Die liebliche Rückkehr der Drachen

Drachenweisheit

Es ist so eine Sache mit den Drachen. Ich selbst begegnete meinem ersten auf einer Traumreise und von dieser Zeit an tauchte er in ungleichmässigen Abständen immer wieder auf um mich auf etwas vorzubereiten. Auf Trancereisen, zwischen den Welten, und manchmal auch ganz unvermittelt während einer Meditation. Und auch in der Arbeit mit dem Coven sind die Drachen immer wieder Begleiter mit eigenem Willen, die kommen und gehen wann sie wollen, deren Kraft aber immer einen Eindruck hinterlässt. Drachenkraft ist archaisch und auch wenn sie viel Liebe vermitteln können (das erfuhr ich bei meiner ersten Begegnung auf unvergessliche Art und Weise), so sind sie mitnichten alle nett und pflegeleicht. Auch der mir bekannte strahlt viel aus, aber sein Eigenwille ist etwas das ich sehr respektiere.

Nun kam dieser Tage ein Kartenset auf den Markt auf das ich seit seiner Ankündigung sehnsüchtig warte: „Drachenweisheit“. Dazu auch ein Büchlein mit dem Titel „Das Drachenhandbuch“. Seit vorgestern weiss ich Karten und Buch in meinem Besitz und natürlich freute ich mich sehr über diese Bereicherung, denn was Orakel und andere Werke anbelangt, musste der Drache über die Zeit jenen „anderen“ geflügelten Wesen weichen, obwohl hier sogar (ur-)biblisch eine Verwandtschaft bestätigt ist. Da Drachen jedoch Gestaltwandler sind, ist hier sowieso einiges offen 😉

Das Kartenset gefällt mir visuell gut und die Drachenbilder sind ansprechend und sehr nett. Alleine dies war schon ein Grund für mich, begeistert zu sein. Beim durchblättern des Buches aber auch des Begleitbüchleins wird jedoch schnell klar, das hier viele Seiten des Drachen etwas verniedlicht werden und die Rituale und Trancereisen sich von Bedeutung,  Symbolik und Ton her ein wenig der derzeit populären „Engelwelle“ angleichen. Und die Autorin vermittelt mit ihrer Beschreibung und ihrem Erleben eine Drachenwelt die der heutigen Sehnsucht nach Fantasiewelten, Weichspülmythologie und Harmonie entspricht.

Smaug
Aus dem „Hobbit“

In einigen Ritualen und Reisen des Buches ist der Drache so nicht mehr als „Mittel zum Zweck“, und er könnte von jedem aktuellen Elfen, Feen, oder Engelwesen abgelöst werden das durch die gegenwärtigen Esoterikwerke ala Virtue und Cooper lebt (nicht missverstehen: ich besitze sogar Sets von Doreen Virtue und arbeite mit einigen sehr gerne)

Ich möchte das jetzt nicht unbedingt kritisieren, denn ich begrüsse eigentlich jeden Schritt um diese Wesen der Anderswelt wieder etwas mehr im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Schliesslich zählen sie zu unseren „ältesten“ Begleitern und sind tief im kollektiven Unterbewusstsein präsent. Wenn der sensible Mensch so auf sanfte Art wieder an die Kraft der Drachen herangeführt wird, so ist dies eine Situation von der beide Seiten etwas haben.

Da ich jedoch auch bereits die Vorschau auf ein anderes „Drachenbuch“ sehen und lesen durfte, das so etwas von verkitscht und New Age verwässert mit dem Thema umgeht wie das rosigste Engel-Channeling fürchte ich ein wenig, dass hier ein Boom in Gang kommt der diese Thematik nicht nur sehr einseitig behandelt, sondern der eine der wichtigsten Lehren der Drachenwelt völlig abschneidet: die Arbeit mit dem eigenen, inneren Drachen, den archetypischen oft nur schwer kontrollierbaren Kräften sowie den eigenen Schatten. Und in dem Moment wo ein Drachenbuch mit „Liebes Menschenkind“ anfängt, und so stellt sich das in Kürze erscheinende Werk mit seinen Kristalldrachen in der Vorab Werbung dar, ergreift mich das grosse Schaudern.

Im Moment erfreue ich mich jedoch an den teilweise sehr schönen Bildern der „Drachenweisheit“ das als Deck immerhin noch so ein wenig die Kurve bekommt und im Buch vor allem Anfängern sehr schöne Trancereisen und Rituale bereit stellt, die sie auf leichte Art mit einer Seite der Drachenenergie verbindet.

Jedoch sollte sich jeder bewusst sein, das die Drachen der Anderswelt so verschieden und individuell sind, wie auch jene Wesen in der kollektiven Realität. Und da gibt es – wie wir alle wissen – nicht nur liebevolle Zeitgenossen. Und so ist mir persönlich auch hier das Buch etwas zu lieblich geraten und sehr von der Lichtarbeit der Autorin geprägt, auch wenn sie im Vorwort sehr wohl einige treffende Themen wie Eigenmacht und Instinkte anspricht. Ihr persönlicher Drache sieht auf der Darstellung übrigens wie „Toothless“aus „How To Train Your Dragon“ aus und über ihre Reisen und Erlebnisse soll sich der geneigte Leser selbst ein Bild machen. Er wird sicher noch mehr interessante Parallelen finden. Toothless liebe ich übrigens und „Drachenzähmen“ ist einer meiner liebsten Animationsfilme, aber das nur am Rande 🙂

toothlessdragon
Der liebliche „Nightshade“ Drache aus „How To Train Your Dragon“

Auch Engel und Priesterinnen kommen nicht zu kurz, von Aegypten bis Avalon und Atlantis wird hier berichtet und somit das ganze Spektrum an Sehnsüchten und Mythologien abgedeckt. Es ist somit auch eindeutig ein kommerzielles Werk, das wunderbar zum esoterischen Zeitgeist passt und mit dem vermutlich auch bald die ersten TV-Orakel arbeiten werden (dann steht neben Wicca, und Schamanen und Engelsmedium und Hellsichtig vermutlich auch noch „Drachenmeister“ im Text unten….)

Ich erfreue mich an den wunderschönen Bildern dieses Drachen-Decks (das sich übrigens positiverweise nicht gross als Orakel darstellt sondern mehr zur Praxis anregt), finde einige geführte Reisen tatsächlich sehr hilfreich für jene Menschen die damit arbeiten werden, aber manches betrachte ich persönlich mit ein wenig Skepsis und einer Prise Humor. Und wir wissen ja, das nicht jeder die gleiche Realität lebt und andere Bewusstseinsfilter sein eigen nennt. Das ist zu respektieren…

Wenn die Autorin zu Beginn schreibt: „finde Deinen eigenen Drachen“, dann ist das ein Rat dem ich mich nur anschliessen kann. Ansonsten ist es für mich persönlich einfach nett und als spirituelle Drachen-Fantasy durchaus ansprechend. Das Deck werde ich behalten, beim Buch bin ich mir nicht so sicher.

Wie gut, gibt es da auch noch den Smaug, der im neuen Hobbit Film ja grandios dargestellt wird. Der zeigt dann die andere Seite der Medaille, beisst einige fest in den Hintern bzw. macht ihnen Feuer unterm Arsch, und sorgt so in der Wahrnehmung für ein wenig Ausgleich *g*.

Drachen sind eben vieles. Und das so richtig 😀

Mein tätowierter von Anne Stokes sieht übrigens aus wie Smaug 🙂

Ein roter Drache der wunderbaren Anne Stokes
Ein roter Drache der wunderbaren Anne Stokes

 

 

 

 

 

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