Darf man mehr als einen Menschen lieben?

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Wir haben uns in einem ganz schönen Regelwerk verfangen. Und das bei einem Thema das so leicht niemanden kalt lässt, suchen wir doch auf die eine oder andere Art ständig nach dieser Erfahrung: der Liebe.

freundliche-geisterDa verliebt man sich in einen Menschen und SCHWUPPS ist alles andere ausgeschlossen. Vielleicht verlieben sich beide ineinander und SCHWUPPS ist man in einer Beziehung. Ist man aber in einer Beziehung ist SCHWUPPS die Liebe eine exklusive Sache zwischen den beiden Verliebten. Und der Sex natürlich ebenso. Selbst vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet hat sich der Mensch mit seinem Bekenntnis zur Monogamie ein Gerüst übergestülpt, das so nicht seinem Naturell entspricht.

Ich weiss, ich begebe mich hier möglicherweise furchtbar aufs Glatteis mit meinen Gedanken zum Thema, denn schliesslich sind wir in einer Gesellschaft aufgewachsen in der dieses Regelwerk des Anspruchs auf den Partner/die Partnerin sozusagen in unser Blut übergegangen ist und Liebe mit Besitz und Klammern sozusagen als der Normalzustand gewertet wird, obwohl, funktionieren tut dies ja in den seltensten Fällen und Seitensprünge sowie Lügen und Geheimnisse sind bekanntermassen an der Tagesordnung.

Deshalb frage ich ganz offen: darf man mehr als einen Menschen lieben? Auch körperlich? Auch während man sein Leben freiwillig und freudvoll mit einem Menschen teilt? Eine Partnerschaft einging? Ich denke ja, denn die Liebe unterliegt keinen Regeln, die körperliche Anziehungskraft ebensowenig, nur den Regeln die wir selbst aufbauten und an die wir uns zu halten versuchen, unter strikter Unterdrückung unserer natürlichen Instinkte. Wir haben uns die Erde untertan gemacht und wir haben es zugelassen das unsere eigene Natur ebenso Untertan wurde. Und wer jetzt denkt ich sei einer derer die so ein – auf den ersten Blick „freizügiges“ Modell leben – hat im Eifer der Emotionen gefehlt und liegt daneben. Aber man darf sich darüber Gedanken machen und für sich dann entscheiden zu welchem Schluss man kommt.

Oh, ich kann sie jetzt förmlich hören bei diesem Reizthema: die entrüsteten Ausrufer vieler Leser dieser Zeilen. Wunderbar: dann hab ich etwas bewirkt und wenn es nur aufgebrachte Gefühle sind und sozusagen alle Erziehungsmuster und Moralgerüste auf einmal in Aufruhr geraten und sich gegen andere Denkmodelle wehren. Hexen dürfen doch unkonventionell denken und manchmal „nicht bei Verstand“ sein, oder? Funktioniert doch auch die Magie nur dann besonders gut wenn wir „nicht bei Verstand“ sind und uns bewusstseinsmässig „ver-rücken“.

Also, zurück zum Thema: Liebe sollte doch eigentlich ein Gefühl der totalen Freiheit sein. Liebe ist unerschöpflich und so reich, das man in der Lage ist sie mit der ganzen Welt zu teilen wenn man sich danach fühlt. Liebe sollte nicht einengen sondern sich entfalten können. Und auch Sexualität setzt wunderbare Energien frei. Ist die natürlichste Sache der Welt, auch wenn die über zweitausendjährige Gehirnwäsche hier mit grausamer Effizienz etwas anderes impliziert, und dieses Thema mit Scham und Tabus belegt hat (siehe „Hexualität“ auf meinen Seiten). Warum sollten diese wunderbaren Dinge mit dem freiwilligen Eingehen einer Beziehung dann nur mehr mit einer Person geteilt werden? Warum verursacht die Beziehung zu einem Menschen plötzlich dieses Besitzdenken? Warum geschehen die grausamsten Verbrechen aus Eifersucht heraus? Was ist Eifersucht? Doch nur die kranke Angst davor etwas zu verlieren. Angst engt ein. Angst klammert wo die Liebe loslässt. Wenn ich wirklich liebe, kann oder DARF ich dann wirklich eifersüchtig sein? Ist dies nicht ein Widerspruch aus purem Egoismus geboren? Wenn ich MICH richtig liebe und mir vertraue, habe ich dann einen Grund zur Eifersucht? Wenn ich jemanden besitzen will, dann liebe ich diese Person doch eigentlich gar nicht, denn dann bin ich egoistisch darauf bedacht, dass meine Bedürfnisse die durch diese Person gestillt werden auch weiterhin Befriedigung erfahren. Somit liegt mir doch nicht das Wohl meiner Partnerin/meines Partners am Herzen. Wenn ich jemanden kontrolliere, dann vertraue ich nicht und selbst wenn diese Person ihre Liebe mit jemandem anderen teilt so heisst das doch nicht, das nicht auch noch Liebe für mich da ist? Und wenn sich Wege wirklich trennen, war das Band zwischen uns dann wirklich so stark das ich sagen kann ich habe das Recht mich daran zu klammern?

Unsere Gesellschaft hat viele Wege und Gesetze gefunden um sich unglücklich zu machen und das Leben in seinem Fluss zu behindern. Die Einführung des Exklusivrechtes auf die Partnerin/den Partner ist in meinen Augen ein Teil davon.

Ich plädiere hier nicht unbedingt für offene Beziehungen als Normalzustand, auch wenn man das so verstehen könnte, sondern dafür, das jeder so leben sollen dürfte wie er/sie selbst es für richtig hält. Und man die Verantwortung für sich übernimmt. Wenn wirklich Liebe im Spiel ist, dann findet das Leben und das Zusammensein den richtigen Weg. Wenn man sich selbst liebt, ist man nie alleine und hat somit auch keine Angst mehr, den Partner zu verlieren um etwas zu bekommen, das man selbst nicht zu haben glaubt und über die Bestätigung durch den anderen sucht. Braucht man seinen Seelenpartner oder die „Dualseele“ um Ganz zu sein? Sorry Folks, glaub ich nicht, denn wenn alles in allem enthalten ist, dann ist auch alles in mir enthalten und ich bin bereits ganz und brauche nicht eine andere Person um ganz zu werden. Kann man dem noch folgen? Aber ich kann mein Leben freudvoll mit jemand anderem
teilen und gemeinsam mit dieser Person meine Erfahrungen machen. Lachen, weinen, diskutieren, streiten, raufen,….

Liebe ist Freiheit und im Fluss.
Angst klammert und staut sich auf.

Man sagt dem Heidentum eine grosse Toleranz nach und eine gewisse Freizügigkeit. Aus meiner Beobachtung heraus kann ich sagen, dass dies so nicht stimmt, besonders wenn es um solche pikanten Themen geht.

Wir sagen: „Alle Akte der Liebe und der Leidenschaft sind Ihre Rituale“, und meinen damit, das wir mit jedem freudvollen Akt die Göttin, den Gott und das Leben zelebrieren.

Doch wie schnell vergessen wir wie frei die Liebe ist und legen uns und der Person die wir zu lieben scheinen Fesseln an. Verwechseln wir Liebe mit Gewohnheit und Stabilität und verwehren uns jeder Weitsicht aus Angst vor der Veränderung und vor Verlust dieser Stabilität. Und kommen gar nicht auf die Idee, dass das Zugestehen von Freiheit die Liebe zum Partner doch auch verstärken könnte. Festigen könnte. Und so freiwillig und ohne Grenzen ein wahrer Bund für dieses Leben entsteht. Mit der Person die wir lieben und mit der wir uns willentlich entschlossen durch ebendieses Leben zu gehen. Grenzenlose Liebe, gerade in der Partnerschaft mehr als ein esoterisches Klischee. Bedingungslose Liebe: vielleicht deshalb so von vielen lächerlich gemacht und als New-Age-Kitsch abgetan, weil wir tief drinnen Angst davor haben zu erfahren, wie sie sein könnte und vielleicht auch noch aufgrund der gewohnten Strukturen unsicher sind betreff der Veränderung, die uns aus dem gewohnten Konzept herausreissen könnte.

Wie viele können im Fall das Wort „Liebe“ schon gar nicht mehr hören geschweige denn aussprechen ohne verschämt Witze zu reissen. Und wie viele nutzen es (siehe USA) so inflationär, das es jedwedem tieferen Sinnes beraubt wird.

Plädierten nicht die Hippies für die freie Liebe?

Ich schliesse mich an und plädiere für eine Liebe ohne Grenzen aber mit Verstand und aus dem Herzen heraus. Nicht missbraucht als Ausrede um in der Gegend herumzupoppen und Herzen zu brechen. Obwohl Sex mit einem anderen Menschen die Liebe zum Partner nicht einschränkt, in meinen Augen. Und mit einem Grinsen – bezogen auf die letzten Sätze – lass ich das Thema mal so im Raum stehen, weil ich sicher bin, dass gerade diese zwei Zeilen manche(n) provozieren, was natürlich nicht in meiner Absicht liegt. Oder?

(Bild „Cosmic Tribe Tarot“, Steve Postman, erhältlich im Zwischenwelt Online Shop)

3 Kommentare

  1. nö provoziert nicht!

    wer liebt, der liebt ohne anhaftung…
    wer anhaftet und dadurch einschränkt liebt nicht!

    mit rumvögeln hat das nichts zu tun, resp. wenns darum geht ist die beziehung zu überdenken…

    greetz

  2. „Mein“ Weggefährte und ich sind momentan auf dem Weg, ebendiese bedingungslose Liebe ohne Grenzen zu erkunden und zu erfahren. Was das genau bedeutet und wohin das führt wissen wir noch nicht. Und doch fühlt es sich genau richtig und natürlich an. Einfach ist es nicht, aussenstehenden Menschen zu erklären, was für eine Form unsere Partnerschaft hat. Denn im Grunde ist sie unförmig…wir lassen uns nicht mehr in eine vorgegebene Form pressen.
    Schön zu wissen, dass auch andere diese Liebe leben!

    Herzliche Grüsse
    tris

  3. Danke Willi für diesen Text…
    Da ich meinen Mann liebe wie er ist und wir beide „gross“ genug sind Eigenverantwortung zu übernehmen, scheint die Liebe grenzenlos, unermesslich und unabhängig. Dies zu leben ist Vertrauen total, und einen Menschen gefunden zu haben, der in diesen Sachen gleich denkt und dementsprechend handelt, ist das Wunderbarste überhaupt… Ich danke der Grossen Mutter dafür!
    Alles wird möglich, nichts muss, Hauptsache natürlich und echt! Echt mir selbst gegenüber! So soll Sexualität gelebt werden können, nicht?
    herzliche Grüsse Maya

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