Das war sie nun, die Messe (nennt man das Totenmesse?) in der reformierten Kirche und mein erster Kirchenbesuch seit Jahren. Und ich war ehrlich überrascht von diesem spezifischen Anlass. Nun, Lea war ein ungewöhnlicher Mensch und vielleicht war es deshalb auch eine ungewöhnliche Messe. Voller Lebensfreude und mit einer Message die auch mir als Wicca nicht an den Ohren vorbeiging, da ich mit Ausnahme des obligatorischen „Vater Unsers“ alles unterschreiben konnte, was gesagt und an Text ausgewählt wurde.
Es erschien mir als witzig das ganz zu Anfang der Messe hinter mir einige Katholiken darüber meckerten, das in dieser reformierten Kirche – und es war lt. Gespräch ihr erster Besuch in einer solchen – alles so nüchtern und betonmässig sei. Gar nicht kirchlich eben. Das eben Witzige daran war, das mir beim Eintreten genau diese Schlichtheit als sehr positiv aufgefallen war. Ich verabscheue das katholische Geprotze und Geprunke nämlich sehr. Aber ich bin ja auch kein Katholik und die Sonne die sich durch die Mosaikfenster bunt ins Kirchenschiff ergoss, zauberte eine Leichtigkeit in diesen melancholischen Anlass.
Lea liebte den Blues und ihre Band spielte diesen, aber auch fröhlichen Dixie den sie so gerne sang und hörte zwischen den Reden und sehr positiven Worten des Pastors die mich als Kirchenabstinenzler sehr berührten. Des öfteren betonte er die friedlichen Werte des frühen, also vorkirchlichen Christentums und es kam überzeugend rüber. Er berief sich auf Leas Toleranz und grosses Herz und warb darüber für diese Werte.
Der Gott dieses Pastors könnte glatt der Bruder meiner Göttin sein *ggg* (nur eine Metapher: ich weiss was ich da sage *lach*). Natürlich, im heidnischen Weltbild keine Sache, aber sowas in einer Kirche zu hören? Es ging eigentlich sehr leicht zu und her, was einige der älteren Besucher sichtlich etwas irritierte. Und es war sicherlich im Sinne Leas die immer für das Miteinander der Menschen eintrat und praktisch daran mitarbeitete. Sicher, sie konnte auch sehr ruppig sein aber wenn sie jemanden nicht mochte, dann verdiente der dies auch.
Der Pastor stellte den Tod auch so dar wie ich ihn empfinde: nicht als düstere Reise vor irgendein Gericht, sondern als licht- und freudvolle Reise zurück nach Hause in die Arme des Universums, Gottes, der Göttin, des Seins…..
Ich bin sehr froh, besuchte ich diesen Abschied. Ich weinte auch, als Leas Band Dixie spielte und ich bemerkte wie sehr sie auch mein Leben berührt hatte, denn so wie sie rüberkam, so war sie. Da gabs nichts zu heucheln oder glorifizieren. Und so grundehrlich und bodenständig wie ich Lea kennenlernen durfte, genauso war auch diese Messe die mich leichten Herzens den Laden öffnen liess, auch wenn ich immer noch traurig bin, weil so ein lieber Mensch nun fehlt in unserem Haus, auf der Welt. Es gibt zu wenige wie sie. Ich hoffe es werden mehr! Und das sag ich ohne Pathos und Gesülze.
Und kurz zum Schluss: die Orgelspielerin legte noch Jazz auf der Orgel hin zum Abschluss und erntete Applaus. Wie oft darf sie sich wohl so austoben *g*