Wenn man allen anderen die Schuld zuweist…

Kürzlich begegnete mir ein Mensch, den ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Leider wich die instinktive Freude rasch einem inneren Seufzen und nach ein paar Minuten mehr gar einem Fluchtinstinkt. Was war passiert?

Besagter Mensch hatte bereits vor vielen vielen Jahren die Eigenschaft, ein extrem negatives Weltbild an den Tag zu legen und die Schuld für alles Schlechte generell bei anderen zu suchen. Schon damals unternahm ich den vorsichtigen Versuch die Aufmerksamkeit für einmal auf die Selbstwahrnehmung zu lenken und nicht im Aussen zu suchen.

Leider erwies sich dies damals schon als unmöglich, da sofort – falls überhaupt zugehört wurde – ein Schwall an Negativität über die „Anderen“ und überhaupt und sowieso losbrach, sodass jedes Argument sofort mit Anschuldigungen an „Gott und die Welt“ zum verstummen gebracht wurde. Und irgendwann mochte ich einfach nicht mehr zuhören.

Dennoch freute ich mich bei der spontanen Begegnung, bis ich merken durfte das dieser Mensch kein bisschen Veränderung erfahren hat. Sofort ging es wieder los mit „das ist schlecht, dies ist krank, die sind böse, oberflächlich, hohl, egoistisch,……. und kein Wunder kann ich nicht glücklich werden,…“ .

Und trotz dem Hochfahren aller Schutzschilde (auf der Enterprise hätte man gesagt „Alarmstufe Rot“ und die Sirenen wären losgegangen) merkte ich, wie mich diese Wucht an negativer Energie aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Mehrmals versuchte ich das Gespräch abzuklemmen (ich hatte es tatsächlich eilig), aber dieser Mensch ignorierte das und „negativisierte“ munter weiter und meine Höflichkeit liess mich nicht einfach umdrehen und gehen.

Als ich es dann doch schaffte mich loszureissen segnete ich diesen Menschen im Stillen und wünschte im Geiste alles Gute. Musste aber zu Hause dennoch zuerst den Salbeizopf zücken und eine kleine, rituelle Reinigung in die Wege leiten, da ich die Energie noch wahrnahm.

Danach fragte ich mich, was ich aus dieser Begegnung lernen konnte und mir wurde schnell klar, dass dies eindeutig eine Erinnerung daran war, darauf zu achten wie man denkt und spricht und wie verheerend es sich auswirken kann, wenn man nicht dazu bereit ist, etwas zu verändern. Denn dieser Mensch hatte immer noch den Status Quo, lebte in der Vergangenheit (den guten alten Zeiten, die irgendwann ja mal da gewesen waren, auch wenn darüber nie etwas erzählt wurde) und hatte nichts an seiner Situation in irgendeiner Weise transformiert.

Und die extreme Abwehr von jedwedem Gedankenanstoss (darauf verzichtete ich diesmal jedoch) zeigt, dass da kein Wunsch nach Änderung vorhanden war. Die Opferrolle wurde zu einem Anzug dessen „an den Kleiderhaken hängen“ scheinbar keine Option mehr ist.

Aus meiner Erfahrung heraus ist es wichtig, sich zwischendurch auch immer wieder selbst in Frage zu stellen und generell nicht die Schuld für alles das einem widerfährt im Aussen zu suchen. Ohne dabei selbst Schuldgefühle zu entwickeln oder sich schlecht zu fühlen wenn man tatsächlich bemerkt das man selbst einiges zu verantworten hat.

Das ist okay.

Wir sind Menschen.

Wir machen Erfahrungen, wir bauen Mist,  wir treten ins Fettnäpfchen, wir handeln nicht immer aus dem Herzen heraus.

Und auch das ist okay wenn wir den Mut haben es zu erkennen und daraus zu lernen. 

Das eigene Glück beginnt im Innen, Magie beginnt im Innen und der Wille etwas verändern zu wollen ist der Treibstoff der uns nach vorne in Richtung unserer Träume bewegt. Und manchmal wird dieser knapp und dann tanken wir eben wieder auf. Manchmal brauchen wir jemanden der uns anstösst bis wir wieder Fahrt aufnehmen, und auch das ist in Ordnung. Menschen vollbringen wunderbare Dinge, wenn sie sich gegenseitig unterstützen, annehmen, aber auch geben können.

Trotz der Erschöpfung, die die Begegnung kurzfristig in mir auslöste, war ich am Ende doch dankbar. Denn in einer Zeit der Veränderungen braucht es Achtsamkeit um nicht ebenso von alten Mustern eingeholt zu werden. Und dieses spontane Treffen war eine gute Lektion um die unangenehmen Folgen einmal mehr zu verinnerlichen die sich einstellen können, wenn man eben nichts ändert.

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass dieser Mensch sich so wohl fühlt in seiner Rolle. Er dieses Verhalten innerlich mit Freude an den Tag legt da er/sie spürt, dass der Andere aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Das hoffe ich zwar nicht, aber eine kleine Stimme in mir flüsterte schon vor Jahren, dass das in diesem Fall zutreffen könnte. Und auch bei der Begegnung war dieses Gefühl vorhanden.

Macht Mensch das bewusst?

Unbewusst?

Es steht letzteres zu hoffen, denn vorsätzliche Bösartigkeit gibt es zwar ,ich wünsche aber dass dies nicht der Fall ist. Und wenn doch, dann hat Karma ja, allem Anschein nach, schon ziemlich ein Dauerabo dort gelöst. Ein Abo das  Mensch nur selber wieder auflösen kann und es ist zu wünschen dass dies erkannt wird und so noch ein glückliches Leben ermöglicht wird.

Möglich wäre es in jedem Fall. Eine Herausforderung die sich anzunehmen lohnen würde. Eine Entscheidung die jedoch jeder selbst treffen muss, oder auch nicht. Nur nicht wundern wenn die Welt dann das eigene Gedankenbild zurück spiegelt.

Blessed Be

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