Flucht aus dem Vorweihnachts-Chaos

In Luzern ist heute regionaler Feiertag – Maria Empfängnis – und ob sie da eine Turbo-Schwangerschaft hinlegte oder nicht bleibt wohl ein Geheimnis (schliesslich feiert man ja bereits am 24. die Geburt ihres Kindes fast parallel zur Wiedergeburt der heidnischen Sonnenkinder). Aber Turbo ist ein gutes Stichwort, denn nicht nur scheint dieses Jahr wirklich im Turbotempo vorbeigezogen zu sein, nein, wie alle Jahre wieder legen auch Stress und Hektik den Turbo ein. Gerade heute wieder feststellen dürfen.

Seien wir mal ehrlich: das der 8. Dezember ein Feiertag ist ist ein Hohn, denn seit Jahren haben alle Geschäfte offen damit die Leute nicht in andere Kantone abwandern und ihre Shopping-Gelüste hier befriedigen, was der lokalen Wirtschaft sicher gut tut.

Ich freue mich auch über gute Geschäfte, aber gleichwohl entschloss ich mich dieses Jahr meinen Laden geschlossen zu halten an diesem „Feiertag der keiner mehr ist“. Nicht das ich Geld nicht mag, aber meine Gesundheit und Lebensqualität sind wichtiger.

Zuerst zog es mich wegen der Postzustellung in den Laden und im Anschluss dachte ich, ich gebe mir mal den Weihnachtsmarkt und die Stadt. Und wow… der Markt ist schön aber viele fröhliche Nasen sah man zu diesem Zeitpunkt nicht, dafür so manche schon früh vom Glühwein gerötete.

Und auch in der Stadt war eine Hektik spürbar die nichts mit Feiertagsfröhlichkeit zu tun hatte, denn fröhliche Menschen lächeln und haben sichtlich Freude anstatt sich aggressiv hin- und herzuschubsen und dabei böse Blicke zuzuwerfen.

Natürlich gab es auch hin und wieder ein Lachen und ein herzliches Glitzern in den Augen, aber das war – wie alle Jahre wieder – eher die Ausnahme von der Regel. Schade eigentlich, denn ich hab diese Zeit anders in Erinnerung. Aber damals gab es noch keine Smartphones und Konsumieren machte zwar ebenso Spass, stand aber nicht so extrem im Zentrum.

Russel Brand sagte das in seinem letzten Video ganz gut: „Die Menschen versuchen derzeit eine spirituelle Leere mit Konsumgütern zu füllen und weil das nicht funktioniert wächst die Unruhe“. Und vermutlich hat er recht. Ich kenne das. Ich war auch einmal dort.

Jedenfalls verspürte ich den Drang wieder einmal zum Dreilindenpark zu pilgern, dort wo das märchenhafte Musikkonservatorium steht. Dort genoss ich den traumhaften Ausblick und nahm spontan einen (englischsprachigen) Videoblog auf aber der Hammer kam als ich weiter wanderte. Ich erlebte einen der schönsten und magischsten Augenblicke dieses Jahres.

Im Schein der Wintersonne taute das über Nacht entstandene Eis der Bäume ab und sorgte für Eisregen mitten im eigentlich trockenen Sonnenwetter. Das führte zu berührenden Lichtspielen und tauchte Plätze die sowieso für sich schon kraftvoll und verzaubert wirken in ein sensationelles und ruhiges Spektakel (Widerspruch beabsichtigt)…

Ich staunte, sah Nebelgeistern beim Tanz zu und badete im eiskalten, glitzernden Wasser das direkt aus dem Feenreich zu kommen schien. Und wie so oft in solchen Momenten fühlte ich mich lebendig wie nie und zwischen die Welten entrückt.

Ich war so dankbar das ich diesem spontanen Impuls hinauf zum Dreilinden nachgegeben hatte und sendete den Göttern einen Kuss in die Anderswelt und meine Freude als Gegengeschenk.

Und war gleichzeitig heilfroh, das ich heute nicht arbeiten ging sondern diesen katholischen Feiertag für mich und mein Seelenheil nutzte. Denn diese magische Zeit zwischen Samhain und Yule gehört nicht der Hektik. Sie gehört der Ruhe, dem Rückzug, dem Plausch mit Freunden und Familie und der Einkehr.

Unsere Gesellschaftsform hat es jedoch geschafft diese Ur-Instinkte mit dem genauen Gegenteil zu füllen. Kei n Wunder werden die Menschen immer gestresster um diese Zeit.

Blessed Be

 

 

 

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