Das grosse Seufzen

Bild 021Heute wird’s mal wieder etwas persönlicher hier, doch ich stehe nächstens vor Entscheidungen die nicht leicht (und auch nicht so ganz neu) sind, die aber fast jeder Haustierbesitzer kennt. Ich darf mich wieder einmal der Frage stellen, ob ich meinen geliebten 17-jährigen Schatz nicht ins Sommerland entsenden soll. Da sich die (inoperable aber gutartige) Zyste in Abständen von 5 – 14 Tagen immer wieder füllt und punktiert werden muss, ohne gelegentliche Cortisonspritze sein Magen-/Darmtrakt etwas dumm tut und er sowieso ohne Miniklistier alle 2 Tage keinen Stuhl absetzen könnte, wird es immer komplexer. Er selbst frisst und schmust immer noch gerne, wirkt aber immer etwas müde und aufs spielen verzichtet er. Okay, hey: er ist 17, das ist in Menschenjahren um die 100. Da hüpf ich auch nicht mehr wie ein Floh herum.

Natürlich kann man nun argumentieren, ich könne ihn „ja einmal fragen“. Doch meine Liebe für den kleinen Gauner ist so gross, das ich hier kaum einen neutralen Standpunkt einnehmen kann. Und Rat von Bekannten und Freunden einzuholen ist schwierig, denn jeder projiziert die eigenen Gefühle und Erfahrungen in die Situation. Wenn er sich nächtens schnurrend an mich schmiegt und seinen Kopf an meine Schulter legt, dann wirkt er nicht so als ob er schon für einen Abschied bereit wäre. Oder rede ich mir das nur ein, da ich nicht loslassen möchte? Manchmal muss man aus Liebe auch jemanden gehen lassen, doch ist das in seinem Interesse wenn er nicht auf menschlicher Ebene kommunizieren kann? Oder will „nur“ mein Ego von der Pflicht des Umsorgens befreit sein?

In solchen Momenten hinterfrage ich gar meine Hexensinne, denn eigentlich geht man davon aus dass man „Bescheid“ wissen würde. Andererseits ist es nur normal wenn hier viel Eigengefühl im Raum steht, das einen klaren Blick selbst bei Versierten trüben kann. Das habe ich in meinem Umfeld schon öfters erlebt und nun bin ich eben selbst mal in der Situation.

Bei meinem Tootsie war es vor Jahren klar: das musste sein und auch wenn es weh tat: es gab keine andere Entscheidung (Tumor). Selbst Karten und Runen teilten mir das mit. Im Fall Anubis jedoch weigere ich mich eines meiner Notfallorakel zu Rate zu ziehen. Ich will es selbst spüren was wann wie richtig ist. Auch das ist eine wichtige Erfahrung.

So werde ich beobachten, fühlen, und über die nächste Zeit eine Entscheidung treffen. Es ist – zumindest im Moment – keine die eilt da er nicht akut leidet, aber eine die präsent bleibt und nun von Tag zu Tag näher rückt. Ich muss mich damit auseinandersetzen; zu gegebener Zeit  zur Tat schreiten und seinen Übergang ins Sommerland zelebrieren. Nächste Woche? In einem Monat? Länger?

Das Leben ist sowieso unendlich, aber unser Ego schafft Grenzen. Und im Moment ist jeder Tag mit meinem alten Freund ein Geschenk.

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Teil deines Innenlebens. Es erinnert mich daran, mich auch damit auseinanderzusetzten. Meine alten Hundedamen sind schon auch langsam merklich alt und haben auch einige Gebrechen.

    Du beschreibst so schön, wie du es gerne wissen möchtest, wann der Zeitpunkt da ist. Das wünsche ich mir auch.

    So wie es klingt, ist dieses momentane Unwissen wohl die Vorbereitung. Du wirst es wissen.

    Ich wünsche deinem alten Freund, dem kleinen Gauner, Anubis einen wunderschönen Uebergang ins Sommerland wenn es dann soweit ist.

    Und dir danke ich nochmal für diesen wundervollen Blog. Einfach schön, wie du spüren willst, wann es richtig ist. Wenn die Zeit kommt, wünsche ich dir ein gutes „zur Tat schreiten“.

    Geniesst euch!

  2. Vielen Dank. Auch der Tierarzt meinte, ich würde es wissen, solle mir mehr vertrauen und es sei gut das ich mich vorbereite, da es zwar nicht akut sei, aber in der nächsten Zeit absehbar das ich Abschied nehmen muss…

    Umarme Dich und auch Euch viele schöne Momente

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