auf alle Menschen die dazu stehen wer und “was” sie sind und wen sie lieben, ungeachtet von Hautfarbe, Religion, Nationalität und Sexualität. Menschen die die Vielfalt des Lebens und die Göttlichkeit in all ihrer Pracht erkennen. Alle Menschen die sich nicht gehirnwaschen lassen von Medien, Religion, Politik, angeblichen Normen und von Individuen wie auch Organisationen die für Macht über Leichen gehen und die Manipulation (auch sexuelle) als Mittel zum Zweck einsetzen.

Auch wenns pathetisch klingt: Ein Hoch auf die Freiheit! Ein Hoch auf die Individualität! Und diese Werte zu vertreten und verteidigen sollte allen wichtig und ein Anliegen sein. Schwul oder nicht!

Alle Akte der Liebe und der Leidenschaft sind “ihre” Rituale zu Ehren des Lebens. Mensch kann das nicht oft genug erwähnen.

19 Kommentare

  1. Wow, danke, ein toller Artikel!

    Ja, es gibt sogar schwule Gottheiten und solche die sich in Frauen verwandeln um Männer zu verführen.
    -> interessant! Das wusste ich nicht!

    Vermutlich ist gar Bisexualität in überdurchschnittlich vielen Menschen “angelegt”, aber durch die gesellschaftliche Norm und die Erziehung, die Kultur der Polarisierung, schlägt man sich oft auf eine Seite. Bisexuelle sind oft noch viel ängstlicher, was die Offenheit anbelangt. -> ja, das ist wahr. Mir scheint, es könnte daran liegen, dass Bisexuellen was Unheimliches anhaftet. Sie könnten alle anbaggern, man weiss gar nicht mehr woran man ist, so ungefähr.

    Ich hab nicht mal dran gedacht, dass heute Coming-Out Tag ist! Danke für’s Erinnern!

  2. Toller Artikel, Bro.

    Ja, ist halt immer unterschiedlich und individuell, sowieso hat das Ganze eben mit menschsein zu tun. Ich selber kenne Schwule, die auch aufdringlich sind. Auch ich wurde schon betatscht gegen meinen Willen. Ich denke das ist nicht eine allgemeine Heteroveranlagung, sondern eine Männergeschichte 😀 Männer sind Männer, ob Schwul oder Hetero. Hat auch nicht wirklich viel mit der Bibel zu tun, oder sonstige Schriften (Ich spreche Religionen einen gewissen Unterhaltungswert nicht ab, aber ob Katholike, Buddhist, Wicca oder Muslime: Der Inhalt wurde immer von Menschenhand geschrieben und die Wahrheiten darin sind individuell, müssen nicht stimmen und können passen, passend gemacht werden, oder eben nicht passen -> Je nach Subjektivität).

    Ich bin aktiver Schwulschimpfwortbenutzer. Wobei ich es nicht wirklich als Schimpfwort brauche, sondern eher in Situationen wo die Ironie vorhanden ist (als mir ein schwuler Freund mal von einem sexuellen Erlebnis berichtete, meinte ich, ob das nicht etwas schwul sei… Worüber wir beide lachten), wo etwas eher mädchenhaft ist (wenn ich alle Schwulen der Welt gegen mich habe wegen dieser Aussage, fühle ich mich sicherer, als wenn zwei Emanzen auf mich aufmerksam werden ;-)), wo etwas nicht der „Normalität“ entspricht (wobei ich hier mein Weltbild als subjektive und für mich stimmende Normalität als Referenz betrachte), oder eben falls mir der Sohn meiner Freundin etwas zu nahe kommt und ich frage, ob er eigentlich schwul sei.

    Wobei ich mir bei dieser Frage bewusst bin, dass sich homosexuelle eher aufregen als jemand der taub ist (wenn ich was nicht verstehe und man mich fragt, ob ich taub bin…), oder jemand der blind ist (wenn ich im Kühlschrank den Käse nicht finde und mich meine Frau fragt, ob ich blind bin), oder jemand der behindert ist (wenn ich die Treppe runter falle und der Zuschauer sich kaputt lacht und mir mitteilt, wie behindert das ausgesehen hat). Auch der an spastik Leidende regt sich nicht so auf, wenn von Spasst, Spakko, Spakkel und Konsorten die Rede ist. Ich rege mich zum Beispiel nicht auf, wenn irgendwer als Mutterficker bezeichnet wird – Meine Freundin ist eine Mutter, sehr gerne mache ich Liebe mit ihr und es entspricht alles den Tatsachen 😉

    Es sind halt alle Menschen. Engstirnigkeit findet man überall – Sei es bei den Homosexuellen, wie bei den Heterosexuellen. Ich habe ja auch schon erlebt, dass man mich als Konservativ bezeichnet, weil ich keine offene Beziehung führe. Tatsache ist, ich mag Monogamie und habe auch keine versteckten Phantasien – Ich lebe meine mit meiner Partnerin aus, so bleibt alles frisch und toll. Aber das wird mir dann abgesprochen: Der Schwule weiss eben wovon ich träume. Und anscheinend träume ich auch von Männern, denn das gibt es nicht das jemand Heterosexuell sein darf, so wie er ist, glücklich und zufrieden. Man(n) muss das Schwulsein aufzwingen, am besten soll die ganze Welt schwul werden und wenn nicht, ist man eh ein Homophob. Höre ich ja andauernd… Ist ja nicht so, als würde ich das Thema Homosexualität jeweils hervorrufen. Ich gehe eben davon aus, dass Homosexualität für einen Homosexuellen genau so normal ist, wie Heterosexualität für mich als Heterosexuellen. Aber dem ist vielfach nicht so. Und wenn ich dann nach meiner Meinung gefragt werde und ich sage, ich finde es okay, ist aber nicht mein Ding, dann bin ich Homophob. Automatisch auch von der Kirche beeinflusst, Konservativ, … Dabei soll jeder so sein wie er sein will. Finde ich gut. Aber ich möchte genau so wenig damit belastet und in Schubladen gesteckt werden, wie die Homosexuellen. Wie oft habe ich gehört: Du hast was schwules an Dir (von Schwulen), Du hast Schwule Züge, etc. – Interessant ist dann, wenn ich sage, dass dies für mich in meinem subjektiven Weltbild nicht der Normalität entspricht, was aber überhaupt kein Problem ist, denn es interessiert mich eigentlich so wenig, dass ich mir nicht einmal Gedanken darüber machen muss, ob ich es überhaupt akzeptiere, dann kommen die ganzen Sprüche, Argumente (Tiere sind auch so… Bla… Götter waren auch Schwul… ;-)). Aber die Sprüche „Du hast was Schwules an Dir“, „Bist Du sicher dass Du nicht schwul bist“, etc., von den Schwulen selber, an mich gerichtet, spricht mir ja auch die Normalität ab, die ich in meiner eigenen subjektiven Wahrnehmung (wie oben erwähnt) habe.

    Naja, sind halt alles so Sachen. Für die, die gerade betroffen sind, ist das Rundherum sowieso ohne Verständnis. Aber es gibt halt vieles und viele Menschen, die von irgendwas betroffen sind. Vorurteile, Ablehung und indirekte Meinungen (ich hasse Schwule, traue es aber nicht sagen, daher sage ich es im Namen Gottes…) sind überall vorhanden, gehört zu 90% der heutigen zeitgeistlichen Gesellschaft, hat nichts mit Homosexuellen oder Heterosexuellen zu tun, sondern mit allen. Banales Beispiel: So wie jeder Schwule AIDS hat, hat auch jeder Raucher Krebs.

    …ich weiss nicht, ob es so rüber kommt, wie ich es meine. Aber eigentlich spielt es auch keine Rolle, weil Schubladisierungen eh immer in den Köpfen der Menschen statt finden und man nicht wirklich viel dagegen machen kann.

    Ich bin stolz ein Hetero zu sein, also dürft Ihr auch stolz sein, ein Homo zu sein! Gleiche Rechte. Yeah, ich habe gesprochen! Und zwar zum letzten mal, ist mir zu normal das Ganze… Wie auf Toilette gehen. Gehört dazu. Da mache ich mir auch jeweils keine Gedanken. …ausser ich habe vorher indischer Salat gegessen (Hammer, man büsst aber!) … Ehm, definitiv Themawechsel, abgelenkt und fertig jetzt 😉 😉

    Knuff in die Runde,
    Patric

  3. Herzlichen Dank für den ausführlichen Kommentar. Aber ich möchte noch einmal betonen: es geht nicht darum stolz darauf zu sein ob man Schwul, Hetero oder Bisexuell ist. Das „ist“ einfach. Stolz sollte man auf sich als Mensch sein! Das Homosexualität aber immer noch bei vielen, angefeuert von Religion, Musik, Hasspolitik und anderen Faktoren als „pervers“ gilt und zu vielen menschenverachtenden Handlungen führt, ist ein unleugbarer Fakt der manche – vor allem junge – Menschen dazu treibt diese „ganz normale“ Sache zu verstecken und sie oft zu einem (aus-)leben im Verborgenen führt, manchen bis hin zu Selbstverleugnung, Selbsthass und/oder gar in Depression oder Suizid treibt (Tendenz diesbezüglich im Moment leider steigend und in den USA, als westliches Land, gar verheerend zunehmend). Man sollte diese Tendenzen trotz aller Freiheiten hierzulande ernst nehmen, denn sie gehen wider der Menschlichkeit und setzen fatale Signale. Knuff auch Dir.

  4. Hey Bro, Du musst es nicht betonen: Es war meine Aussage 😉 Und ich bin auf vieles stolz, ja auch auf „Normales“ was „einfach ist“. Das ist dann die Magie dahinter, sich auch über Kleinigkeiten zu freuen und nicht lediglich mit Materialismus und Konsumismus mitzugehen.

    Yeah, Ermutigung, yeah 😉

    Das was Du schreibst ist tragisch. Aber ehrlich gesagt, mir ist das gar nicht aufgefallen, habe auch nichts darüber gelesen und auch hat es mich nie wirklich interessiert. Ist halt eben das was ich meine: Betroffene sind halt betroffen. Aber das ist in allen Richtungen so. Siehe Gelähmter, der mit seinem Rollstuhl vor einer Treppe steht. Jemand der laufen kann, dem fällt das weniger schnell auf.

    Genau auch was das „Ausleben im Verborgenen“ betrifft – Da gibt es massig Situationen. Auf der ganzen Welt. Wir sind halt fern von Toleranz, aber dies halt in jeder Hinsicht. Es gäbe vieles anzupacken, aber ich bin gerade so beschäftigt mit Dinge, die mich betreffen (wenn da draussen verstanden wird, was ich gerade eben meine)…

    …Patric

  5. Der Coming out Day ist meiner Meinung nach ein Tag, der den Lesben und Schwulen Mut machen soll, ihr Coming Out zu haben. Es muss ja nicht an jenem Tag sein…

    Als ich plötzlich den Eindruck hatte, ich sei lesbisch, da wurde ich von der Präsidentin der Lesbenorganisation angepappt, warum ich denn nicht in der LOS sei.
    Ich dachte, naja, ich WEISS noch gar nicht, welche Probleme ich haben Werde, sollte ich jemals eine Freundin haben! Das weiss man erst, wenn man sie hat! 😀
    Ich meine, es interessiert einen ansonsten auch nicht so sehr.

    Wenn das Thema mehr präsent ist, trauen sich mehr. Ich beobachte, dass heute sehr sehr sehr sehr viel mehr Frauen offen lesbisch leben als vor 10 Jahren noch. Es gibt aller Art Sorten Aussehens von Frauen, die lesbisch sind und früher war es noch sehr verstohlen.

    Vor 10 Jahren, hab ich sicher schon 5x erzählt, war ich an der Pride in Sion. Da sind ALLE Frauen aus dem Organisationskommittee ausgestiegen, weil sie Angst um ihren Job hatten und sich nicht zeigen konnten. EINE Frau machte dann alles alleine. Zusammen mit ein paar Männern glaub ich. Und dann sind wir dahin gefahren. Wir liefen durch eine sehr eng stehende, schweigende, glotzende Menschengasse und die ganze Stadt war auf der Strasse. Alle starrten uns an. Es war absolut gespenstisch. Die Ruhe vor dem Sturm. Mich friert es jetzt noch. Vor uns wedelten ein paar Schwule mit grossen Fahnen, aber es war ganz ganz still, nur dieses Starren.
    Die Polizei leitete uns irgendwo um, weil an der anderen Stelle die Gläubigen auf die Knie gefallen waren und laut zu Gott beteten und auch mit Eiern warfen.
    Am Abend, am Fest seis dann etwas lockerer geworden, aber da war ich schon weg! 😀

    Und da soll sich einer trauen, sich zu outen, ich meine, wenn man weiss, dass man dann aus der Familie, aus dem Verein, aus dem Freundeskreis, von der Arbeitsstelle rausfliegt, also ALLES verliert, was einem wichtig ist. Das sind halt schon Aengste. Wobei im Ausland, in den allermeisten Ländern, da muss man um sein Leben fürchten. Also das ganze Leben dann……

    Liebstes Grüssels
    PS: Und ich kenne noch nicht mal den Unterschied zwischen mir und mir!! Ausser, dass ich jetzt einsamer bin als vorher!! 😉

  6. Ey cool, dann hab ich jetzt auch mein Coming Out: ich bin seit langer Zeit Mitglied einer schamanischen Sekte. Kleine Kinder fressen wir nur, wenn es niemand merkt.

    Worauf ich hinaus will: es gibt ganz viele Dinge in meinem Leben, die ich nicht jedem auf die Nase binde und die trotzdem einige Menschen von mir wissen. Und ausser mir gibt es keinen Menschen der alles weiss. O.K., Patric ist nahe dran und die Frau mit der ich zusammenlebe.

    Eigentlich finde ich es sogar ganz gut meine diversen Doppelleben auseinanderzuhalten und anderen Menschen das Kopfweh zu ersparen, wie dieses mit jenem zu vereinbaren wäre. Oder sagen wir, die Vielschichtigkeit nicht plakatieren zu müssen ist entspannend.

    Und ja, manchmal gibt es Momente, wo man irgendeine Erfahrung mit jemandem teilen möchte. Dann tue ich das auch.

    Oder man offenbart gerade soviel von sich, um ein bestimmtes Bild zu erzeugen. Wer weiss, ob das dann auch stimmt? Und wer weiss schon was ich wirklich alles bin?

    Ähm, was wollte ich gerade erzählen? *grins!

  7. Genau: @ Patrick, nicht gegen sondern für Patrick und für alle:

    – Die Suizidrate unter Homosexuellen ist immer noch viel höher als im Durchschnitt. Das ist zu hoch. Weil: Die gesellschaftliche Aktzeptanz ist halt immer noch nicht so ganz richtig richtig. Zum Beispiel: Die Eltern werfen einen entweder raus oder sagen im positiven Fall maximal: OK, hauptsache Du bist glücklich. Aber so richtig froh sind sie nie, denn sie denken „oh, nein, keine Enkelkinder?“ „Was haben wir falsch gemacht?“ oder sonstwelche Sachen.
    Das ist eigentlich immer noch der gleiche Grund, warum Harvey Milk angefangen hat, sich für Schwule und Lesben einzusetzen und ihnen eine Familie und eine Heimat zu geben, jemanden, der sie liebt, so wie sie sind.

    Die Idee ist, dass wenn sich möglichst viele outen und dazu stehen, dass dann jeder Mensch irgendwo eine Lesbe und einen Schwulen kennt, da doch bis zu 10% Homo sind und dass sie dann wissen, aha, der XY ist auch so, der ist doch nett und dann verlieren sie ihre Angst und damit ihre Ablehnung. Und alle Jungen, die Gleichgeschlechtlichliebend empfinden, haben dann viele Vorbilder und müssen nicht Angst haben, sich zu bekennen.
    Der Coming Out Day soll ihnen Mut machen, zum Beispiel den Homos in den Dörfern, die komisch angeschaut werden und vielleicht wegziehen müssen. Das habe ich übrigens oft gehört……

    So verstehe ich das. Es kann so unangenehm sein, wenn andere immer von ihrem Mann reden, von ihren Kindern, und selbst muss man wieder überlegen, wie sag ich es jetzt. Jedes Mal beim Arzt muss man ein Coming out haben, weil die fragen, welche Verhütung brauchen Sie oder, Leben Sie allein oder davon ausgehen, de Partner sei ein Mann und man muss es korrigieren….. und ist sich nicht sicher, ob er einen nachher noch gleich gut behandelt….

    Vor allem Prominente helfen natürlich sehr.

    Aha, es gibt nicht nur den Lebensentwurf, Hochzeit in Weiss, es gibt auch Frauen, die miteinander ein Haus bauen, übrigens nicht so häufig, weil Frauen oft weniger verdienen und auch Mühe haben, ernst genommen zu werden und einen Kredit zu bekommen (!). Bei der Wohnungssuche: Wird das Heteropaar bevorzugt? In den Ferien: Findet die Vermieterin uns abartig? etc.etc…..

  8. Danke @ Ethra. Ich finde Du bringst das ganz gut auf den Punkt

    Und @ Oswald: Du hast offiziell und nach Aussen hin eine Frau an Deiner Seite. Das ist – egal welche Doppelleben Du führst (oder führen würdest) – gesellschaftlich akzeptiert und so kann man vieles nebenbei und heimlich (aus-)leben. Mit einem Mann als Partner an Deiner Seite liessen sich gewisse Dinge wohl schwerer im Verborgenen halten. Und wenn man einen Menschen liebt möchte man mit diesem vorurteilsfrei und akzeptiert zusammenleben können und dies nicht verbergen müssen. Dann gerät man manchmal auch „ins Visier“ ohne das man etwas offen zur Schau stellt oder es „jedem auf die Nase bindet“.

    Schönen Tag

  9. Ja Ethra, das sind Argumente. Aber um trotzdem aufzuzeigen, dass es eben nicht lediglich um Homosexuelle geht, sondern um Menschen die im Allgemeinen eine Art Normalität aufdrücken wollen: Meine Freundin ist acht Jahre älter und hat zwei Kinder. Wohnungssuche für uns ist genau so schwer: Ich habe einen Nachnamen, sie einen anderen und die Kinder auch. Es ziehen drei verschiedene Nachnamen in eine Wohnung – Da ist die Angst gross, dass dies nicht lange hält. Also auch benachteiligt. Meine Mutter hätte auch gerne Enkelkinder gehabt, kriegt nun keine – Ob es mein Wunsch ist oder nicht, ob es mir gut geht in meinem Leben oder nicht, ist primär nicht so wichtig, wie das Ansehen nach Aussen (oh Gott, mein Kind hat eine geschiedene ältere Frau mit Kinder!) und den Verzicht auf Enkelkinder. Ist für mich okay, Blut war bei mir nie dicker als irgendwas und wenn kein Verständnis vorhanden ist: Mein Wohlbefinden befindet sich auf einem hohen egoistischen Level. Mein Leben wird durch meine Augen gesehen, durch meine Nase gerochen, durch meine Ohren gehört und durch meine Haut gefühlt. Kein Mensch versteht mich so wie ich es tue und von dem her: Wer näher an dieses Verständnis ran kommt und damit umgehen kann, ist herzlich willkommen, wer nicht, kann wieder gehen. Punkt. Egal ob in der Familie oder im Freundeskreis (bei dem fraglich ist, ob diese Freunde wirklich „echt“ sind, wenn sie sich ab Solchem abwenden).

    Was die Selbstmordrate betrifft: Ist natürlich eine tragische Geschichte. Man muss jedoch auch in betracht ziehen, dass viele Schwule bereits eine nicht optimale Kindheit hatten. Wissenschaftler behaupten, dass dies auch der Grund sei, warum jemand Schwul wird – Ist nicht meine Meinung, aber meine ist, dass halt die Zusammensetzung „nicht optimale Kindheit“ UND „sich verstecken müssen“ wirklich zu dieser „Lösung“ führt. Da ist aber eben eine eventuelle „nicht optimale Kindheit“ die nicht weg zu denken ist, da dies auch Relevanz hat.

    Das wir im 2010 immer noch ein COD (Coming Out Day, nicht Call of Duty ;-)) brauchen ist krass. Es wäre mir lieber wir würden von der allgemeinen Toleranz anders unterwegs sein. Das wir 2010 noch Religionskriege führen ist für mich unverständlich. Das es Hungernde gibt auch, dass man diverse Krebsarten immer noch nicht heilen kann, aber die Welt innert 7 Minuten komplett vernichten könnte, zeigt mir auch, in was für eine seltsame Richtung sich das Ganze entwickelt. Das ist aber ein allgemeines Problem, nicht nur auf eine „Randgruppe“ reduziert, sondern auf die gesamte Menschheit. Sobald etwas ein bisschen von der Normalität abweicht, hat man es schwerer. Schaut mal, wie viele Kinder mittlerweile Ritalin aufgedrückt bekommen (in Deutschland jedes siebte Kind!). Weil sie etwas aktiver sind, oder eben ihre Fähigkeiten an einem komplett anderen Ort haben wie der Schulstoff (bei begabten Künstlern oft der Fall). Die werden dann einfach mal ruhig gestellt und wenn das dann nicht wirkt, gibt es Sonderschulen zur kompletten desintegration (werben aber anders) – Diese Menschen werden nie ein sinnvolles Leben führen können, ausser sie krampfen sich von selbst ziemlich hartnäckig hoch. ADS ist genau so eine aufgedrückte Scheinkrankheit wie das Schwulsein… Und würde es Anti-Schwulsein Pillen, würden die auch recht gut verkauft werden. Ist aber nicht der Fall und Tatsache ist, dass in der Schweiz homosexuelle Handlungen seit 1942 legal sind, seit 1990 das unterschiedliche Schutzalter aufgehoben wurde, die staatliche Diskriminierung aufgrund sexueller Neigungen seit 1999 verfassungsrechtlich untersagt ist und 2007 ist eine eingetragene Partnerschaft erlaubt. Das sind Dinge, die mich wieder freudig stimmen. Demokratische Schweiz, heisst, die Mehrheit des Volkes hat sich dafür entschieden. Trotzdem haben sich einige Homosexuelle in meinem Umfeld aufgeregt… Wegem Konkubinat und so weiter – Aber es wird nicht eingesehen, dass dies bereits positiv ist, was wir bisher erreicht haben. Und es geht nicht darum, dass wir es erst spät erreichen, sondern eben dass wir es erreichen. In einer Demokratie ist es auch immer schwer was durchzubringen, das eine Gesetz zieht das andere nach und es muss immer wieder vor das Volk. Das braucht seine Zeit. Die Handhabung zwischen Mann und Frau in einer Heterosexuellen Beziehung ist auf etwas ausgelegt, was man auf Mann und Mann, oder Frau und Frau, gar nicht direkt übertragen kann. Pensionskasse, zum Beispiel, dann kommt noch die Individualität dazu: Zwei Frauen die zusammen sind, heisst lange nicht, dass sie keine Kinder haben, umgekehrt bei Männern auch. Wie soll man da vorgehen und wie löst man dies? Das sind Dinge, womit sich jemand beschäftigt und Lösungen versucht zu präsentieren, die dann vom Volk gutgeheissen werden (weil bisher haben sie alles gutgeheissen bei uns) muss – In dieser Zeit gibt es aber Demos für Homosexuelle. Gerade zwei Monate nach der Abstimmung zur eingetragenen Partnerschaft fand in Luzern eine Demo statt, wo Homosexuelle mit Schilder herumliefen „Gleichberechtigung an den Schulen“ und Solches: Ein „Hey geiles Volk, danke für das mithelfen“ hätte mir besser gefallen. Klar, optimal ist es nicht, daher macht so ein COD sicher Sinn – Aber ich denke mir, zwischen Menschen die „anders sind als die Normalität“ und Menschen die „der Normalität entsprechen“ halt wirklich Gemeinsamkeiten vorhanden sind, die man überall auf der Welt findet: Schwarzmalen, wenig bis kein Optimismus und konsequente Unzufriedenheit.

    Ich finde ein COD gut. Soll etwas aufzeigen. Aber ich würde es auch begrüssen, wenn im Allgemeinen optimistischer durch die Welt geht. Weil schliesslich bringen wir alle zusammen einen wichtigen Punkt nicht weg: Wir sind alle gemeinsam.

    Patric

  10. Ja, das würden wir alle begrüssen, denn Pessimismus und Angst drängen die Gesellschaft gerade wieder an den rechten Rand, was letztlich eine Einschränkung vieler über einige Jahrzehnte erkämpfter Freiheiten bedeuten wird… Und alle betrifft…

  11. Hi ihr,

    spannende Diskussion, ich hab mir schon beim lesen von dem Artikel gedacht: sollst jetzt was schreiben, irgendwas „outen“? Eigentlich gabs aber nichts, dass ich nicht eh schon irgendwo geschrieben hätte, und dass ich manchmal Bi bin interessiert eigentlich auch keinen. In manchen Foren die sich sehr spezifisch mit Genderthemen auseinandersetzen ist aber schon die Aussage „manchmal Bi“ etwas wo die aufgehen wie Hefekuchen.

    Also es gäbe sicherlich irgendwelche Leute in meinem Umfeld, die das komisch finden würden. Denen brauche ich das aber auch nicht erzählen. Ich hatte aber noch nie großes Bedürfnis auf ein „Coming Out“, weil es für mich viel zu normal ist, dass es sich nicht mal lohnt darüber zu reden.

    Der Punkt ist, dass ich mich damit nicht identifiziere. Es hat nichts mit meiner Identität zu tun, ob ich jetzt mit einer Frau oder einem Mann knutsche. Das sind Erfahrungen die ich mache, und die sind viel zu interessant zu erleben, als dass ich die jetzt in irgendwelche Bedeutungsschubladen stecken müsste. Das ist nicht das echte, das sind Konzepte und Gedanken, vielleicht Ego (nur weil ich Bi bin hatte ich als Kind schon immer…) oder irgendein anderer Mist aus meinem Leben der halt jetzt die Plakette „Bi“ bekommen hat. Könnte genauso meine Haarfarbe (nur weil ich blond bin…) oder mein Gewicht (nur weil ich dick bin…) sein.

    Was ich aber auch merke: wenn ich wirklich mit dem Thema „schwul“, „lesbisch“, „trans…“ konfrontiert bin, also nicht intellektuell sondern ich treffe jemanden muss ich mich damit beschäftigen. Einfach nur „tolerant und aufgeschlossen“ zu sein reicht da nicht aus. Das reicht vielleicht für den Anfang und fürs in Kontakt oder ins Gespräch kommen, aber ich dann öfters damit in Berührung komme muss ich mich mit auseinandersetzen.

    Sei es die eigenen Schubladen mal wieder anzuschauen. Aber auch die mir fremde Erlebniswelt überhaupt erst mal zu verstehen. Ich weiß nicht wie es für einen Mann ist schwul oder transsexuell zu sein, werde ich auch nie wissen.

    Schubladen und Vorurteile entstehen ja erst, wenn man eigentlich keine Ahnung hat, und die Welt versucht mit einfachen Statements zu erklären. Bei dem ersten Schwulen den ich kennengelernt habe, musste ich erst mal herausfinden: wie ist das denn jetzt wirklich? Und das war so stinknormal, dass alle Arbeitskollegen das eh wussten und ich es erst nach einem halben Jahr gecheckt habe, weil er von seinem Partner geredet hat. Und dann hatte ich schon einige Wochen, wo ich überhaupt nicht wusste wie ich mit ihm reden soll, bis sich das wieder normalisiert hat.
    Und heute weiß ich eigentlich auch nicht wie Schwule so sind, obwohl ich einige kenne, die sehr unterschiedliche Arten und Umgangsweisen damit haben.

    Liebe Grüße,
    Andrea

  12. @ Oswald
    Verstehe, was Du meinst. Ich bind es auchnicht allen unter die Nase. Find ich unnötig. Ist privat. Aber oft gehtes nicht ohne oder man ist einfach ausgeschlossen sonst. Man könntean keine Familienfeiern zusammen, an keine Bälle, Arbeitgeberanlässe, nix so.
    Es geht in erster Linie auch um die Jungen, es den Eltern zusagen, sonst mussmansich dauerndverleugnen. Wie oftfragen die Leute: Was machtdieLiebe, hast Du en Freund? Etc. etc. 😉

  13. Das ist ja die interessante ‚Bandbreite‘ von Coming Out: lebe ich meine Neigungen ohne sie zu verstecken ganz selbstverständlich und ist das Umfeld reif genug damit umzugehen – oder wird meine Umwelt plakativ informiert, bis hin dazu dass es in der Zeitung steht. Wodurch sich die Umwelt einfach belästigt fühlen könnte. Nicht jeder will alles von seinem Nachbarn wissen.

    Es gab ja auch Zeiten wo es in war, andere zu outen. Was eindeutig die Grenzen überschreitet – gibt es doch schon bei viel weniger problematischen Sachverhalten Diskretion und Schutz der persönlichen Daten.

  14. Hallo an Alle Gays (inkl. Lesben)

    Ist es wirklich so wichtig so klassifiziert zu werden? Ist es so wichtig durch die Strasse zu gehen und zu sagen: JA ich bin schwul und das ist gut so?“

    Nein, ist es nicht. Wichtig ist sich selber zuzugeben, was man auch fühlt. Gay zu sein, sucht man sich nicht aus. Es ist ein Gefühl, dass man nicht steuern kann. Sind wir normal? Ja sind wir. Wollen wir akzeptiert werden? Ja wollen wir. Wollen wir provozieren? Scheint so…. Wenn ich mich bei meinen Kollegen/Familie das Comming Out habe/hatte, kleide ich mich nicht als Kanarienvogel, halb nackt und renne durch die Strassen und sagen:“ Liebe Kollegen, liebe Familie ich bin Schwul.“

    Alles Homophobe, welches sich in der Erde befindet, haben wir uns Gays zu verdanken, ja wir GAYS. Würde man den Tag normal feiern ohne Huch/Ach/Kanarienfummelkostüme/Klitsches/etc… könnte alles besser sein.

    Ich will, dass alle Menschen, die es von mir wissen, mich als „Monti“ sehen und meine Sexualität tolerieren, aber ich erwarte von den anderen keine Akzeptanz. Das ist denen überlassen.

    Auch diese, die anderen Belästigen, lege ich kein Wert darauf. Das sind nur perverse kranke Persönlichkeiten, die nichts abbekommen. Die tun mir leid. Aber es gibt immer noch mehr Heterosexuellen die andere Belästigen. Sogar in Extremfällen zu Stalkern werden. Darum ist das nicht auf die Sexualität zurück zuführen, sondern auf den Charakter,bzw. auf die Person selbst.

    So genug schwules Zeug geschrieben, schaut das Ihr glücklich werdet, egal mit wem oder was.

    Monti Grüsst euch

    *popgeräusch*

  15. Ich möchte abschliessend (schliesslich ist es ein Blog und kein Diskussionsforum 😉 ) einfach daran erinnern, dass die Freiheiten die wir heute alle geniessen jenen zu verdanken sind, die sich seinerzeit nicht mehr in den Untergrund prügeln, denunzieren und verhaften liessen nur weil sie gleichgeschlechtlich liebten und die die Provokation nutzten um zu sagen: „fertig“. Uns gibt es. Überall. Lebt damit! Ein Aufschrei!

    Es geht „uns“ heute relativ gut, aber das geschah nur weil einst Menschen für die Rechte und Gleichheit eintraten in einer Zeit als dies alles andere als selbstverständlich war und Provokation eines der wenigen Mittel um sich überhaupt grossflächig Aufmerksamkeit zu erkämpfen anstatt totgeschwiegen zu werden. Diese Vorreiter haben meinen grossen Respekt für ihren Mut und ihren Kampfgeist.

    Wir verdanken ihnen vieles! Auch jene die nicht „schrill“ und „provokativ“ auftreten.

    Heute jedoch – und das sehe ich auch so – geht es ja nicht einmal mehr um die Sache sondern um eine Party- und Selbstdarstellungskultur die schon lange nicht mehr nur auf „schwul“ begrenzt ist. Und diejenigen die provozieren wissen ja oftmals nicht mal mehr worum es eigentlich geht und wem sie die gelebte Freiheit verdanken.

    Dennoch: vergesst nicht die Zeiten in denen man schon verurteilt wurde ohne zu provozieren. Und auch heute geht es noch vielen so! Auch und vor allem in „nicht so offenen Ländern“…

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