Man nimmt es nicht so genau mit der Legende und dem Sagenstoff, aber ist immer noch nahe genug daran um Freunde der Artussage dennoch zu begeistern und mit einer sympathischen Darstellerriege die Zuschauer auf seine Seite zu schlagen: Merlin (BBC 1, Super RTL, ScyFy) ist eine Fantasy-Serie mit Spannung, Drama, Witz, Magie, Intrigen und einer der schönsten aber auch bösartigsten Morganas die man je auf dem Bildschirm betrachten durfte…
Ich stieg erst bei der zweiten Staffel in die Serie ein, da ich sie zuerst eigentlich als Kinderkram betrachtete. Kein Wunder: die Frisuren waren kitschig und auf den ersten Blick schien mir alles zu bunt. So gab ich “Merlin” eigentlich anfangs keine Chance in meinem persönlichen Unterhaltungskosmos. Als ich jedoch per Zufall einmal auf BBC hängen blieb und gerade ein gefangener Drache mit der Stimme von John Hurt den Bildschirm füllte, konnte ich nicht mehr weiter zappen und es war um mich geschehen.
Natürlich irritierte es mich das Guinevere keine Prinzessin war, Merlin im gleichen Alter Arthurs und sein Bediensteter, Morgana (noch) etwas verloren wirkte und man Magie am Hof verbot, und doch eröffnete sich mir, je weiter ich der Serie folgte, eine fantastische Interpretation der Arthur Sage die mit Herz und einer gewissen Leichtigkeit punktete. “Die alte Religion” tauchte immer wieder auf und mit ihr eine Welt der Druiden und Schamanen, Zauberer und Hexen, die allerdings am Hof König Uthers alle im Geheimen wirken mussten (und es auch in Staffel 4 noch so halten müssen).
Mit Freude verfolgte ich das “erwachsen werden” dieser charmanten Serie die mit der – nun knapp vor dem Finale stehenden – 4. Staffel eine Professionalität erreicht hat, die sich nicht nur in Bildern und Ausstattung sondern auch bezüglich Drama und Charakterzeichnung spiegelt. Somit wurde der BBC “Merlin” inzwischen grosses Kino das einen völlig atemlos und mitfühlend den Weg seiner Protagonisten mitverfolgen lässt und es ist etwas gelungen das nicht mehr selbstverständlich ist: die Charaktere wachsen einem ans Herz.
Der etwas erdige und in seiner Jugend so verletztliche Arthur, nun König von Camelot, sein Bediensteter und Freund Merlin der seine Magie geheimhalten muss und dennoch Arthurs Leben mehr als einmal rettet und die Geschicke des Reiches heimlich mit beeinflusst, Gwen, die im Moment etwas vom Schicksal gebeutelte Geliebte, Gaius der alte Zausel und Merlins Mentor, Morgana, die bildhübsche und zunehmend bösartige Schwester Arthurs sowie die ganzen Helden und Bösewichte die der Story den rechten Pfiff geben. Und die werdende Tafelrunde ist ebenso sehr ansehlich.
Merlin hat sich zu ganz grossem Kino entwickelt und wenn am 24.12 in England das Finale über die Mattscheibe flimmert, dann werde auch ich mitfiebern, bangen, lachen und sicher auch ein paar Tränen verdrücken. Genau so wie es sich für eine gute Unterhaltungsserie gehört. Die amerikanische Konkurrenzserie “Camelot” wurde übrigens nach einer Staffel bereits eingestellt, was einen nicht wundert wenn man die Unterschiede betrachtet. Da haben es die Engländer eindeutig besser drauf zu begeistern.
Das eine fünfte Staffel “Merlin” in Auftrag gegeben wurde freut mich enorm. Bitte mehr davon!