Drama in wunderschönen Bildern: Brokeback Mountain

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Gestern Abend sahen wir ihn uns an, den Film der Amerika bewegte und….zweiteilte, denn was die Einen als wunderschönes und zum nachdenken anregendes Drama bezeichnen, ist für die Anderen ein Schritt näher ans Höllentor der ewigen Verdammnis. Die Rede ist vom ersten und unspektakulären schwulen Liebesfilm des "grossen" Kinos, Ang Lees "Brokeback Mountain"….

Und es ist wirklich ein gelungenes Drama, ruhig, alles andere als reisserisch und vor allem in der ersten Hälfte voller meditativer Bilder und Naturaufnahmen von denen jedes Einzelne als Standbild einen Posterausdruck wert wäre.

Die Liebesgeschichte die in Amerikas prüdem Westen spielt und deren Ausgangspunkt das Jahr 1963 ist stimmt melancholisch und traurig. Da sind zwei Menschen die sich lieben – zwei Cowboys – und deren Liebe keine Chance hat, vor allem da einer von beiden am Druck der Gesellschaft scheitert und beide sich in Scheinehen flüchten die natürlich ebenso unter einem schlechten Stern stehen und in einem Fall auch nicht lange andauern.

Über Jahre treffen sich die Beiden regelmässig am "Brokeback Mountain", eben jenem Ort wo sie sich ihrer Liebe hingeben können. Doch immer hängt das Damoklesschwert der kleinstädtischen und vor Gewalt gegen Minderheiten nicht zurückschreckenden, amerikanischen Gesellschaft über ihnen und mit diesem Druck kann vor allem der aus armen und einfachsten Verhältnissen stammende Ennis nicht umgehen.

"Brokeback Mountain" ist absolut unspektakulär und doch für ein prüdes Amerika der Gegenwart in seiner Ehrlichkeit zu hart, denn im Westen der Vereinigten Staaten hat sich nicht viel geändert, was das eigentliche, erschreckende Element darstellt. Und sinnbildlich steht diese traurige Liebesgeschichte für alle Teile dieser Erde in denen sich mit Sicherheit tagtäglich ähnliche Dramen abspielen aufgrund von Verfolgung, Hass, Angst und moralischen Werten die jenseits der Vernunft und der Liebe ihren Platz im menschlichen Bewusstsein gefunden haben, bzw. dort "hineingebrannt" wurden von Institutionen und korrupten "Menschen" ohne Herz und Verständnis für die Vielfalt der Natur und ihres Ausdruckes.

Übrigens finden auch manche Schwule den Film langweilig. Ich kann mich diesem Eindruck nicht anschliessen. Dass "Brokeback Mountain" jedoch in seinem Realismus und ohne die Einflüsse des amerikanischen "HauDrauf" Kinos eher wie eine Meditation zum Thema daherkommt, mag ihn für einige schwierig machen. Hier gibts keine schnellen MTV-Schnittfolgen und stakkatoartige Bildreigen. Und auf Pathos und Kitsch wurde ebenso verzichtet.

Dass George Bush und Konsorten aufs Übelste über den Film herzogen und die amerikanisch christlich/rechte Fraktion gar demonstrierte und ihn zum Beispiel für den Werteverfall deklarierte, spricht Bände. Denn "BM" mag viele zum Nachdenken anregen oder den Tätern gar einen Spiegel ihrer Unmenschlichkeit vorhalten. Eine Gefahr für die Moral stellt er mit Sicherheit nicht dar, aber er ist unbequem, keine Frage.

Der Erfolg des Filmes lässt jedenfalls hoffen, dass er viele Menschen erreicht und ihre Herzen berührt. Auch oder gerade weil er so unspektakulär, aber wunderschön und eben sehr realistisch ist. Für Westeuropäer ist das Ambiente und die amerikanische Biederheit des Westens und "Bible Belts" kaum nachvollziehbar, was möglicherweise eine Identifikation mit den Charakteren und ihrer Situation schwieriger macht. Aber es ist so. Immer noch! Und im Amerika der Gegenwart wieder "immer mehr"…

Ein ruhiges Meisterwerk.

6 Kommentare

  1. Hey Dreamy, Es ist wahr, dass Brokeback Mountain ein erfolgreicher film war. jedoch befürchte ich sehr, dass er die erreicht hat, welche er erreichen sollte. Denn es waren nicht die rechtskonservativen, welche den Film geschaut haben.. Es waren schwule, lesben und solche die damit schon von jeher kein Problem hatten. weisst du wie ich das meine? Ich bin mir sicher, dass nicht mal die, die gegen den Film protestiert haben, ihn gesehen haben. Denn konservative Menschen lassen sich nicht mal ein my auf dinge ein, die ihr konservatives Weltbild erschüttern könnten.. Aber ich find den Film super, und vorallem den Fakt, dass er zum "grossen" Kino gehört 😉 Viele grüsse, Pfoffie

  2. Wo Du recht hast hast Du recht, Pfoffie. Dennoch besteht durch die Popularität und den Oscar-Hype eine kleine Chance, dass ihn auch Menschen sehen die sich sonst nicht gross mit dem Thema auseinandersetzen. Und auch eine erstarkte Gegenfront gg. den konservativen Wahnsinn bringt etwas…:-)

    Lieben Gruss und übrigens: hab Dein neues Blog per RSS-Feed abonniert *g* 

  3. Hi Dreamdancer, hab den Film zwar nicht gesehen, hab das aber ganz bestimmt noch vor. Ich fand schon die Bilder auf den Kinoplakaten total schön. Du bestätigst meinen Eindruck von dem Film und darum freue ich mich schon darauf, ihn mir mal anzusehen!  Liebe Grüsse yaga

  4. Hi. Wie heißt es so schön: "Ich habe meine feste Meinung, verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen!" Passt schön auf diese puritanischen Fanatiker. Man sollte immer dran denken, dass nicht jeder auf der Welt das – wenn auch manchmal zweifelhafte – Glück hat, in einer Gesellschaft wie unserer zu leben. Gedankenverloren wie nach dem Film, Rabenzahl

  5. Ich sah den Film im Kino, als er damals lief. Unbeeindruckt von Politik, den Kritiken und Machenschaften irgendwelcher Herren erlebte ich ein Gefühlskino mit wundervollen Naturaufnahmen. Sah dass zwei Menschen sich liebten und sich trennten und nie wirklich zusammen kamen. Wie oft im real life. Menschen . Nicht schwule. Das was wir in erster Linie sind, Menschen 🙂

  6. Ich verstehe nicht, wie man andere Leute verurteilen kann. Es sind doch auch nur Menschen. Sie haben die selben Probleme. Haben auch ein Hungergefühl und so weiter. Warum können manche Menschen das nicht akzeptieren…Ich glaube, sie haben sonst nichts zu tun. Sie sollten erstmal vor ihrer eigenen Tür kehren oder???

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