Fremdenfeindliche Schweiz?

Krass, dachte ich mir einfach nur als ich gerade folgenden Artikel auf Bluewin las:

(Quelle: http://de.bluewin.ch/lifestyle/index.php/starsundstories/-/23791 )

[aaa] – «Katrin Wilde ist ab sofort nicht mehr in der Morgenshow „Energy Mein Morgen“ an der Seite von Reto Peritz und Roman Kilchsperger zu hören», meldete gestern Energy Zürich. Die 22-Jährige will aus «persönlichen Gründen» wieder bei einem Sender in Deutschland arbeiten.

Dabei hatte die sympathische Saarbrückerin erst vor drei Monaten beim Zürcher Lokalsender angefangen. Als erste Hochdeutsch sprechende Moderatorin sorgte Katrin Wilde nicht nur für positive Reaktionen. Auf Drohbriefe folgte sogar eine Attacke auf das Auto der jungen Frau: Unbekannte schlugen eine Scheibe ihres Wagens ein. Zu ihrer eigenen Sicherheit trug Wilde sogar einen Alarmknopf, mit dem sie im Notfall eine Sicherheitsfirma alarmieren konnte.

«Die Kollegen beim Sender hatten mich gewarnt. Trotzdem wurde ich von dem Wirbel überrollt», sagte Wilde damals dem deutschen Magazin «Focus». Und weiter: «Ich erlebe eine Borniertheit, die ich bisher nicht kannte».

Nach dem Interview spitzte sich die Situation noch mehr zu. Wilde war wochenlang krankgeschrieben. Jetzt hat die 22-Jährige eigenhändig einen Schlusstrich unter die Geschichte gezogen und gekündigt.

Irgendwie sehr befremdlich.

13 Kommentare

  1. Hi Dreamy

    Dass es fremdenfeindliche und dazu noch gewalttätige Idioten auch in der Schweiz gibt wissen wir ja mittlerweile. Leider. Die Schweizer (Privat-) Radioszene war bis anhin sowas wie eine Dialektdomäne, wie man sich aber ab EINER deutschen Moderatorin gleich so stören kann, schliesse ich mich dir an: befremdlich. Radio X in Basel hat übrigens Multikulti explizit seit Jahren erfolgreich im Programm (nebst viel Baslerdeutsch auch Slavisch, Türkisch, Englisch und Spanisch; glaub ich).
    Allerdings muss ich auch anmerken, dass Katrin Wildes Aussage typisch ist für (manche) Deutsche, die in die Schweiz kommen und meinen die Schweiz sei gleich wie Deutschland. Von ihren ersten, in diesem Fall echt krassen Eindrücken schliessen sie gleich auf die ganze Schweiz. Mit ihrem Job sind dann solche Aussagen wirklich heikel. Die Reaktionen gehen aber mehr als nur zu weit. Solche A…löcher suchen ja regelrecht Anlässe für Gewalt, wenn’s dann nicht Fussball ist, schnappen sie sich sonst was. Dieses Bedürfniss Gewalt auszuleben finde ich beängstigend.

    LG
    Patrischa

  2. Man kann halt schlussendlich offensichtlich nicht mehr leugnen, dass wir in einem konservativen Bauernstaat leben. I would change it, but i wouldn’t leave it if i could. (hat mal die jewel über amerika gesagt) – mal schaun, wenn’s aber doch zu prekär wird, werd ich mich dann doch für’s „leaving“ entscheiden hehe… nur bleibt dann halt die frage: wo wär’s besser/anders?

  3. Ja Dreamy, Patrischa sagt es – Es sind ein paar Idioten und nicht die ganze Schweiz.

    Was mich vorallem immer so nervt, es ist immer die deutschsprachige Schweiz die solche Böcke schiesst. Die deutschsprachige Schweiz ist zum kotzen, von der Mentalität und vom Anspruch nach dem Motto: Lediglich wir sind die Schweiz. Das nervt… Da gibt es weitaus mehr: Die Berner sind schon mal anders von der Mentalität, eher an die französische Schweiz angelehnt. Der französische, italienische und retroromanische Teil sind toll, nicht nur von der Mentalität her. Darum regnet es auch immer in der Deutschschweiz und rundherum ist es schön 😉 Schon mal aufgefallen?

    Knuff,
    Patric

  4. Ich als europäischer „Mischling“ habe auch so meine Erfahrungen gemacht und geba mal hier meinen Senf dazu.

    Schon zur Schulzeit und auch heute noch bekomme ich immer wieder den Satz zu hören: „Du bist aber keine echte Schweizerin, oder?“. Schon was erschreckend, für wieviele Menschen das eine Rolle spielt. Ich habe auch dunkelhäutige Kollegen/-innen die sich ernsthafte Sorgen darum machen, wie Ihre Situation einmal aussieht, wenn der aktuelle Black-Musik-Trend als kleiner Bonus für sie mal verschwindet. Von der öfftren Arbeitslosigkeit und dem Lohnunterschied bei gleicher Ausbildung von Leuten mit schweizer Nachnamen zu solchem mit keinem, die ich kenne, fange ich lieber hier nicht erst an.

    Aber ich muss auch Patrischa recht geben. Ich höre immer wieder von den vielen Deutschen, die wegen der aktuellen Wirtschaftslage in Deutschland die Flucht ergreifen, was alles anderst und somit schlechter hier ist als in Deutschland – ironisch oder?^^. Schweiz ist eben nicht Deutschland. Das musste meine Mutter auch vor 35 Jahren lernen. Wenn man da sich Teile Spaniens mal anschaut – auweia…

    Fremdenfeindliche Schweiz? – Ja, sage ich – leider immer mehr. Auch wenn mich das Argument des fortschreitenden Kulturverlustes der Schweiz manchmal nachdenklich macht, distanziere ich mich klar von der immer grösseren rechten Szene, gerade von immer mehr Jugendlichen, in der Schweiz. Zu meiner Meinung, das jeder Mensch gleich viel Wert ist, egal welche Hautfarbe, Nationalität oder Religion er angehört, stehe ich auch öffentlich. Da ich zur Antwort immer öfters nur ein murmeldes: „Ja,ja, stimmt schon, aber…“, oder auch nur schräge oder böse Blicke ernte macht mich nachdenklich.

    Wenn ich mir die Gegenfrage erlauben darf: Sicher hast du auch schon als österreichstämmiger Schweizer (ich nenn dich jetzt mal so^^) kleinere Erfahrungen gemacht, oder?

  5. *Lach*

    Also ich bin immer noch Österreicher, aber ja, ein bisschen fühl ich mich auch als Schweizer, da ich hier leben darf und mich gut integriert habe. Sind ja auch nicht so weit auseinander. Aber es stimmt schon: vor allem früher im Gastgewerbe und als DJ wurde ich oft aufgrund meiner dialektfreien Sprache beschimpft „Du Huare-Österreicher. Nimmst nur Arbeitsplätze weg…“ war noch was vom freundlichsten. Waren aber immer Betrunkene, muss ich anmerken. Ganz schlimm wars gelegentlich als ich in Nidwalden arbeitete. Dort erlebte ich diesbezüglich einiges was nicht so nett war, erinnere mich aber lieber an die schönen Sachen.

    Inzwischen merk ichs hauptsächlich, wenn ich mit nem Deutschen verwechselt werde. Wenn manche glauben ich sei Deutscher, ist man reservierter und unfreundlicher. Wenn ich dann erkläre ich sei „Ösi“ (manche fragen auch) werden manche Leute tatsächlich „wärmer“ bzw. netter.

    Mein Mann ist da schon anfälliger für Stänkereien, denn er ist ja Latino und somit dunkelhäutig. In Luzern Stadt selbst halt ichs noch nicht für so schlimm, wie überall im urbanen Bereich. Am Land jedoch wird man heftiger mit Rassismus konfrontiert, wenn man gemeinsam unterwegs ist.

    Bleibt zu hoffen, dass es sich nicht verschlimmert. Wäre schade, denn die meisten Menschen sind eben NICHT so. Aber die anderen fallen mehr auf und sind lauter…

    Grüessli

  6. hust, hust, ähm Patric, wie du über die Deutschschweizer herziehst, zeugt auch nicht von grosser Differenziertheit. Ich bin nunmal Deutschweizerin (unter anderem) und kenne noch soeinige mehr, die würden aber deinem Bild nicht entsprechen. Allgemein gesagt: die Schweiz ist kein Unschuldslahm, wie sie gerne dargestellt wird (wurde). Allerdings will ich kein Türke in Deutschland, kein Araber in Frankreich und kein Paki in Grossbritannien sein. Fremdenfeindlichkeit ist nicht das Problem einzelner Nationen, sie ist überall zu finden und ein jeder muss sich da mal selbst an der Nase nehmen. Unglückseligerweise hat die SVP im Hinblick auf die Wahlen die Fremdenfeindlichkeit im Lande gezielt und gekonnt instrumentalisiert, gewürzt mit einer Prise Angst. Macht sich immer gut. *kotz*

    Hoffen wir auf Sonntag
    LG
    Patrischa

  7. Das mit der SVP hat nur so gut funktioniert, weil man sich damit sozusagen Schutz vor einer Eingliederung in die EU versprach.
    Was nützt uns den die Stimmfreiheit im Land, wenn man das von Belgien aus einfach übergehen kann? Ich selbst hab ehrlich gesagt absolut null Bock, mich von Leuten regieren zu lassen, die das Land nur aus den Medien kennen.
    Die EU bringt nicht den Bürgern Vorteile sondern lediglich den Bonzen. Mit der EU wurde eigentlich nur das „Ladengeschäft“ vergrössert. Sollten Volk und Gesundheit der Regierung eines Tages wichtiger werden als Wirtschaft und Bankkonten, lass ich mit mir über einen Eintritt neu verhandeln. Aber zuerst will ich Beweise sehen 🙂

    Ausländerfeindlichkeit gabs hier – und überall – schon immer. Ehrlich gesagt bezweifel ich aber, dass es aktuell mehr ist als auch schon. Viel mehr denke ich, dass es grad ersichtlicher ist. Eben wegen der Position der SVP, der ganzen europäischen Situation, dem wirtschaftlichen Umbruch und ja halt damit die Zeitungen im Ausland was zu schreiben haben.

    Ausländer – wie die erwähnten Deutschen – die zu uns in die Schweiz kommen und dann rumerzählen, wie viel besser es bei ihnen als bei uns sei, hab ich noch keine getroffen. Solchen Leuten würd ich direkt sagen, dann sollen sie halt wieder heim gehen 🙂

    Als europäische Querbeetmischung hab ich übrigens schon als Kind etwas Interessantes entdeckt. Gruppenbildung ist nicht nur bei Menschen ein mehr oder weniger automatischer sozialer Reflex. Und die Natur der Dinge ist nun mal, dass sich Gruppen gern aus möglichst ähnlichen Teilen bilden. Ich nenn das Kompatibilitätslogik. Wie sinnvoll das heutzutage wirklich ist, das steht auf einem andern Blatt *lach* Das sind jedenfalls sozusagen unterschwellige Triebe, die man nur durch viel Bewusstsein kontrollieren kann.
    Es bilden also nicht nur Deutschschweizer Grüppchen, sondern auch Tessiner, Welsche, Rätische und alle anderen auch, woher auch immer sie sein mögen.
    Und – das kann ich euch sagen – es geschah mir sehr oft, dass ich in einem Grüppchen mit höherem Ausländeranteil sofort viel besser da stand, wenn ich nebenbei erwähnte, dass ich keine 100%ige Schweizerin bin. Es ist wie der Unterschied von Ausserhalb oder Innerhalb eines Kreises.
    Deswegen halte ich diese Ausländer aber nicht für Schweizfeindlich. Man umgibt sich halt einfach gern mit dem, was man kennt. Das weckt heimische Gefühle und vermittelt v.a. mehr Sicherheit.

    Ich denke, dass viele Ausländerfeinde – nicht nur in der Schweiz, sondern überall auf der Welt – ihr Problem gar nicht mit den Ausländern haben, sondern lediglich andere Ängste dorthin übertragen. Wenn also in einzelnen Gebieten eine sogenannte Ausländerfeindlichkeit überhand nimmt, dann nur, weil da auch jemand ist, der den Leuten einredet, die Ausländer wären an diesem und jenem Schuld. Das alte Problem halt. Die Dummen folgen dem, der sich am lautesten und beeindruckendsten aufführt. Seht ihr? … Schon sind wir wieder in der Tierwelt. In der Balz und bei Revierkämpfen gehts doch auch darum. Wer gewinnt, wer ist grösser, lauter, stärker?

    Und dann schimpfen die Leute immer mit mir, wenn ich behaupte, dass der Mensch auch nur ein Tier ist. Tja 🙂

    Wenn ich nicht grad eine meiner misanthropischen Phasen habe, mag ich Menschen. Und zwar unabhängig davon, woher sie sind. Ausschlaggebend sind für mich Charakter und Tat. Alles andere ist evtl. interessant oder auch nicht, aber auf jeden Fall höchstens zweitrangig.

    Grüessli
    Elli

    🙂

  8. Ausländerfeindlichkeit ist Gruppenfeindlichkeit.
    Feindlichkeit gegenüber anderen Gruppen als derjenigen, der man sich selbst zugehörig fühlt. Ob das nun Ausländer, Tessiner oder der gegnerische Fussballclub sind… was solls? Die eigene Gruppe markiert das Territorium und dies zu verteidigen ist ein tierischer Reflex.

    Ausländerfeindliche (bzw. Fremdgruppenfeindliche *g*) Menschen sind mehr von ihrem tierischen Erbe und instinktiven Reaktionen getrieben als von Bewusstsein, Verstand oder gar Denkvermögen. Der primitive Überlebenstrieb ist hier stärker als jegliche andere menschliche Eigenschaft. Ausländerfeindliche Menschen sind die Sklaven ihrer tierischen Triebe. Und alles andere ist Schöngerede und Dummgeschwätz.

    Und zum Schluss möchte ich daran erinnern, dass Kelten und Germanen in Europa eingewandert sind. Ob die hier vorher Lebenden ausgestorben sind oder integriert wurden, tja… ein Rätsel der Menschheitsgeschichte. Aber von wegen Ausländerfeindlichkeit. Eigentlich sind wir hier die Ausländer *lol* Naja, wir waren es mal. Ist ja niemand mehr da, der einen daran erinnern könnte, wie zB die Indianer in den USA. Ne, wir waren gründlicher. Alles weg. Jetzt sind wir die Einheimischen und die Ureinwohner weniger als Geschichte.

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