Das Spiegelland

Da ich ja selbst Gast in diesem Land bin masse ich es mir nicht an, die Entscheidung der hier lebenden Menschen betreff Ausschaffungsinitiative in Frage zu stellen (was mich nicht daran hindert eigene Gedanken dazu zu spinnen). Vor allem nicht bei einer Abstimmung die so etwas von polarisiert und von der ich weiss, das sogar hier lebende Ausländer sie befürworteten.

Auch bin ich persönlich der Meinung dass die Schweizer hier wieder einmal „nur“ direktdemokratisch durchsetzten was weltweit ein Trend ist und sich international in zunehmenden rutschen nach Rechts ausdrückt. Und es ist erst einmal nicht das Ergebnis dieser Abstimmung das mich beunruhigt, sondern eben dieser Trend der aus einer umfassenden Angstmache und Unzufriedenheit entsteht und der jenen konservativen Kräften in die Arme spielt, die langfristig vermutlich dann auch Einschränkungen der Freiheit planen könnten und denen alles Andersdenkende- und Lebende ein Dorn im Auge ist. Ob sich die Menschen die nun so euphorisch pro dieser Initiative gestimmt haben dieser möglichen langfristigen Folgen bewusst sind und die Signale die gesendet werden richtig einschätzen, das sei dahingestellt. Persönlich erlebe ich die Schweizer nämlich nicht als fremdenfeindlicher als jene Menschen anderer Länder. So bleibt zu hoffen, dass sich in Zukunft auch ein bisschen umfassenderes Denken breit macht und man mit Vernunft stimmt und handelt.

Ich glaube, dass die Schweiz ein sehr offenes und faires Land ist und bleibt und sicher nicht dämonisiert werden sollte. Sie bietet sich jetzt natürlich für alle als Projektionsfläche an auf die man alles werfen kann, was man selbst verdrängen möchte. In meinem Heimatland Österreich sieht es nicht anders aus (FPÖ), auch die USA sind nicht besser (Tea Party, Republikaner) und selbst das so liberale Skandinavien zieht bei Wahlen immer mehr nach rechts… Verändern kann das langfristig nur die Politik und ein Mensch der für sich selbst denkt und nicht instrumentalisieren lässt…

Das aber wiederum so klar für die Reichen gestimmt wurde (Steuerinitiative) ist dann schon ein bisschen ironisch, wenn man die zunehmende Kluft und den aussterbenden Mittelstand betrachtet…

Und ob man dann einst auch Reiche ausschaffen wird, wenn sie sich etwas herbes zuschulde kommen lassen? Oder ob dann der Mammon siegt und das Recht zurechtgebogen wird? Das wird wohl erst die Zukunft zeigen…

6 Kommentare

  1. Ich finde das interessant – Wieso ein solches Ergebnis gleich mal als „rechts“ bezeichnet werden muss, verstehe ich ja mal grundsätzlich nicht. Und wieso es ein Problem ist, Leute auszuschaffen die (Verfassungstextänderung) „Art. 121 Abs. 3-6 (neu)
    3 Sie (= die Ausländerinnen und Ausländer) verlieren unabhängig von ihrem ausländerrechtlichen Status ihr Aufenthaltsrecht sowie alle Rechtsansprüche auf Aufenthalt in der Schweiz, wenn sie:
    a. wegen eines vorsätzlichen Tötungsdelikts, wegen einer Vergewaltigung oder eines anderen schweren Sexualdelikts, wegen eines anderen Gewaltdelikts wie Raub, wegen Menschenhandels, Drogenhandels oder eines Einbruchsdelikts rechtskräftig verurteilt worden sind; oder
    b. missbräuchlich Leistungen der Sozialversicherungen oder der Sozialhilfe bezogen haben.“, verstehe ich auch nicht. Es ist doch ganz normal, dass man so ein Verhalten nicht dulden muss. Und es ist auch klar, dass man Schweizer nirgends ausschaffen kann – Dafür gibt es ein Gefängnis, der übrigens der Steuerzahler (die Reichen mit grösserem Anteil, natürlich!) bezahlt. Und ich habe keinen Bock darauf, Steuern zu zahlen für ein Gefängisaufenthalt eines kriminellen Ausländers – Soll sein Land dafür zahlen. Ist ja auch kein Problem… Machen viele andere Länder bereits seit einer Ewigkeit, was auch verständlich ist.

    Ich meine, wenn in meiner Wohnung sich jemand scheisse benimmt, schicke ich ihn auch raus – Er kann bei sich Zuhause sich scheisse benehmen. Das ist etwas, was jeder Mensch selber praktiziert: Er stellt sich Regeln auf für das eigene Daheim und da haben sich die anderen daran zu halten, sonst ist die Gefahr da, rausgeworfen zu werden. Ist auch in Clubs so, in Restaurants, … Sogar Du hast dieses Prinzip angewandt, als Du noch ein Forum hattest. Als Administrator hast Du Eskalationen bis zu einem gewissen Grad gedulded, danach wurden Menschen vom Forum gekickt. Das ist das gleiche wie Ausschaffungsinitiative. Gibts nichts dran zu rütteln 🙂

    Und das mit den Steuern ist immer so lustig… Hier habe ich ein tolles Beispiel dazu:

    Stellt Euch vor, dass jeden Tag 10 Personen miteinander in einem Restaurant ihr Abendessen zusammen einnehmen. Die Rechnung für alle zusammen beläuft sich auf Fr. 100.-. Wenn nun diese 10 Personen die Rechnung im gleichen Verhältnis unter sich aufteilen, wie sie Steuern bezahlen müssen, sieht die Rechnung so aus:

    * Die ersten 4 (die Ärmsten) bezahlen nichts
    * Der Fünfte bezahlt 1.-
    * Der Sechste bezahlt 3.-
    * Der Siebte bezahlt 7.-
    * Der Achte bezahlt 12.-
    * Der Neunte bezahlt 18.-
    * Der Zehnte (der Reichste) bezahlt 59.-

    Sie beschlossen, die Rechnung in Zukunft so aufzuteilen. Also assen die 10 jeden Abend in diesem Restaurant und waren glücklich und zufrieden.

    Eines Abends kam der Besitzer des Restaurants auf die 10 zu und teilte ihnen mit, dass sie fortan 20.- weniger bezahlen müssten, da sie so gute Stammkunden seien. Das Abendessen für alle zusammen kostete nun nur noch 80.-. Die 10 beschlossen, auch weiterhin die Rechnung so unter sich aufzuteilen, wie sie Steuern bezahlten.

    Für die ersten 4 änderte sich nichts – sie assen nach wie vor umsonst. Was war aber mit den anderen sechs – denjenigen, welche immer bezahlt hatten? Wie konnten sie die 20.- Einsparung so unter sich aufteilen, dass jeder einen fairen Anteil davon hatte? Die sechs errechneten, dass 20 durch 6 eine Ersparnis von 3.33 für jeden von ihnen ausmachen würde. Wenn sie dies nun aber von den bis heute bezahlten Beträgen abziehen würden, dann müssten der Fünfte und der Sechste inskünftig nichts mehr bezahlen. Der Besitzer des Restaurants schlug vor, den Betrag eines jeden Einzelnen der Sechs im Verhältnis zu seiner bisherigen Zahlung zu reduzieren und machte folgende Aufstellung:

    * Der Fünfte (wie die ersten vier) bezahlt nun nichts mehr (100% Einsparung)
    * Der Sechste bezahlt nun 2.- anstelle von bisher 3.- (33% Einsparung)
    * Der Siebte bezahlt nun 5.- anstelle von 7.- (28% Einsparung)
    * Der Achte bezahlt nun 9.- anstelle von 12.- (25% Einsparung)
    * Der Neunte bezahlt nun 14.- anstelle von 18.- (22% Einsparung)
    * Der Zehnte bezahlt nun 49.- anstelle von 59.- (16% Einsparung)

    Jeder der sechs kam nun billiger weg als zuvor – und die ersten 5 assen umsonst.

    Eines Abends, nach dem Essen begannen sie, ihre Einsparungen zu vergleichen. „Ich bekomme nur 1.- von den total 20.-, die uns der Wirt als Rabatt gab“ sagte der Sechste und – den Zehnten fixierend: „Der kriegt 10.- !“ „Ja, das stimmt“ sagte der Fünfte – „ich spare auch nur 1.-. Das ist unfair, dass der Zehnte zehnmal mehr einspart, als ich!“ „Das stimmt!“ rief der Siebte. „Warum soll der 10.- zurückbekommen, wenn ich nur 2.- bekomme – so bekommt der Reiche alles!“ „Ja genau“ schrieen die ersten vier miteinander. „Wir bekommen gar nichts. Dieses System beutet die Armen aus!“ Die neun umringten den Zehnten und schlugen ihn zusammen.

    Am nächsten Abend kam der Zehnte nicht zum Nachtessen. Die neun assen ohne ihn. Als es aber um’s Bezahlen der Rechnung ging, bemerkten sie etwas Wichtiges: Sie alle zusammen hatten gar nicht genug Geld, um auch nur die Hälfte der Rechnung zu bezahlen!

    Das, liebe Leser, ist der Weg, wie unser Steuersystem funktioniert. Die Leute, die die höchsten Steuern bezahlen, haben auch am meisten von einer Steuerreduktion. Wenn wir diese Leute zu hoch belasten und sie sogar angreifen, weil sie reich sind, dann kann es passieren, dass diese Leute eines Tages nicht mehr am Tisch sitzen. Denn draussen in der Welt hat es noch viele gute Restaurants, in denen diese Leute Platz nehmen können….

    Lieben Gruss,
    Patric & seine Meinung 😉

  2. Naja, die SVP ist eine offen rechtslastige Partei die in Zukunft sicher auch noch andere Feindbilder bemühen wird, wenn diese Thematik einmal durch ist. Ihr weiterer Erfolg öffnet ihnen noch mehr Türen… Ich verstehe die Intention hinter der Initiative, auch so manche Ängste und Ärger. Aber ich verstehe auch, das die Signale die durch diesen Sieg gesendet werden nicht von allen differenziert wahrgenommen werden…;). Und mal abwarten wie fair und/oder willkürlich man die Initiative dann praktisch umsetzt. Und klar: auch die Steuerinitiative war ein Schnellschuss. Aber wär sie auch so durchgefallen, wenn die SVP sie auf ihrer Liste gehabt und dementsprechend emotionalisiert hätte? Sind einfach meine persönlichen Gedanken dazu…

  3. Was ich nicht ganz verstehe: ihr habt doch eine direkte Demokratie, d.h. es wurde um eine Sache abgestimmt. Die kann man gut finden oder schlecht, ok.
    Aber an sich hat doch die Partei die das gestartet hat dadurch keine Macht gewonnen? Höchstens ein paar Aufmerksamkeitspunkte gesammelt, aber die Aufmerksamkeit gebt ihr der Partei doch genauso wenn ihr dagegen seid.
    Was heißt die SVP gewinnt in eurem System so oder so, und je mehr sie sich aufführt, um so mehr?
    Trotzdem hat bei der nächsten Sachabstimmung keiner einen Vorteil, nur weil es wieder ein SVP-Thema ist. Jeder kann dafür oder dagegen sein, und so seine Stimme abgeben.
    Oder übersehe ich da etwas?

    LG Andrea

  4. Also ich bin Österreicher und hier nicht wahlberechtigt. Insofern trifft das „Ihr“ nur über Umwege zu. Tatsache ist, das die Serie an Abstimmungserfolgen diese Partei ungemein stärkt, was man auch am zunehmend frecheren Auftreten merkt. Und nicht zu unterschätzen sind die finanziellen Mittel mit der sie ihre Kampagnen wesentlich stärker pushen können als die „Mitbewerber“ oder Gegner, was nicht unerheblich zum Erfolg beiträgt. Dass den Erfolgreichen das Geld hier dann noch mehr zufliesst bleibt ein Effekt… Also liegt der Vorteil bei der nächsten Abstimmung bereits klar mit darin, dass enorme Werbemittel freigemacht werden können…

    Grüesserl

  5. …Bro, ich bin kein SVP Fan, trotzdem bringen sie als einzige Partei Dinge auf den Tisch, über die sonst niemand sprechen möchte. Stammkneipen- und Schlagwortpolitik. Das zieht halt…

    Aber, wer sich wirklich informieren will, macht das in den abgegebenen Stimmunterlagen. Die sind komplett, ausführlich und objektiv. Jeder kann sich die Meinung selber Aufgrund von Fakten bilden – Was hier jeweils immer um den Brei ver-diskutiert wird, was nix mit den Fakten zu tun hat, schnalle ich nicht. Oder eben doch: Stammkneippenpolitik, wird von 90% der Bevölkerung praktiziert. Egal ob für oder dagegen. Da habe ich Aussagen gehört, bei denen ich mich frage, wie eine Demokratie überhaupt so gut funtktionieren kann bei uns in der Schweiz, denn die hatten nichts mit den Fakten zu tun – Beruhigend ist dann der Wähleranteil: Anscheinend verzichten sehr viele Schweizer auf ihr Stimmrecht, aus irgend welchen Gründen… Sind aber nacher die, die auf der Strasse demonstrieren gehen wenn sie mit dem Ergebnis unzufrieden sind. Tja.

    Lieben Gruss,
    Patric

  6. Patric, ich verstehe was du meinst. Ich habe mich viel zu wenig damit befasst, aber so weit ich verstanden habe, bestehen die Gesetze bereits und dass man extra eine Initiative lanciert, ist rein überflüssig. Und eben damit bewirken sie, dass die Leute denken, es ist die einzige Partei, die sich drum kümmert. Sie agieren ungemein strategisch geschickt und immer mit unlauterer Absicht. Sie umwerben gezielt Leute, die nicht so differenziert denken, obwohl sie selbst sehr wohl intelligent sind und ganz genau wissen, was sie im Schilde führen. Sie wollen nur eins: mehr Macht. Nichts von dem, was sie sagen, ist ehrlich. Aber sie treffen Themen, die die Leute beschäftigen, daher der Erfolg. Allerdings stimmt es, dass andere Parteien gewisse Themen und Ängste zuwenig erst nehmen und daher zum Freiwild machen. Man darf die Menschen einfach nicht überschätzen und man darf die Menschen vor allem nicht unterschätzen. Es ist viel weniger kuschlig als die meisten Leute meinen.
    Es gab ein Plakat „Sozialversicherungsmissbrauch führt zu Folter“. Zugegeben, Folter ist wirklich sehr schlimm. Aber Sozialversicherungsmissbrauch finde ich wirklich sehr sehr schlimm, denn es leiden Leute drunter, die darunter leiden, und denen geht es sehr sehr schlecht und sie haben kaum eine Lebensqualität. Also sollte niemand das Gesetz brechen halt, so lange das Gesetz soweit ok ist zumindest. Dann ist noch die Frage der Notlage. Also wenn jemand klaut, weil sein Säugling am Verhungern ist, und dann ausgeschafft wird, ist das auch nicht in Ordnung. Und soweit ich verstanden habe, ist das Problem, dass wir uns sehr viele Probleme mit den Europäischen Ländern schaffen, deren Vereinbarungen wir dann nicht einhalten würden. Wenn wir so isoliert würden, wären wir dann bald ein armes Land.
    Ich bin aber echt zu müde für detaillierte Betrachtungen in der Politik. Ich bin mehr die Überlebenswurstlerin im Moment, als die Weltbotschafterin. ;-). Diese Situation, dass man so ums Überleben kämpfen muss, haben wir auch dem Kapitalismus zu verdanken. Leistenleistenleisten und versuchen, nicht die zu sein, die zuerst rausfliegt…..
    Bei den Steuern gebe ich Dir Recht. Es wäre schön, mehr Gerechtigkeit zu schaffen, aber es ist in unserem System nicht möglich. So ist es.
    😉

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