Des Försters Antwort

weiher03

Sehr geehrter Herr Haas

Herr Sebastian Meyer vom oeko-forum hat Ihnen die Gründe für die Holzschläge im Gütschwald bereits umfassend dargelegt:

Sicherheit: Bäume werden mit zunehmendem Alter ein Sicherheitsrisiko. Ein abgebrochener Buchenast von 10 cm Durchmesser genügt, um einen Menschen zu töten. Die Bevölkerung, welche den Wald frei betreten darf, möchte sich sicher fühlen.
Qualität und Stabilität: Nur ein regelmässig durchforsteter Wald liefert die Lebensqualität, die Sie und andere Naturliebhaber wünschen. Das „optische Bild dieses wunderschönen Fleckens Erde im Umfeld der Stadt Luzern“, wie Sie schreiben, ist nicht ein Geschenk der Natur, sondern das Produkt einer langjährigen verantwortungsbewussten Bewirtschaftung durch Forstfachleute der Korporation Luzern.

Artenvielfalt: Nicht gepflegte Wälder werden dunkler und artenärmer. Eine reiche Flora und Fauna bedingt auch Flächen ohne oder mit bloss lockerem Baumbestand. Auch ein junger Wald ist ein Wald. Nachhaltigkeit bedeutet in der Forstwirtschaft, dass auch die jungen Baumgenerationen mit entsprechenden Anteilen vertreten sein müssen, wenn wir unseren Nachfahren einen gesunden und stabilen Wald hinterlassen wollen, wie wir ihn angetroffen haben.

Selbstverständlich spielt auch der wirtschaftliche Aspekt eine Rolle. Mit „kommerzieller Gier und Ausbeutung“ hat dies aber nichts zu tun. Holz ist ein umweltfreundlich produzierter, ökologisch sinnvoller Rohstoff, auf den die Menschheit nicht verzichten kann. Es macht Sinn, Bäume nicht bis zu ihrem natürlichen Ende stehenzulassen und das Holz zu nutzen, so lange es qualitativ noch gut ist.

Mit dem Erlös des verkauften Holzes wird die gesamte Waldpflege – dazu gehören auch Altholz- und Totholzflächen sowie Waldreservate – finanziert. Auch die Strassen und Wege, auf denen Sie sich – so nehmen wir an – in den Wald begeben, werden aus dem Holzerlös finanziert. Die Korporation Luzern als Eigentümerin des Gütschwaldes trägt die Kosten der Waldpflege selber und kann keine Steuergelder einsetzen.

Alte und natürlich abgestorbene Bäume können Sie im Übrigen auch im Gütschwald finden, allerdings nicht angrenzend an stark begangene Strassen und Wege, sondern an eher verborgenen Orten

Mit freundlichen Grüssen

Stadtforstamt Luzern

Ich habe bislang noch nicht darauf reagiert, obwohl alle denen ich die Antwort zeigte meinten, dass das Abholzen der wunderschönen alten Plätze sehr wohl nur aus finanziellen Gründen geschieht, denn das Holz der altehrwürdigen alten Riesen sei das Wertvollste und brächte den meisten Gewinn…

6 Kommentare

  1. Tjo – nach allem, was ich die letzten Tage recherchiert habe (auch wegen meinem Auenwald hier) muss ich dem Förster recht geben.
    Hier einer von vielen Links, die ich durchgelesen habe. Holznutzung und Umweltschutz http://vogelwarte.ch/pdf/projekte-upload/jhp_mollet_et_al_2005_schrr_umwelt_378_d_-_holznutung_naturschutz.pdf (Achtung, ist ein grosses pdf, aber sehr informativ)

    Hab auch mehrfach gelesen, dass der Schweizer Wald zu grossen Teilen wegen Unternutzung zu dunkel ist und die Artenvielfalt eindämmt. Pro m2 Waldfläche haben wir in der Schweiz offenbar drei Mal mehr Holz als vergleichbare Länder.

    Falls ihr es nicht wusstest: Die Schweiz ist das waldreichste Land Europas! Dank dem eidgenössischen Waldschutzgesetz, das schon seit über hundert Jahren vorschreibt, dass die Waldfläche nicht schrumpfen darf.

    Es gibt immer mehr Richtlinien von den Behörden zwecks nachhaltiger Holzwirtschaft. Für den Aargau zB gibts mehrere Waldmodelle, die gezielt gefördert werden. Hier entsteht grad ein wunderbarer Eichen-Hainbuchen-Mischwald. Ja, sie fällen auch hier Riesen. Aber zT sind die gar nicht so alt, sondern halt einfach schneller wachsend. V.a. entfernen sie hier Riesen, die nicht standortgerecht oder gesundheitlich angeschlagen sind und solche, die den geförderten Arten das Licht wegnehmen.
    Ich hab die letzten Wochen Hunderte gefällter Bäume gesehen. Aber darunter war zB keine einzige Ulme. So weit ich es beurteilen kann, wird der Holzschlag mit Verstand betrieben. Nun ja, jedenfalls hier. Es fallen v.a. Fichten, die hier eh raus müssen, weil standortfremd. Robinien werden reduziert (invasiv), hie und da eine Föhre, einzelne Buchen, nur zwei gefällte Eichen hab ich gesehen, keine Hainbuche, etc. Ich zähl jetzt nicht alles auf 🙂

    Was ich eigentlich sagen wollte: Seit die Regierung Holz als „Nachwachsenden Rohstoff“ entdeckt hat und Wasser immer kostbarer wird, hat ein Umdenken bezüglich „Umgang mit naturgegebenen Ressourcen“ stattgefunden. Es gibt langfristige Pläne, Europa naturmässig wieder gesünder zu machen.
    Für den Aargau gibts zB ein Wald-Renaturisierungs-Programm, das bis 2020 läuft. Und ich muss sagen, es gefällt mir sehr gut. Immerhin ist ein Drittel der Kantonsfläche bewaldet.

    Wusstet ihr, dass die „Renaturisierung“ Europas schon so weit fortgeschritten ist, dass es grüne Korridore für Wildtiere gibt von ganz im Norden nach ganz im Süden? und und und …

    Dreamy, es tut sich schon was 🙂

    Könntest du mir übrigens mitteilen, welche Baumart da bei dir geholzt wurde, was dich so erbost hat? Ich würd gern wissen, was das für Bäume waren.

    *busserl*
    Elli

  2. Es handelt sich vorwiegend um alte Buchen. Das Tragische ist, dass ganze Kraftplätze abgeholzt werden, die sich durch die „Rodung“ teils drastisch energetisch verändern. Aber dies fruchtet als Argument sicher kaum 🙁

    Danke für den ausführlichen Aufsteller.

    Allerdings haben wir festgestellt, dass kaum eine Neuaufforstung stattfindet und jene die man aufgestellt hat, teilweise durch die trockenen Perioden nicht gerade kraftvoll wachsen…

    Lieben Gruss und *Retourbusserl*
    Dreamy

  3. Hoi Bro,

    ich weiss noch nicht was ich davon halten soll… Aber eines ist mir klar… Auch wenn man den ganzen Wald dort abholzt, können die damit nicht reich werden und grad mal die eigenen Aufwandskosten decken.

    Ich denke als selbständiger Unternehmer siehst Du das auch so. Dass es schade ist um die Kraftplätze ist klar. Es tut mir auch leid und ich finde es schade…

    Vom Schreiben her finde ich die Antwort seriös. Aber ich kann es wie gesagt nicht abschätzen – Ich sehe nicht wieviele Bäume abgeholzt werden, aber „Profitgier“ kann es sicher nicht sein.

    Ich bin noch unschlüssig… 🙁

    Da man nichts machen kann an der Situation bleibt lediglich das Positive darin zu erkennen: Deine Eiben bleiben, so wie sie schreiben würden die auch nie in Frage kommen, weil fern ab vom Weg. Das ist doch auch ein kleiner Trost im Ganzen…

    Knuff ganz fest,
    Patric

  4. Hmm ja ich weiss noch, zu Zeiten der Saurier… wie da die Dichten wälder unbevölkert waren… zum glück gibt es jetzt den menschen, der die wälder abholzt, damit endlich wieder tiere drin platz haben… die natur hat ja wirklich ma keine ahnung…

    sehr schade 🙁

    mehr sag ich dazu nich… grz

  5. pfoffie, du Schlaumeier *lol* … Wenn der Wald noch genügend Platz hätte, könnte man ihn restlos verwildern lassen. Aber dafür sind die Stücke nicht mehr gross genug. So oder so gibt es an den Säumen unnatürliche Übergänge.

    Wenn man grössere Stücke zehn bis zwanzig Jahre oder so, verwildern lassen würd, dann bekämst du wieder Urwald. Aber ausser ein paar Verrückten wie uns will das keiner. Sobald der Jogger oder Radler nicht mehr gefahrlos seinem Sport nachgehen kann, ist fertig lustig mit Natur.

    Die üblichen Spaziergänger und Ausflügler bekämen Schreikrämpfe, wenn zu viele Wildschweine rumrennen würden, erst recht bei Wolf und Bär.
    In vortechnischen Zeiten war der Wald über Jahrhunderte wesentlich stärker genutzt als jetzt. In dieser Zeit hat sich unsere Fauna gut angepasst und von daher stammen auch die meisten unserer übriggebliebenen Waldtiere noch.

    Wenn in einigen Jahrzehnten wieder mehr Waldstücke vernetzt sind, sieht es wieder anders aus. Aber im Moment müssen tatsächlich die Arten gefördert werden, die mehr Licht brauchen.
    Die Waldflächen im AG werden auf jeden Fall langfristig vernetzt. Die Schweiz liegt im Nord-Süd-Korridor von Europa und darf schon von daher den Weg des Wilds nicht unterbrechen. Das ist sozusagen eine kontinentale Verpflichtung.

    Pfoffie – ganz im Ernst: Reine Natur bekommst du höchstens wieder zurück, wenn du unsere Spezies um ca. 90% reduzierst. Bis es soweit ist, machen wir das Beste aus dem, was wir noch haben.

    Der natürliche Zustand von Europa wäre Wald, Wald, Wald… aber was will man, wenn alles abgeholzt wurde? Die Menschen geben doch ihre Häuschen nicht her, damit der Wald wieder wachsen kann. Und wenn sie nicht gefahrlos spazieren können, ist die Hölle los.

    Bist du täglich im Wald Pfoffie? Kennst du den Unterschied eines dichten, dunklen Waldes zu einem lockeren mit Licht? Das bedeutet ja nicht, dass im lichten Wald keine alten Bäume stehen gelassen werden.
    Ich hab hier in der Aue beides. Dichten und lichten Wald. Und ich kann dir sagen, dass die Artenvielfalt im lichten Wald tatsächlich wesentlich grösser ist.

    Natürlich hat auch der dunkle Wald seine Lebensberechtigung. Ich wär die letzte, die was gegen Naturschutz sagt. Aber wirklich müssen wir im Augenblick gucken, dass wir auf den verbliebenen kleinen Flächen möglichst viele Arten in die Zukunft rüberretten können.

    Wenn sich die Korridore quer durch Europa erst etabliert haben, kann man weiter sehen. Es gibt übrigens auch reichlich dunkle Wälder. Wie gesagt, ist die Schweiz (proportional zur Landesgrösse) das waldreichste Land Europas. Da kann man sich schon ein paar dunkle Wälder leisten. In den stark menschlich besiedelten Gebieten, wo nur noch Waldreste sind, sind dunkle Wälder allerdings vollkommen sinnlos. Ohne Übergangssaum werden sie nicht besiedelt, wie sie sollten. Und ohne Vernetzung zu anderen dunklen Stücken, kommt eh zu wenig Leben rein.
    Eine gewisse Reihenfolge muss bei der europäischen Renaturisierung beibehalten werden. Zuerst muss eine stabile, vernetzte (!) Grundlage an lichten Wäldern her und die Gewässer müssen entkanalisiert werden. Wenn alles gut geht, haben wir das in 20-30 Jahren. Anschliessend an diese kann man dann auch die dunklen Wälder wieder fördern. Immer vorausgesetzt, der liebe Mensch gibt so viel „seines Landes“ auf und ist so grosszügig, auch den planetaren Mitbewohnern in Form von Flora und Fauna eine Lebensberechtigung einzuräumen.

    So… Jetzt geh ich in den Wald 🙂

    ps 1: Das wegen der Dinos klär ich noch bei einem Experten 😀
    ps 2: Pfoffie, kennst du schon meine neueste HP? http://www.auenwald.ch 🙂
    ps 3: Hier eine Dok, die ich empfehlen kann: http://www.amazon.de/Europa-Der-Kontinent-2-DVDs/dp/B000LRYVGG/

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