Familientauglicher Weltuntergang

2012

Dass die Legenden die sich um „2012“ ranken weder wissenschaftlich noch zeitrechnerisch aufgehen ist ja eigentlich nichts Neues, auch wenn sich viele an das derzeit aktuelle Weltuntergangsdatum wie an einen Strohhalm klammern, der ihren Leben einen Sinn zu geben scheint. Dass mögliche Weltuntergangs-Szenarien Inspiration für Filmemacher und Geldquelle für schreibende Eso-Onkels und Tanten sind, wissen wir spätestens seit 1999. Das gerade Roland Emmerich sich dieses Thema für’s Kino schnappt war für mich eine gute Nachricht, denn ich mag seine Filme sehr und für gewöhnlich reissen sie mich auch mit.

Diesmal jedoch schaffte er dies bei mir kaum, denn trotz Effektspektakel blieb ich vom „Ende der Welt“ merkwürdig unberührt und es gelang Emmerich nicht meine Emotionen gross in Gang zu bringen. Dieser Weltuntergang ist wie ein Abenteuerfilm mit dramatischem aber letztlich oberflächlichem Hintergrund und das die Hauptdarsteller ständig aus Situationen entkommen die in real in keinster Weise zu überleben wären, folgt ebenso dem klassischen Hollywood-Schema und dem Hang zur Übertreibung.

So sieht man den Special Effects wie einem Feuerwerk zu, und sie enttäuschen nicht. Was jedoch die Handlung anbelangt so wirkt alles etwas unausgegoren. Das letztlich nur reiche Säcke und unfähige Politiker überleben weil sie es sich leisten können, mag ja noch der Realität entsprechen. Aber der Heldenpathos und die „Zufälle“ wirkten angesichts der Situationen und der derzeit herrschenden Realität doch stellenweise sehr aufgesetzt.

Irgendwie ist Emmerich etwas mutlos geworden, denn seine Filme folgen dem immer gleichen Schema wie vom Reissbrett und das mag auf Dauer selbst in einer dramatischen Rahmenhandlung wie dieser nicht mehr überzeugen, da man genau weiss was man zu erwarten hat und diesbezüglich nicht (oder eben doch) enttäuscht wird.

Der Hauptgrund warum mich „2012“ nicht packte war vor allem, das die Inszenierung steril wirkte, das Gefühl von Terror und Angst das mit einem solch dramatischen Event zusammenhängen würde, blieb weitgehend aus. Auch der fallweise Humor wirkte irgendwie deplaziert und unangebracht angesichts der Situationen. Was bei „Independence Day“ noch funktionierte und auch „The Day after Tomorrow“ mittrug (einem weitaus dramatischer inszenierten und packenderen  Weltuntergangsfilm als „2012“) verpuffte hier endgültig zum Standard für das Popcorn-Genre…

Besonders aufgesetzt die Szene mit dem „weisen alten Tibeter“ dessen Ratschlag an den jungen Mönch nicht wirklich „neu“ oder gar „weise“ war und der nicht nur mir einen Moment unfreiwilligen Humors schenkte. Hier wurde das Klischee nun wirklich dick aufgetragen.

Letztlich bleibt ein unterhaltsamer Familienfilm mit guten Effekten, von dem man ausser zweieinhalb Stunden Ablenkung nicht viel erwarten sollte. Ich werde ihn mir sicher auf BluRay noch einmal anschauen, jetzt wo ich keine Erwartungen mehr habe, und dann kucken ob er mich vielleicht doch noch packt.

Ach ja, eines noch: gemessen daran dass dieser Katastrophenfilm sicher das ultimative Szenario darstellt blieb der – für mich immer wichtige Soundtrack – diesmal völlig uninspiriert und unepisch. Kein Thema das man mit dem Film identifizieren könnte und das den Schrecken tragen würde. Musikalisch hätte man einiges intensivieren können.

4 Kommentare

  1. Ich habe inzwischen ein Progie auf meinem Smarty, das mir die mir noch verbleibende Zeit bis zum Weltuntergang anzeigt 😉

    Aber deine Kritik am Film wundert mich nicht. Mir kommts immer mehr in der letzten Zeit vor, als ob die Filme zu 99% aus CGI / Spezial Effects bestehen, aber Story und Handlung samt Dialoge nur eine kurze Unterrolle spielen.

    Wobei da ein Filmtip, der komplett anders und sehr minimalistisch ist: „Dogville“ mit Kidman und Caan. Ist aber keine leichte Kost.

  2. Hi Dreamy,

    also ein „konjunktiver“ Film 😆
    Soviel hätte, wenn und wäre habe ich bei irgendeiner Deiner Rezensionen noch nicht wahrgenommen.

    Nun, wenn ich keinen Pop-Corn essen muss… Werd ich mir den mal anschauen, ist ja irgendwie Pflicht, oder?

    *knuff*
    Eli 😉

  3. Hehe… Pflicht insofern, dass man ihn unbedingt auf Grossleinwand sehen sollte damit er seine Wirkung dennoch entfalten kann 😉

    Pflicht betreff des ständigen Aufgreifems der Thematik seitens der Esoterikszene? Breitgrinsend kann ich da nur sagen, dass im Film wohl alle die auf den spirituellen Aufstieg warteten in logischer Konsequenz mit untergingen ;). Aber nicht mal auf die Maya-Story wird gross eingegangen. Die findet nur am Rande Erwähnung…

Kommentar hinterlassen