Ausflug nach Albenmark: Bernhard Hennens “Die Elfen”

dieelfen

Tja, ich habe auch heute nichts von Ritualen oder geheimen magischen Aktivitäten zu erzählen denn ich verweilte den ganzen Sonntag über in Albenmark, der Menschenwelt und im zerbrochenen Reich. Nahm Teil an der grossen Schlacht des Bündnisses der Elfen, Trolle, Menschen, Kentauren und Co. gegen die Menschenpriester und ihre alles vernichtenden Horden. Kurz gesagt: ich konnte mich nicht mehr von meinem Buch trennen….

Bernhard Hennens "Die Elfen" begeisterte mich nicht von Anfang an und bis es nun zum grossen Finale kam gab es einige Passagen die mich etwas zäh dünkten.

Der Roman um die Elfen Farodin, Nuramon und den Menschensohn Mandred auf ihrer Queste durch die Welten und Zeiten krankte zwischendurch an zuvielen Nebenhandlungen die auf Dauer etwas ermüdend wurden. Doch sind diese, wie man schlussendlich feststellt, notwendig und am Ende führen alle Fäden zusammen; machen das Fantasy-Werk zu einem grandiosen Epos in dem man mitlacht, weint, hofft und dessen Akteure einem ans Herz wachsen.

Der lineare Strang ist rasch erzählt: Ein Halbwesen terrorisiert die Bewohner eines nördlichen Küstendorfes und beim Versuch es zu erlegen, strandet der Mensch Mandred via eines Portales – einem Albenstern – in der Welt der Elfen. Dort erhält er Unterstützung von diesen doch beim Versuch mit einer Elfenjagd das Wesen zu erlegen müssen sie realisieren, dass sie dem gewieften Plan eines mächtigen Devanthars auf den Leim gegangen sind, eines Elfenfeindes, der sie benutzt hat um seine Rache am Elfenvolk über Generationen hinweg detaillreich in die Wege zu leiten. Und er schafft es in der Menschenwelt einen Gotteskult aufzubauen (Parallelen zum Christentum sind wohl unbeabsichtigt) der mit Hass und Niedertracht alles Andersartige als Dämonisch niedermetzelt und einen Krieg gegen die Wesen der Natur einleitet der selbst untereinander unstimmige Völker (Trolle, Gnome, Dunkelalben/Zwerge, etc.), zusammenbringt um im nervenzerfetzenden, kriegerischen und brutalen Finale zusammen Magie zu wirken und Albenmark magisch von der Menschenwelt zu trennen.

Natürlich spielt auch die Liebe eine wichtige Rolle und so verzweigen sich Personen und Handlungen, trennen sich die Wege einzelner Charaktere um gegen Ende wieder zu einem sinnigen Ganzen zusammenzufinden. Und genau da liegt eben auch die Schwäche, denn die Verzweigungen sind gelegentlich schlicht etwas ermüdend und sie bekommen erst gegen Schluss die Bedeutung die ihnen zusteht. Dann aber richtig. Letztlich geschickt und dramatisch hervorragend, im gegenwärtigen Verlauf des Lesens jedoch fühlt man sich zu oft von der eigentlichen Rahmenhandlung abgelenkt.

Dennoch lohnt es sich denn mich hat das letzte Drittel des Epos nun so in seinen Bann gezogen, dass ich – wie viele Leser vor mir – begeistert bin und schon lange nicht mehr tauchte ich auch visuell so sehr in andere Welten wie bei diesem Roman. Die Bilder standen mir stellenweise so intensiv vor dem inneren Auge, dass ich nach einem Leseabend dachte, ich hätte einen Film gesehen am Vortag nur um dann verwirrt festzustellen, dass es das Buch gewesen war. Fiktion und inneres Empfinden verschmolzen oft zu einem undefinierbaren Brei was in jedem Fall als Kompliment zu werten ist.

"Die Elfen" ist sicher etwas trivial, aber ich bin auch nicht sonderlich anspruchsvoll und wenn der Autor es schafft mich zu packen, überlese ich Ungereimtheiten sehr gerne. Und ja: das Buch hat mich gepackt. Hennen hat clever viel Raum geschaffen für Geschichten die während der Zeit von diesem Roman spielen, da seine Protagonisten des öfteren via Albenstern auch die Zeit durchspringen und in der Zukunft landen. Dies nutzte er um im zweiten Buch "Elfenwinter" eine der Geschichten zu erzählen, die hier nur als Legende erwähnt werden. Doch bevor ich mich daran mache folge ich der Empfehlung einer lieben Freundin und lese zuerst ein anderes Buch von Raymond Feist: "Der Lehrling des Magiers". Ich wurde gewarnt: auch dieses soll süchtig machen. Nundenn. Der Winter kann kommen.

Achja, die "Albensterne" die sich aus kreuzenden "Albenwegen" als Sprungtore anbieten fand ich faszinierend, denn Parallelen zu Kraftorten und den sogenannten Kraftlinien unserer Welt sind nicht zu überlesen.