Am Samstag ist Weltuntergang

Zumindest in Terry Pratchett’s und Neil Gaiman’s „Ein gutes Omen (Die freundlichen aber zutreffenden Prophezeiungen der Agnes Spinner)“. Doch natürlich wäre es nur halb so lustig, wenn alles so reibungslos klappen würde mit der Apokalypse. Das beginnt mit der Verwechslung des neugeborenen Antichristen in einer Klinik die von eigentlich ganz netten satanischen Nonnen geleitet wird, und gipfelt in einer kindlich naiven Argumentationsflut von Satans kleinem Söhnchen in Richtung Metatron und Belzebub. Denn eigentlich wäre die Erde gar kein so schlechter Ort, wenn die himmlischen und teuflischen Mächte nicht andauernd dreinpfuschen würden. Wie der kleine Adam – so sein Name – feststellt. Oder vielleicht wäre Mensch auch ohne deren  Interventionen nicht gescheiter?

eingutesomen

Jedenfalls ist es herrlich, wie sich die Geschichte entspinnt und welche Charaktere die beiden Autoren hier ins Leben gerufen haben. Crowley, ein sympathischer Höllendämon der die Annehmlichkeiten unserer Welt viel zu sehr vermissen würde, sein Freund Erziraphael, Erzengel, dem es hier ebenso ganz gut gefällt, ein paranoider Hexenjäger, eine waschechte Hexe die durch die Prophezeiungen (oder war es eher eine Rückschau?) ihrer Vorfahrin eh schon alles weiss, obwohl beim Interpretieren der verworrenen Zeilen doch so einiges in die Hose geht, und viele Haupt- und Randfiguren mehr…

Und dann wäre da natürlich Adam, seines Zeichens Antichrist und Kind, der aufgrund seiner ihm unbekannten Kräfte ein ganz schönes Chaos auf der Welt anrichtet und noch mehr als er bemerkt, was er mit seiner Fantasie eigentlich so alles bewirken kann. Wieso der entscheidende Kampf letztlich nicht zwischen Himmel und Hölle stattfindet, wie Kinder den 4 Reitern der Apokalypse nur mit ihrer Imagination bewaffnet entgegentreten, warum ein waschechter Höllenhund zum Schosshündchen wird und wie die Logik eines kleinen Jungen letztlich Gott und Teufel bzw, deren Sprachrohre durcheinanderbringt, das sollte man gelesen haben wenn man sich köstlich unterhalten will. Und natürlich bleibt die Frage, ob die Welt denn nun untergeht oder nicht?

Von Esoterik über Naturreligion bis zu den Grossreligionen kommt hier alles dran. Die Charaktere sind schrullig, aber äusserst liebenswürdig. Meist wollen sie gutes und richten doch nur Chaos an, was aber letztlich auch nicht immer schlecht sein muss. Und es ist ein Feuerwerk der Parodie das hier gezündet wird und das – bis auf wenige Übertreibungen – hervorragend funktioniert.

Ich habe schon lange keinen Terry Prachett Roman mehr gelesen, ganz im Gegensatz zu den Romanen seines Co-Autors Neil Gaiman, der seit „American Gods“ zu meinen absoluten Favoriten zählt. Vielleicht musste ich deshalb so oft so laut lachen beim Verschlingen dieser abstrusen und doch so intelligenten Geschichte die kein Klischee auslässt und dennoch ganz anders und durchaus hintergründig funktioniert…

Ein Buch dessen Lesen mir grossen Spass bereitet hat.

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