F*** that rant :)

Einstein

Ich habe mir weitere Gedanken zu meinem letzten Eintrag gemacht. Irgendwie beginne ich diese „politische Korrektheit“ die die Leute heute von einem erwarten zunehmend zu verabscheuen. Gerade letzthin wurde ich von zwei Leuten auf Facebook entfreundet, unabhängig von einander. Der Eine hatte Probleme damit, das ich seine „Pro Fleisch“ Argumente nicht einfach so akzeptieren konnte und – freundlich – einfach meinen Standpunkt vertrat. Der Andere, ein älterer Freund, und ich meine „älter“ im Sinne vom Alter, entfreundete mich nachdem ich ein paar witzige Bilder teilte, darunter einen Zombie der am Valentinstag Amor anknabberte (eine Karikatur). Was dem Guten scheinbar zu viel war. So schrieb er mir, das er mich möge aber meine „Philosophie“ nicht nachvollziehen könne. Und das wegen einem Bild? Oder weil ich einfach kritisch und gelegentlich auch ironisch gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen bin? F*** that. Schliesslich bin auch ich Teil der Gesellschaft und in keiner Weise perfekt, aber gewisse Dinge und Trends sind für mich einfach Themen die man ansprechen muss oder darf. Heisst ja auch nicht das ich immer richtig liege, aber das kann man ja in einer freundlichen Diskussion klären. Und hey: darf ich nur mehr Witzchen mit Hasen, Bienen und Blümchen teilen um zarte Gemüter nicht zu gefährden? In einer Zeit wo man viel viel Schlimmeres und bösartigeres jeden Tag unzensiert in den Medien um die Ohren geknallt bekommt?

Nicht das mich diese „Entfreundungen“ nun grossartig stören würden, aber sie sind ein Beispiel in der heutigen Gesellschaft, das ich gut heranziehen kann um daran meine Beobachtungen aufzuhängen. Die Leute lieben es wenn man Dinge teilt, die nach ihrem Geschmack sind. Wenn man „brav“ bleibt und seine ironischen oder auch kritischen Sachen die man veröffentlicht am liebsten diplomatisch mit Rosenblüten und Weihwasser gesegnet unter die Leute bringt. Und am besten ja nicht direkt werden, sondern immer um den Brei reden oder es hinter soviel Witz verstecken, das man die Botschaft dahinter suchen muss.

Es ist ja heute auch einfach: passt mir etwas nicht, blende ich es aus. Und das funktioniert auf Facebook wunderbar. Bevor ich nachdenke oder Toleranz zeige und auch die Ecken und Kanten von jemandem akzeptiere die man an den Tag legt, einfach weg mit Dir. Problem gelöst. Es gehen die Argumente aus? Einfach klick und weg sind diese Herausforderungen. Warum auch nachdenken? Warum auch akzeptieren? Ist doch heute einfach.

Gut, ich persönlich sehe so etwas sowieso nicht als Freundschaft, aber wenn mir jemand sagt ich sei ihm oder ihr sympathisch aber „meine Philosophie“ ist etwas das man nicht an mir mag. Dann F*** that. Ich bin nicht nur Licht und Liebe, nein, ich habe auch Zähne, ich habe auch einen verqueren Humor und ja, ich mag auch Horrorfilme und manchmal auch derbe Witze, solange sie nicht zu verletzend sind oder  böse auf Kosten einer Randgruppe oder Minderheit gehen…

Das Tolle ist das ich persönlich viele wirkliche Freunde habe die mich so nehmen wie ich bin, egal ob virtuell oder natürlich besser noch – im „wirklichen Leben“ – und die auch ich mit ihren Ecken und Kanten schätze. Sogar gerade wegen ihrer Ecken und Kanten schätze. Meine Meinung geht auch nicht immer mit der der anderen konform, aber wenn ich das Wesen eines Menschen erkannt habe, dann orientiere ich mich daran. An seinem Herzen. An dem was er tut, praktiziert oder nach aussen trägt (und nicht was er oder sie schreibt). Umgekehrt vertragen aber auch sie es wenn ich einmal etwas nicht so toll finde und das äussere. Und das macht eine Freundschaft oder Sympathie aus. So lernt man. Vom Ausblenden lernt man nix, doch seien wir mal ehrlich: lernen ist heutzutage sowieso recht out. Schliesslich weiss man ja alles. Und Selbstverantwortung ist ebenso etwas das nicht unbedingt im Trend liegt, auch wenn viel darüber geredet wird, auch und vor allem in der „spirituellen“ Szene.

Nun, auf meine Hexenpfad habe ich gelernt mich so zu akzeptieren wie ich bin, aber gleichwohl immer weiter zu lernen und mich immer weiter zu bilden, zu informieren aber mich und meine Sichtweisen auch immer wieder in Frage zu stellen. Und das ist gut und richtig so. Verhindert auch das ich mich auf ein hohes Ross setze und, in weiterer Folge, auch irgendwann mal hart von diesem falle.

Da scheint es besonders ironisch das einer meiner „verflossenen“ Facebook „Freunde“ vor dem Abschied meinte das ich als „Wicca Priester“ sozusagen die Pflicht hätte nur „liebe und akzeptable“ Dinge zu posten (nicht der Wortlaut, aber der Sinn der Sache in Zusammenfassung). Da kann ich nur sagen das dieser Mensch – der von Wicca sowieso keine Ahnung hat (und das meine ich nicht einmal böse) – da etwas verwechselt. Denn Wicca zu sein heisst nicht „erleuchtet“ sein und nur mehr in „Licht und Liebe“ durch das Leben zu wandeln. Wicca zu sein heisst es zu leben und zu lernen, in Licht und Schatten. Verantwortung zu übernehmen für die Dinge die man tut – oder nicht tut – und sich der Folgen bewusst zu sein die jede Aktion hervorrufen kann. „Ohne zu schaden“ heisst auch etwas mehr über diese Mechanismen nachzudenken. Was sicher nicht heisst immer den Mund zu halten, unkritisch zu werden (weil ja zum Beispiel ein Beitrag über Veganismus der Fleischindustrie schaden könnte) oder alles hinzunehmen was da abgeht in der Welt.

Ich arbeite an mir, ein Leben lang, ich lerne, ein Leben lang und die bewusste Entscheidung dazu ist für mich persönlich schon viel wert und auch nicht immer leicht. Aber das ist meine Verantwortung und die trage ich als Wicca mit Stolz und respektiere jeden der die ebenso tut.

Und so wünsche ich Euch allen zum Ende dieses Rants – oder „Chropflärete“ wie man in Luzern sagt – viele Freunde in Eurem Leben mit denen ihr diskutieren und Meinungen austauschen könnt. Die Euch inspirieren (und umgekehrt) und die Euch mit allen Ecken und Kanten mögen.

In Licht und Liebe 😉

Blessed Be

 

 

 

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