Gestern Abend lauschte ich einer Kursteilnehmerin und Kollegin, die selbstständig Erwerbende und derzeit gesundheitlich gerade etwas angeschlagen ist über gegenwärtige Erfahrungen mit ihrer – nicht zu unterschätzenden – Krankheit. “Wir Kleinunternehmer haben im Krankheitsfall oder im Falle einer schlechten wirtschaftlichen Lage die Arschkarte” meinte sie (nicht wörtlich, aber das wäre die Zusammenfassung). “Wir halten das Angebot bunt und sorgen für Vielfalt, aber Unterstützung erhalten wir im Krisenfalle nicht oder nur gegen viele paragraphische Widerstände”.
Soll ich Euch etwas verraten? Sie hat recht!
Wir Einzelfirmen und Unternehmer gehen grosse Risiken ein. Wir zahlen AHV, wie jeder andere auch, aber wenn wir unseren Beruf nicht mehr ausüben können, bekommen wir kein Arbeitslosengeld zur Überbrückung. Wir zahlen Krankenkasse, wie jeder andere auch, aber wenn wir krank werden bekommen wir ohne teurer Nebenversicherung, die sich kaum ein “Kleiner” leisten kann, kein Taggeld während des Verdienstausfalles. Und selbst wenn wir so eine Nebenversicherung machen, ist der erste Monat dennoch unbezahlt. Man könnte das ja ausnutzen wollen.
Während sie rund um uns als Angestellte wie die Fliegen wegen Burnout krankgeschrieben oder bei gleichem Lohn im Arbeitspensum reduziert werden, müssen Kleinunternehmer jede psychische und körperliche Belastung (und die ist nicht gering, wenn man ständig ums wirtschaftliche Überleben bemüht ist) irgendwie in den Griff bekommen, weil die Existenz und Lebensgrundlage davon abhängt.
Stellt sich die Frage: warum ist das so?
Ich bin sicher es gibt aus Beamtensicht hunderte von gesetzlichen Begründungen dafür, aber wirklich fair ist es nicht. Grossunternehmen bekommen das Geld in den Allerwertesten geschoben, aber Kleinunternehmer die dafür sorgen das nicht überall die gleichen Läden und das gleiche Angebot herrschen und die die Vielfalt und Lebendigkeit, ja gar Individualität einer Stadt erfblühen lassen, fallen durch das soziale Sicherheitsnetz. Das stimmt doch irgendwie nachdenklich. Und eben: sie hat recht und es wundert mich nicht, ist sie deshalb etwas zermürbt gerade. Aber auch das wird sie schaffen, denn eines sind wir dann doch: zäh! Und voller Hoffnung, das man auch irgendwann mal begreift wie wichtig die vielen Kleinen sind…