„Freunde“ in Zeiten von Facebook :-)

facebookFreundschaft ist ein wertvolles Gut. Zumindest war sie das mal, als dieses Wort noch etwas bedeutete. In Zeiten von Facebook müssen viele Menschen ausserordentlich reich sein, denn kaum einer zählt dort unter 100 Freunde und so mancher hat gar die 1000er Grenze überschritten. Ich habe mir sagen lassen, in Teenagerkreisen ist man – hat man unter 50 Freunde – arm dran und gilt rasch als armes und assoziales Schwein (oder so…). Deshalb bemüht man sich so schnell als möglich Freunde zu sammeln. Und da wird schon mal einer zum Freund oder zur Freundin, den/die man vielleicht nur flüchtig aus dem Bus kennt und über den/die man via Freunden stolpert die diese Person widerum als Freund/in haben. Freunde von Freunden sozusagen. Oder der Onenight-Stand den man zwar nicht unbedingt wiedersehen will, der/die sich aber gut als FreundIn macht Klick: und Du bist raus aus „meiner“ Welt und bleibst „mir“ dennoch so nah… wie praktisch…

Als ich vor über 17 Jahren in die Schweiz kam staunte ich nicht schlecht, denn hierzulande differenzierte man zwischen „Freunden“ und „Kollegen“. Freunde waren Menschen die einem nahe standen, Kollegen waren genau das was das Wort antönt, Arbeitskollegen, Bekanntschaften, man kannte sich eben… In Wien war ein „Kollege“ meist jemand mit dem man zusammenarbeitete. Und doch gewöhnte ich mich schnell daran. Kollegen hatte ich rasch sehr viele, bei meinen Jobs kein Wunder, Freunde jedoch immer recht wenige, auch wenn sich manche für solche hielten. Ein „Freund“ stand mir nahe. Mit einem „Freund“ konnte ich Freud und Leid teilen. Ein „Freund“ hatte mein Vertrauen. Nun meine Freunde haben dies immer noch und mit meinen Freunden kann ich dies immer noch…

Nun hab ich derzeit auch schon über 100 Freunde auf Facebook und dennoch nur ein oder zwei Handvoll Freunde…hmmmm…. wie löst man wohl dieses Dilemma der Differenzierung? Man könnte ja die Facebook-Freunde FF abkürzen. Die Facebook-Friends sozusagen. Hmmmm…. vielleicht doch keine so gute Idee? Schliesslich steht „FF“ auch für eine nicht gerade zimperliche sexuelle Praxis der vermutlich nur wenige darunter fröhnen… Hmmmm….also keine gute Idee…

Naja, da fällt mir nichts ein. Schliesslich wird Facebook nicht von „Freund“ auf „Kollegen“ wechseln nur da ich es schade finde, das der Begriff „Freund“ so „oberflächisiert“ wird wie in den USA das Wort „Love“. Dort „lovet“ nämlich jeder jeden bei Sympathie schon nach etlichen Minuten oder auch wenn man eine geile Brille trägt oder ein ansprechendes Parfum. „I love your country“, „I love your eyes“, „You are so cool, I love you“,……………“Do you wanna be my Friend? On Facebook of course“…. Natürlich. Man kann ja nie genug Leute kennen und muss sich ja nicht unbedingt weiter riechen.

Wer sich bei über 300 Freunden jedoch sozial abgesichert wähnt, der muss vielleicht doch irgendwann über die Bücher. So geschehen erst kürzlich – so habe ich es gehört – als jemand umziehen wollte und dabei Hilfe brauchte. Schmerzhaft das Erwachen das kein „Freund“ unter die Arme greifen wollte und man mit dieser Anfrage plötzlich mutterseelenalleine dastand. Da wurde dieser Person vermutlich rasch klar, das „Freunde“ in Zeiten von Facebook eigentlich doch grösstenteils nur „Kollegen“ sind. Oder Leute die man einfach kennt… und oft nicht mal das…

Ich bin dankbar, denn ich hab auf Facebook viele Freunde, einige Freunde aber auch wenige Freunde. Und gerade letzteres werd ich immer zu schätzen wissen.

🙂

3 Kommentare

  1. Ufff Bro… Facebook, ich bin da eher dabei weil ich es nicht ganz so ernst nehme und irgendwelche Spakken haben mich dazu bedrängt mich dort auch zu registrieren (Du erinnerst Dich??).

    Klar sammle ich dort Kontakte (das ist noch weniger als Freunde und Kollegen), denn ich möchte deren Fotos anschauen 😉

    Das es bei den Teenies mindestens 50 Freunde braucht für … Habe ich noch nie gehört und wäre auch enorm bescheuert… Also wäre das wirklich so, so würden wir in einer Welt stecken wo irgendwelche Buden ein Patent auf Gene in Lebewesen einreichen würden, und dieses auch erhalten! Lass mir bitte meine heile Welt.

    Das mit dem Freundzeugs nehme ich nicht so tragisch. Ich mache für mich die Unterscheidungen, wer mich kennt und mir Nahe steht weiss das und von dem her: Wer solls dann noch wissen? Mir egal, meine kleine Welt 😉

    So, ich schaue zu das ich nun aufwache. Buh!

  2. Wie recht du hast!
    oder wie man es seit kurzem facebookish sagen kann: „Pfoffie gefällt dies“

    aber was soll’s – die Freunde in dieser „Feunde-community“ haben grösstenteils auch bei mir nichts gemeinsam mit wahren Freunden. Ist halt doof, dass das Wort „Freund“ gebraucht wird – aber was soll man da machen? das ist ja bei jeder zweiten Online-Community so. Denn, wie soll man’s sonst nennen? 🙂

    greez

Kommentar hinterlassen