Alle Akte der Liebe und der Lebensfreude… Und was ist wenn’s Dir nicht gut geht?

 

„Alle Akte der Liebe und der Lebensfreude sind IHRE Rituale“… Ein Schlüsselsatz der „Charge of the Goddess“, einem der wichtigsten zeremoniellen Texte der Wicca (und inzwischen auch vieler anderer Hexen und Heiden). Liebe und Lebensfreude. Klingt fantastisch. So sind wir wohl alle ständig happy und am frohlocken, denn schliesslich wollen wir ja „heilig“ sein und die Göttin zelebrieren. Und was ist dann mit jenen die unter Depressionen leiden? Oder anderen psychischen oder auch physischen Herausforderungen die einen nicht unbedingt ständig lachend herumhüpfen und das Leben als steten Freudentanz feiern lassen?

Altar Ich liebe es an Wicca und dem Hexentum generell, das der Mensch in all seinen Facetten gefeiert wird. In Freud und Leid und mit all den Ecken und Kanten, Segnungen und Ekstasen, Wunden und Schrammen die das Leben uns so zuspielt.

Das man Mensch sein kann und dieses „Mensch sein“ auch feiert. Im Lichten wie im Dunkeln aber immer bestrebt das Gleichgewicht zu erlangen und zu leben inmitten all des Tumultes den einem das Sein so oft auf dem üppig angerichteten Teller präsentiert.

Aber wenn einer der heiligsten Sätze doch eben jener ist der „Liebe und Lebensfreude“ als die Rituale der Göttin anpreist, wo passt man dann in all jenen dunklen Stunden hin die – nicht nur psychisch herausgeforderten Menschen – das Leben oft so „versauern“? Ist man dann weniger Wicca? Heisst das, dass man dann ein schlechterer Mensch ist und die Göttin somit verärgert oder gar beleidigt? Ist man dann weniger wert?

Mitnichten!

Ich persönlich sehe diesen wichtigen Schlüsselsatz als Erinnerung daran, das Wicca keine Religion, kein spiritueller Pfad ist in dem man dem Leiden eine besondere Heiligkeit zuspricht. Du bist nicht heiliger wenn Du dem „Märtyrertum“ verfällst. Du kommst für Dein Leiden in keinen Himmel oder wirst heilig gesprochen. Leiden ist ein Teil des Lebens, aber Leiden um des Leidens willen oder das Leben in der Opferrolle macht Dich nicht zu einem göttlicheren Menschen. Es hält Dich höchstens von den konstruktiveren Energien und Deinem ganzheitlichen Potential fern

stargoddess-3.jpgWicca beinhaltet in seiner Ethik den Aufruf zu Selbsterkenntnis und Heilung. Die Götter lieben Dich in Licht und Schatten, schliesslich leben sie ja in Dir und durch Dich. Aber wenn man leidet oder krank ist und das erkannt hat, dann hat man als Wicca sich selbst und den Göttern gegenüber das Versprechen gegeben an dieser Heilung so weit als möglich zu arbeiten. Das Gleichgewicht wieder herzustellen oder es sich zu einem Ziel zu machen das man auch verfolgt.

Keiner verurteilt einen, wenn man dabei stolpert oder Rückschritte macht (ausser man sich selbst, wie es oft in der Natur der Psyche und alter Muster liegt). Aber es sollte dennoch das Ziel sein und bleiben diesen Zaunritt zwischen Licht und Dunkelheit in den Griff zu bekommen. Zu meistern. Balance…

Und wenn die Göttin ein Feld der Liebe und Freude repräsentiert, dann stärkt man dieses Feld mit Liebe und Freude. Wenn man die Welt heilen möchte, dann muss man bei sich selbst beginnen und darf nicht erwarten das alles um einen ins Lot kommt damit es einem selber besser geht. Das funktioniert nicht, auch wenn unsere Gesellschaft gerne die Verantwortung abgibt und man zu denken scheint, das „zuerst die anderen“ an sich arbeiten sollten, egal wie viele weise Bücher man gelesen hat…

Oder das Gefühl haben, die Heilung kommt so ganz ohne zutun, durch ein Wunder (die zwar möglich, aber eher selten sind)…

greenman-2.jpgAls ich nach meiner Grippe wieder von der alten, lebenslangen Bekannten Namens Depression besucht wurde und in die Unterwelt stolperte fiel mein Blick des öfteren auf das Buch mit dem Titel „All Acts Of Love and Pleasure“, einem (sensationellen) Wicca Buch das ich gerade erst beendet hatte und das auf dem Tisch lag und nicht im Regal versorgt wurde.

Und ich dachte mir immer wieder wie ironisch das doch wäre weil es einem gerade in diesen Momenten genau an dieser „Liebe und Leidenschaft/Lebensfreude“ fehlt und die Welt in einen negativen Schleier gehüllt wird.

Es in dieser, von den Medien verseuchten und manipulierten Welt und angesichts einer Gesellschaft die seltsame Wege (leider auch Richtung Interessenlosigkeit, Egoismus, Maskenball, Künstlichkeit und zugelassener Verdummung durch Medien/Politik) beschreitet, auch nicht wirklich leicht ist dann flott wieder positives zu sehen und Liebe/Lebensfreude zu empfinden.

„Ihre“ Rituale zu zelebrieren…

Und doch lüpfte ich schwerfällig meinen Arsch, räucherte, meditierte, ritualisierte, orakelte obwohl mir so gar nicht danach war. Rezitierte das Mantra „Auch das wird vorüber gehen“… Erfreute mich an der grünen Explosion die nach dem Regen die Wälder und Wiesen in allen Tönen leuchten liess. Und begann so der Liebe und Freude wieder Raum zu geben in meinem Herzen. Spürte die Göttin und den Gott und als gerade an Beltane meine Unterweltreise, auch wegen der Grippenachwirkungen, ihren Tiefpunkt erreicht hatte, nahm ich endlich wieder die helfende Hand der Göttin an und liess mir von ihr und ihrem Gefährten unter die Arme greifen. Raus aus dem Loch.

Die Liebe von Göttin und GottIch bin meinem Pfad und meiner Tradition enorm dankbar, das ich in ihr eine Kraftquelle habe die mich trägt und die mich auch in dunklen Zeiten nicht im Stich lässt. Die mir nicht versichert das „nachher“ alles besser wird und mein Leiden belohnt wird, sondern die mir gelehrt hat, dass es in diesem Leben ein wichtiges Ziel ist wieder ins Lot zu kommen. Hier. Jetzt. Mitgefühl statt (Selbst-)Mitleid. Und das mich Gott und Göttin, das Universum lieben, immer und in all meinen Entscheidungen und Zuständen. Aber auch das es die Liebe ist die wertgeschätzt wird und nicht das Leid. Das es die Liebe ist die heilt!

Ihre Liebe ist bedingungslos und nicht an meine/unsere Befindlichkeiten gekoppelt. Aber mit jedem Schritt den wir Richtung Heilung machen, mit jedem Lachen, mit jeder Freude, mir jeder Erfahrung nähren wir das Feld und zelebrieren das Leben durch das sie sich ausdrücken.

Und schaffen ein Gegengewicht zu einer Gesellschaft in der vielerorts das Leiden als wert geschätzt wird. Ein Wert der einem später „ein besseres Leben danach“ verspricht.

Oder die im Gegenzug einen oberflächlichen, sexualisierten „Fun“ Lifestyle ohne Tiefgang propagiert um so von der Heilung abzulenken, was aber letztlich eine ganze Industriemaschine finanziell gut ölt da keiner das auf Dauer durchhält oder den Ansprüchen die da gestellt werden dauerhaft gewachsen ist. Und dann in dieser „Industrie“ Hilfe sucht…

Die nächste Unterweltreise wird kommen. Und es ist gut im Hinterkopf zu haben, dass es auch wieder aufwärts geht, die Götter einem dabei helfen und geduldig abwarten das man wieder ihre Hand ergreift. Aber  besonders viel Freude signalisieren, wenn man diese Hand dann auch wirklich annimmt anstatt sich in der Tiefe zusammenzurollen und sich somit gegen den natürlichen Kreislauf zu stemmen. Sich der Verantwortung sich selbst gegenüber gewahr ist und etwas dafür tut… Aber auch wieder ein Stück weit aus diesem Zyklus gelernt hat…

„Alle Akte der Liebe und der Lebensfreude“ … ich mag diese stete Erinnerung 🙂

 

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