Die Faszination der Zombie-Szenarien

Zombieapokalypse Gerade kürzlich fragte mich eine Kollegin die mir auf Facebook folgt, wie ich nur Zombie Romane lesen könnte. Ich sei doch “so ein lieber” und das würde im Konflikt mit meiner Wicca-Philosophie stehen. Daraus ergab sich eine interessante Diskussion und ich darf auch darüber bloggen :). Was ich eben besonders witzig finde: sie selbst steht auf Vampir Romane und Werwolf Geschichten. Aber Zombies? Wie kann man nur. Diese vor sich hin modernden, geistlosen, stinkenden, menschenfressenden Geschöpfe ohne Stil und Grazie. Beim Werwolf denkt sie wohl an Testosteron geschwängerte Jünglinge mit Hardcore Muskeln und Six Pack. Und bei Vampiren an Lestat, diese romantische Fantasie von Anne Rice. Wenigstens nicht an die farblosen Glitzervampire aus der Twilight Saga 🙂

Nun, zugegeben. ich finde den Zombie an sich auch nicht unbedingt in irgend einer Weise anziehend und mir reicht geruchlich schon der Müllsack der darauf wartet entsorgt zu werden, da brauche ich nicht auch noch so einen stinkenden, lebenden Toten in meinem Umfeld der versucht mich zu beissen. Und gleichwohl übt die Materie schon seit Jugendzeit eine Faszination auf mich aus, obwohl ich mir bei den Filmen in den Achtzigern fast in die Hose machte und mir angesichts der Film-Bilder absolut grauste (heute sieht man ja in CSI und Co. mehr Blut und Eingeweide als in den damaligen Filmen).

zombieminion Es ist aber eigentlich nicht der Zombie an sich der mich so sehr fasziniert das ich nun auch die literarischen Werke verschlinge, sondern es ist der Faktor Mensch der mir in diesen Romanen Schauer über den Rücken jagt. Denn wie schon George A. Romeros Filme mehr waren als billige und dumme Horrorfilme, nämlich gesellschafts- und konsumkritische Meisterwerke, so sind auch viele Bücher eine absolute Kritik an der Gesellschaft, der Politik, der Pharmaindustrie und auch dem sozialen Zusammenhalt in Zeiten einer Krise. Und es sind eigentlich Survival Stories in einer Welt in der die gesellschaftliche Ordnung den Bach hinunter ging. Seien wir doch mal ehrlich: heutzutage sind wir näher am “Konsumzombie” als zu Zeiten der Romero Filme.

Und wie bei den Filmen gibt es im Buchsegment wahre Perlen die einen von Anfang bis Ende packen und absoluten Müll in dem es nur um Gewalt und Gemetzel geht. Gleichwohl ist die Qualität vieler Bücher überraschend gut und ein Schmelztiegel für Talente im Horror-Bereich.

So fasziniert mich persönlich an diesen Romanen mehr die Zeit des Beginns als die eigentliche, apokalyptische Szenerie. Denn ob man es glaubt oder nicht: es gibt so viele Parallelen zu Dingen die bereits tatsächlich geschehen und wo Mensch genauso doof reagiert, falls überhaupt. Die Manipulation der Medien die einen von den wirklich wichtigen Dingen ablenken und die politische Dummheit und Streiterei die letztlich dazu führt, dass eine eigentlich abwendbare Katastrophe dann doch ihren Lauf nimmt (sieht man ja auch im Umweltschutz heutzutage).

Eine besondere Perle ist hier das Buch (nicht der Film) “World War Z” von Max Brooks dem ich ja vor Monaten bereits einen eigenen Artikel widmete und der bei mir die Lesewelle ins Rollen brachte. Doch inzwischen bin ich über so viele gute Serien gestolpert, das ich kaum zu einem Ende komme weil immer wenn irgendwo ein Roman beendet ist, wieder eine Fortsetzung zu einer anderen Serie erscheint.

Und einige Autoren verstehen ihr Handwerk einfach so gut, dass man von der guten Geschichte gefesselt ist und mit Charakteren mitleidet und lebt, die einem durch die Bücher ans Herz wachsen. Die fantastische Serie “Zombie Fallout” Serie von Mark Tufo ist hier ein sensationelles Beispiel für einen gelungenen Genre Mix der einem nicht nur Lachtränen in die Augen treibt sondern dessen Protagonisten so gut charakterisiert werden, das sie einem durch und durch ans Herz wachsen. Und dabei spielt diese Serie, ganz ungewöhnlich, auch mit übersinnlichen und “vampiristischen” Elementen ohne die Bodenhaftung zu verlieren.

Vom gleichen Autoren begeistern auch die Kurznovellen “The Book of Riley 1-3 (4 ist in Vorbereitung) die innerhalb des Zombie Fallout Universums aus der Sicht von Hund und Katze erzählt werden, und die in jeder Hinsicht funktionieren und in keinster Weise peinlich sind. Humorvoll, spannend, grausig und dennoch voller Herz und Drama.”Cats and Dogs” auf Horror und so sind die Tiere denn auch intelligenter als die Menschen die sie begleiten und die sie auf ihren vier Pfoten immer wieder aus der Misere ziehen müssen.

Und in den besten dieser Romane werden die eigentlichen lebenden Toten sowieso zu Nebenfiguren und das menschliche Drama in einer Ausnahmesituation steht im Vordergrund. Denn hier offenbaren sich Licht und Schatten, treffen Liebe, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl auf Gier, Gewalt und einen über Leichen gehenden Selbsterhaltungstrieb innerhalb einer völlig zusammengebrochenen Infrastruktur. Und das macht diese Bücher so mitreissend und packend.

Leider sind die meisten guten Bücher dieses Genres nur in englisch erhältlich. Auch und vor allem da die meisten Autoren diese unabhängig vertreiben. Dennoch erscheinen einige der erfolgreichen zaghaft auch im deutschsprachigen Raum.

Hier eine kleine Auswahl meiner Favoriten für jene die sich einmal in die Materie einlesen möchten.

  • Zombie Fallout 1-7, Mark Tufo (englisch): fast schon eine Saga in der das Bedrohlichste nicht nur die Zombie-Horden sind, sondern auch eine uralte Vampirin in Kindergestalt die unserem Protagonisten Mike Talbot und seiner herrlichen Familie ans Leder will.
  • Eden, Tony Mochinsky (deutsch und englisch): Hier wird der Hauptprotagonist gleich zu Beginn gebissen, stellt fest dass jemand absichtlich die lebenden Toten in eine sichere Community einliess um ihn zu töten. So sucht er seinen Mörder bevor ihn die Seuche wandelt, und muss die Infektion geheim halten. Drama pur.
  • Apokalypse Z, The Beginning of the End und Dark Days, Manel Loureiro (englisch, spanisch): Der spanische Bestseller Autor und Jurist webt eine in Europa angesiedelte Story in der ein Anwalt mit seinem geliebten Kater Lucullus versucht in der sich abzeichnenden Katastrophe zu überleben. Ein Trip beginnt in dem der wahre Horror oft menschgemacht ist, der aber auch Freundschaften keimen lässt die einem das Gespann ans Herz wachsen lassen. Derzeit meine absoluten Lieblingsbücher des Genres, auch weil es mal zur Abwechslung nicht in den USA spielt, sondern im vertrauten Spanien. In Band Zwei “Dark Days” flüchten die Überlebenden auf die kanarischen Inseln, eine sichere Zone die sich aufgrund politischer Machtkämpfe und menschlicher Dummheit ebenso in einen Albtraum verwandelt.

Es gibt noch viele viele gute Autoren mehr und Joe McKinney sowie Dan Waltz sind hier noch hervorzuheben. Selbstverständlich aber “Operation Zombie” oder besser “World War Z”, das so realistisch ist, dass einem alleine dadurch schon kalte Schauer über den Rücken jagen. Und noch etwas: als Kindle Edition sind diese Romane oft unverschämt günstig zu erstehen…

So, das war eine kleine Erklärung warum ich diese Bücher so faszinierend finde. Und keine Bange Ihr lieben Facebook Freunde die sich um mich sorgen *g*: Ich lese immer noch sehr gerne positive und freudvolle Geschichten, Fantasy und magische Materie. Und ich bin froh wenn Mensch aus realem Leben und fiktivem Horror lernt und so ein Schreckensszenario niemals Wirklichkeit wird.

Denn wie in den Romanen: so viel würde sich verhindern lassen wenn unser System ein wenig humaner und sozialer, vor allem aber ehrlicher werden würde und man die Dinge die herausfordern lebensbejahend in Angriff nimmt um  gemeinsam eine positive Zukunft zu weben, und nicht einen apokalyptischen Albtraum der sich wohl weniger durch Zombies, als durch Wassermangel und Ressourcenkämpfe irgendwann manifestieren könnte…

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