Die Zeit ohne Zeit

firepriestess

Einige Hexen feiern heute bereits Samhain, passend am Leermond. Ich persönlich werde heute abend/nacht für mich meditieren und arbeiten, denn das eigentliche Ritual werde ich zusammen mit einigen Craftingleuten in der offiziellen Nacht vom 31. Oktober auf den 1.November zelebrieren. Und trotzdem beginnt sie auch für mich heute: die Zeit ohne Zeit. Jene Phase in der das Alte endet und das Neue noch nicht so richtig Fuss fasst. Eine Zeit in der mir jedes Jahr meine Wurzeln sehr intensiv und emotional bewusst werden, in der mich die Götter meiner Ahnen begleiten und wo mich die wilden Kräfte auf der einen Seite tanzen lassen und mich auf der anderen Seite herausfordern und in ein Spannungsfeld befördern in dem ich mich bewähren darf. Es ist für mich jedes Jahr so etwas wie ein Test von dem ich nie weiss wie das Ergebnis ausfallen wird und den ich doch immer wieder bestehe…

Immer wieder erfüllt mich während der Samhainzeit über Yule bis Imbolc ein tiefes Heimweh. Nach dem rauhen Norden, nach der Erde, der Kraft der Dunkelheit die das Versprechen der Mutter in sich trägt und die alles und noch mehr in ihrem Schoss birgt. Jahr für Jahr fühle ich mich einer Seelenheimat so nahe, das ich manchmal weinen könnte vor Sehnsucht und einer Liebe zum Land, den kalten Winden, dem wärmenden Licht dass Schnee und Eis leuchten und leben lässt.

Ich kann es nicht in Worte fassen, was in mir vorgeht und das ist vermutlich auch gar nicht notwendig. Ich erinnere mich an ein Samhain das wir mit dem Coven feierten, als dieser bereits in Auflösung begriffen war. Jene die sich noch verbunden fühlten sonderten sich vom Rest des Zirkels ab und eilten an die magische Wegkreuzung an der sich die wilden Götter versammelt hatten.

Wind kam auf und seine Melodie liess uns mit dem Ort verschmelzen, tanzen im Kreis, wirbeln, die Geister um uns, die Götter mit uns, wispern, schreien, Crescendo, Erschöpfung und dennoch eine Energie die uns zwischen die Welten und darüber hinaus katapultierte. Verbunden und ein leuchtender Kreis in der Anderswelt dessen Essenz für Momente mit Wotans wilder Jagd über die Lande zog.

Es war ein Moment an dem ich vor Glück und Freude laut jubelte und die Ahnen griffen die Schreie auf, erwiderten sie mit einem noch lauteren Brausen und stürmen. Auf den Winden tanzen und doch verbunden mit der Erde und ihrer Kraft. Zaunritt.

Die Wochen danach stellten Herausforderungen ohne Ende und es war ebenso unser letztes gemeinsames Fest im Enchanted Forest. Wir flogen an der Wegkreuzung gemeinsam, doch von da an waren die gewählten Pfade jene die wir individuell verfolgten.

So nah….so fern….

Und so ist es soweit ich mich erinnern kann und es geht bis in meine Kindheit zurück: die Zeit ohne Zeit ist jene in der mein Weltenritt zum Spagat wird. In der die wilderen Götter mein Leben durcheinanderwirbeln und wo ich so nah an daheim bin wie nie. Aktiv hier in diesem Leben und doch verwurzelt in vielen. Die kosmische Göttin hier, die Erdenmutter dort. Keine Trennung. Und doch!

Ein Baum der von den Winden geschüttelt und gestreichelt wird.

Euphorie und Melancholie

Zwischen den Welten

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